»30« Layla

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Valentina
Amerika, Chicago

Gemeinsam hatten wir es uns im großen, offenen Wohnzimmer gemütlich gemacht. Layla schien jetzt mehr Unterstützung zu brauchen als je zuvor. Man konnte in ihren Augen sehen, wie zerbrochen sie war und wie sehr sie unsere Unterstützung jetzt brauchte.
„Wieso hat er dich geschlagen?", fragte Emilia und durchbrach damit das Schweigen.
Layla blickte uns mit glasigen Augen an.
„Ich bin ihm zu ungehorsam. Zu laut, zu respektlos - einfach alles. Und irgendwann hatte er einfach genug davon", erklärte sie, und ihre Stimme zitterte vor Angst.

Emilia und ich tauschten einen beunruhigten Blick aus, als Layla ihre schmerzhaften Worte aussprach. Uns war klar, dass wir behutsam vorgehen mussten, um sie nicht weiter zu verletzen.
Ich setzte mich neben Layla und legte sanft eine Hand auf ihre Schulter.
„Es tut mir so leid, Layla", begann ich leise.
„Aber könntest du uns mehr erzählen?
Wie bist du überhaupt bei Matteo gelandet?"
Layla schluckte schwer, ihre Augen füllten sich weiter mit Tränen, aber sie nickte langsam und begann zu erzählen.

„Es begann alles vor einigen Jahren", begann sie mit zitternder Stimme.
„Ich war jung und naiv. Ich dachte, ich hätte die große Liebe gefunden, aber es stellte sich heraus, dass er mich nur schlecht behandelte. Er wurde immer aggressiver und gewalttätiger, und ich schaffte es nicht mich zu trennen.
Ich fühlte mich einfach gefangen."
Emilia und ich hörten aufmerksam zu, während Layla ihre Geschichte weiter erzählte.

„Und dann traf ich Matteo",
fuhr Layla fort, ihre Stimme war dabei fast zu brechen.
„Als ich bei Matteo in seiner Firma vor paar Monaten anfing zu arbeiten, hatten wir von Anfang an einen guten Draht zueinander. Es war eine Erleichterung, jemanden zu haben, dem ich vertrauen konnte. Doch alles änderte sich, als Matteo meine blauen Flecken von meinem Ex entdeckte. Von diesem Moment an entschied er sich, mich zu beschützen, so gut er konnte.
Er holte mich von meinem Ex weg und wir verbrachten daraufhin viel Zeit miteinander. Anfangs war ich dankbar für seine Fürsorge und seine liebevolle Art. Ich fühlte mich sicher bei ihm und begann, mich in ihn zu verlieben.
Doch als er mich dann zu sich nach Hause einlud, veränderte sich alles.
Plötzlich war er nicht mehr der Mann, in den ich mich verliebt hatte. Nein, er verwandelte sich in meinen Entführer.
Matteo sperrte mich in seinem Haus ein und isolierte mich von der Außenwelt. Er wurde schlimmer als mein Ex, kontrollierender und gewaltsamer. Trotz meiner Bemühungen konnte ich einfach nicht entkommen."

Ich legte einen Arm um Layla, und Emilia drückte ihre Hand. Die Stille war drückend, als Layla ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
„Es tut mir leid", schluchzte sie.
„Es tut mir so leid, dass ich so schwach bin."
„Du bist nicht schwach, Layla", sagte ich sanft.
„Du bist stark, weil du hier bist und darüber sprichst. Wir sind für dich da, und ich verspreche dir wir werden hier noch raus kommen."
Emilia nickte zustimmend.
„Wir werden einen Weg finden, Layla. Du bist nicht allein."

Layla lächelte schwach durch ihre Tränen.
Es wird ein langer Weg sein, aber sie wusste, dass sie nicht allein damit war.

Ich tauchte einmal in mich und vertiefte mich erneut in meine Gedanken. Ich versuchte zu verarbeiten, was Layla uns gerade offenbart hatte.
Die Geschichte von ihr berührte mich zutiefst. Diese wunderschöne und starke Frau war gefangen in einer toxischen Beziehung und fand sich dann in einer noch schlimmeren Situation wieder. Sie glaubte, er sei ein netter Mann und verliebte sich in ihn, und was tat er?
Er nahm ihr Herz und zerbrach es in tausend Stücke.

Die Tatsache, dass sie zuvor eine so gute Verbindung hatten, machte die ganze Situation noch verstörender. In ihren Augen war er jemand, der sie beschützte und liebevoll behandelte, und plötzlich wurde er zum Teufel höchstpersönlich. Diese Gedanken ließen mich nachdenklich werden. Was wäre, wenn es bei mir und Lorenzo genauso abgelaufen wäre? Hätte ich mich überhaupt in ihn verlieben können, wenn er nicht so ein Psychopath wäre?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als plötzlich das Geräusch einer sich öffnenden Tür erklang. Verwirrt sahen wir drei uns gegenseitig an. Sind die Brüder etwa schon zurück? So früh?

„Sind die Brüder schon wieder da?", flüsterte Emilia besorgt.
Drei beeindruckend maskuline Männer in makellosen schwarzen Anzügen musterten uns, als wir zu dritt auf dem Sofa saßen.

Lorenzo, Matteo und Elijah nährten sich zu uns.
Emilia sprang besorgt auf und eilte zu Elijah, der humpelnd herein kam. Offensichtlich hatte er eine Verletzung im Bauch, denn sein weißes Hemd zeigte an dieser Stelle einen großen, runden Blutfleck an. Layla und ich saßen nur da und beobachteten die Szene. War Emilia wirklich besorgt um ihn? Wenn ja, wieso? Sollte sie nicht eher erleichtert sein?

„Kann ich dir helfen?", fragte Emilia, ihre Stimme war voller Besorgnis.
Während Emilia sich um Elijah kümmerte, tauschten Layla und ich verwirrte Blicke aus. Es war offensichtlich, dass etwas Ernstes passiert war, aber niemand schien bereit zu sein, Details preiszugeben.

„Was ist passiert?", fragte ich und richtete meinen Blick auf Lorenzo. Dabei vermied ich es jedoch, Emotionen zu zeigen oder andere Gefühle.
„Es ist nichts Ernstes", versicherte Lorenzo, während er Elijah stützte.
„Wir hatten einen kleinen Zwischenfall, aber alles ist unter Kontrolle."
Zwischenfall? Geht es um die Drogen?

Ich fixierte Lorenzo von oben bis unten.
Er schien unverletzt zu sein, aber ehrlich gesagt war es mir auch egal. Selbst wenn er sich verletzt hätte, wäre es mir nicht wichtig gewesen. Im Gegenteil, es hätte mir sogar besser gepasst, wenn er umgekommen wäre.
Naja, Vielleicht beim nächsten Mal.

Lorenzo kam langsam auf mich zu, sein dunkler Anzug und seine perfekt sitzenden Haare verliehen ihm das Aussehen eines mysteriösen Geschäftsmannes.

„Komm, Cuore mio", sagte er ruhig.
„Für uns steht noch Arbeit an."
Ich blickte ihn verwirrt an.
Arbeit? Was meinte er damit?

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt