»34« Was ist die Wahrheit?

1.7K 63 12
                                    

Lorenzo
Amerika, Chicago

Ich versuchte, sie aus ihrem dunklen Traum herauszuholen, aber je näher ich kam, desto tiefer schien sie darin gefangen zu sein. Jedes Mal, wenn ich ihre Tränen mit meinem Daumen wegwischte, kamen nur noch mehr.

„Valentina..?" flüsterte ich, meine Stimme war ruhig und sanft. Doch ihre Antwort blieb aus, und ihre Zuckungen wurden heftiger. Als ich sie in meine Arme nahm, fühlte ich, wie ihr Körper bebte, als ob er gegen etwas kämpfen würde.„Sono con te, cuore mio,"
Wach auf. Ich bin bei dir, mein Herz.
Murmelte ich leise, während ich ihre Stirn küsste.

Sanft rüttelte ich sie und strich ihr die braunen Strähnen aus dem Gesicht.
„Ich will das... nicht", murmelte sie plötzlich und ein Schauer durchfuhr mich, als ich ihre Worte hörte. Über was träumte sie? War es ein Albtraum oder die harte Realität?

Ich wollte nur, dass sie aufwachte und zurück in die Realität kam. Es tat mir weh, sie leiden zu sehen.

Als ich sie fester an mich drückte, spürte ich ihre Körperwärme auf meiner Brust. Mit sanften Worten flüsterte ich ihr zu, dass alles gut werden würde, dass sie nicht allein sei. Ihr Zittern ließ langsam nach, und ich bemerkte, wie ihre Atmung regelmäßiger wurde. Mit meiner Hand streichelte ich sanft über ihren Kopf.

Plötzlich spürte ich, wie ihr Körper sich entspannte. Ihre Augen öffneten sich langsam, und ich konnte sehen wie erschöpft sie war.
Sie sah mich an, und ich lächelte ihr beruhigend zu, während ich sie festhielt.

„Lorenzo?" Ihre Stimme klang zerbrechlich, als sie langsam aus dem Schlaf auftauchte und mich mit glasigen Augen ansah. Ich strich behutsam die verschwitzten Strähnen von ihrer Stirn weg.
„Du bist eingeschlafen und hast plötzlich angefangen im Schlaf zu weinen", erklärte ich, während ich den Ausdruck der Verwirrung in ihren Augen wahrnahm. Ihre geröteten Wangen und zitternden Lippen zeigten, dass der Albtraum sie immer noch gefangen hielt.

Ein leises „Hm" entwich ihren Lippen, während sie meinen Blick vermied.
„Möchtest du darüber sprechen?", fragte ich, woraufhin Stille herrschte – ihre Antwort blieb aus.
Ich versuchte es erneut: „Bist du sicher, dass du nicht darüber reden möchtest, cuore mio?"

Plötzlich überwältigten Emotionen sie wie eine Welle, und sie brach in Tränen aus.
„Es ist... es ist einfach zu viel", stammelte sie Schluchzend.
„Es fühlt sich an, als ob er noch hier wäre."
Valentinas schockierter Blick verriet mir, dass sie sofort bereute, was sie gerade gesagt hatte.

Als sie von "ihm" sprach, verkrampften sich plötzlich meine Muskeln, und ein Gefühl von Eifersucht und Wut durchströmte meinen Körper. Mein Blick verdunkelte sich, und meine Miene verhärtete sich. Es gab also noch jemanden außer mir in ihrem Leben?

Ein kaltes Schweigen fiel zwischen uns, während ich versuchte, meine aufkommenden Emotionen zu kontrollieren. Doch die Gedanken an diesen anderen, den sie erwähnte, ließen mich nicht los. War es ein alter Freund? Ein Ex-Liebhaber? Die Ungewissheit nagte an mir und brachte meine Eifersucht zum Kochen.

Die Stille lastete schwer zwischen uns, und ich konnte sie einfach nicht länger ertragen.
„Von wem redest du da?", meine Stimme klang düster, trotz meiner Bemühungen, ruhig zu bleiben. Valentina sah mich mit großen Augen an, schwieg jedoch. Es fühlte sich an, als hätte sie ungewollt etwas preisgegeben, das besser im Dunkeln geblieben wäre, wie ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, das sie nie enthüllen darf.

Meine Geduld schwand mit jeder Sekunde, die verging. Wenn sie schon damit anfing, von einem anderen Mann zu sprechen, sollte sie es gefälligst zu Ende bringen. „Rede", befahl ich und verstärkte meinen Griff um ihren zierlichen Körper.

„Es gibt nichts zu erzählen", murmelte sie, doch ihre Worte brachten mich nur noch mehr zum Kochen. Verkaufte sie mich etwa für dumm? Die Spannung zwischen uns erreichte einen Höhepunkt, und ich spürte, wie meine Muskeln sich noch mehr anspannten.

„Gab es einen Mann in deinem Leben, bevor ich dich zu mir nahm?", fragte ich, meine Stimme ruhig, aber mit einem drohenden Blick. Valentina sah mich mit geweiteten Augen an und schüttelte langsam den Kopf. „N... Nein", flüsterte sie, doch ihre zögernde Antwort ließ mich zweifeln.

„Lüg mich nicht an", knurrte ich, meine Stimme gefährlich.
„Wer ist dieser Kerl? Liebst du ihn etwa?"
Die Worte fühlten sich wie ein schweres Gewicht in der Luft an, während ich darauf wartete, dass sie endlich die Wahrheit aussprach.

Die bloße Vorstellung, dass es jemand anderen in ihrem Leben gab oder sogar noch gibt, ließ das Gefühl von Eifersucht und Zorn in mir hochkochen. Suchte er nach ihr? Liebte er sie? Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust, als ich mir vorstellte, dass er sie auf dieselbe Weise berührt haben könnte, wie ich es tat. Nein, das durfte nicht wahr sein. Ein Schauer lief mir über den Rücken, begleitet von dem bedrohlichen Wunsch, diesen Mann zu finden und ihn zu töten.

„Es gibt niemanden", flüsterte Valentina mit bebender Stimme.
„Bitte glaub mir."
Tränen glitzerten in ihren Augen, und ihre Hände zitterten vor Angst.

War er der Grund dafür, dass sie so oft neben der Spur war oder ihre kurzen Momente der Abwesenheit? Hatte er ihr Leid zugefügt? Unzählige Fragen durchströmten meinen Kopf, und ich fühlte mich von einem Strudel aus Ungewissheit und Eifersucht gefangen.

Zögernd gab ich nach, doch mein inneres Feuer brannte weiter, fest entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Diese Geschichte war noch lange nicht zu Ende – sie hatte gerade erst begonnen.

In einem beharrlichen Schweigen hüllten wir uns ein, während Valentina noch immer zitterte. Entschlossen trug ich sie in ihr Zimmer, wo sie sich weiter an meine Brust schmiegte und mir stumm die Führung überließ.

Die Tür zu ihrem Zimmer öffnete ich mit einem entschlossenen Tritt meines Fußes. Wir betraten den Raum und ich ließ sie sanft auf die weiche Matratze sinken.
Ihr Körper lag eng an meinen geschmiegt, als ich mich neben sie auf das Bett legte.

Ein düsteres Lächeln huschte über meine Lippen, als ich ihr einen Kuss auf das Schlüsselbein hauchte. „Ich spüre, dass du etwas verheimlichst", flüsterte ich.
„Egal ob du mir hilfst oder nicht, ich werde die Wahrheit herausfinden."

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt