»42« Freiheit? Möchte ich das?

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Valentina
Amerika, Chicago

Die Kälte durchdrang mich bis ins Blut, mein Körper bebte, und meine Lippen zitterten. Innerlich schrie meine Seele danach, aufzustehen und die Augen zu öffnen, doch meine Glieder waren wie gelähmt.
„Es ist Zeit aufzuwachen."
Eine raue Stimme drang in meine Ohren, begleitet von einem metallischen Klirren, das meine Sinne schärfte.
„Valentina!" Der Schrei wurde drängender, das Klirren intensiver.
Langsam öffneten sich meine Augen.
Ich blinzelte, versuchte mich an das grelle Licht zu gewöhnen, das mir direkt entgegenstrahlte.

Mit einem plötzlichen Ruck durchzuckte mich die Erkenntnis, dass ich auf kaltem Metall lag, mein Rücken an die harte Oberfläche gepresst.
Als ich mich langsam aufrichtete, spürte ich die Kälte des Metalls an meinen Händen.
Die Dunkelheit um mich herum war erstickend, es gab nur die grelle Glühbirne über mir, die mich blendete. Meine Augen wanderten zu den vielen Metallstangen, die mich umgaben, und ein beklemmendes Gefühl der Enge schlich sich in meine Gedanken.

Plötzlich erkannte ich die Wahrheit:
Ich war gefangen, eingesperrt wie ein wildes Tier in einem Käfig, ohne zu wissen, wie ich hierher gelangt war oder wie ich entkommen könnte.
Die Enge des Käfigs brachte mich in Panik, während ich die düstere Umgebung betrachtete. Meine Gedanken suchten fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser Situation, doch die Dunkelheit verschluckte jede Hoffnung.

Mit zitternden Händen umklammerte ich die kalten Metallstangen und rüttelte mit aller Kraft daran. Panik und Angst ergriffen mich, während ich instinktiv wusste, dass meine Kraft nicht ausreichend war.
Dennoch konnte ich nicht einfach tatenlos dasitzen.

Die Erinnerung an die raue Stimme, die mich geweckt hatte, durchzuckte meinen Verstand wie ein Blitz.
Plötzlich wurde mir etwas klar:
In der Dunkelheit lauerte jemand.
Jemand, der mich beobachtete.
Jemand, der höchstwahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass ich hier eingesperrt war.
Ein Schauer lief mir über den Rücken, während ich darüber nachdachte, wer es sein könnte und warum sie mich hier festhielten.

Mein Blick glitt zwischen den Metallstäben hindurch in die Dunkelheit.
„H..Hallo?" Meine Stimme klang brüchig.
Keine Antwort.
„Ist da jemand?"
Wieder herrschte Schweigen.

Doch dann hörte ich eine Bewegung, hörte Schritte – nicht vor mir, sondern hinter mir.
Ich wirbelte herum. Ein Mann mit hellbraunen Haaren und einem makellosen Anzug stand da, sein Gesicht von der Dunkelheit verschluckt.
Während er mich intensiv musterte fragte ich mich, wer er war und was er hier wollte.

„Wer bist du?" stammelte ich, meine Füße zögernd in seine Richtung bewegend.
Je näher ich kam, desto deutlicher konnte ich sein Gesicht erkennen.
„L... Luca?"
Meine Stimme brach ab, als ich vor Schock erstarrte. Hatte er mich entführt? War er für meine Gefangenschaft verantwortlich?
Meine Hände klammerten sich an die Stäbe, während seine strahlend blauen Augen meine braunen durchdrangen.
„Valentina. Schön, dass du wach bist," sagte er mit einem unerwartet freundlichen Ton.
Seine Stimme klang fehl am Platz angesichts der düsteren Situation und der Gestalt, die er verkörperte.

„Schön, dass ich wach bin?!"
Mein Ton war eine Mischung aus Wut und Verwirrung.
„Keine Sorge. Du bist nur mein Druckmittel wegen Lorenzo. Ich will ihn und nicht dich," erklärte er ruhig.
Ich fixierte ihn mit einem Blick voller Misstrauen.
„Falsche Entscheidung," sagte ich.
„Lorenzo würde niemals sein Leben für mich aufs Spiel setzen."
Ein leises Lachen entwich mir.
Er hatte sich geirrt, wenn er dachte, Lorenzo würde sich wegen mir in Gefahr begeben.

Luca runzelte verwirrt die Stirn, seine Augen suchten meine.
„Meinst du das ernst oder tust du nur so?"
fragte er herausfordernd.
„Was meinst du?" fragte ich zögernd.
Seine Stimme war unerwartet ernst, als er erklärte:
„Lorenzo würde die ganze Menschheit auslöschen, nur um sicherzustellen, dass es dir gut geht."
Ein ungläubiges Lachen entrang sich meiner Kehle. Diese Behauptung war so absurd, dass sie beinahe schon bedrohlich wirkte.

„Warum willst du Lorenzo eigentlich tot sehen?"
Ich sprach meine Gedanken laut aus, während sich ein Grinsen auf Lucas Lippen ausbreitete.
Mit langsamen Schritten näherte er sich den Metallstangen, und ich konnte seinen Duft nach Parfüm und Zigarettenrauch wahrnehmen.
„Ich werde zwar nicht der Mann sein, der ihm das Leben nimmt, aber ich werde sicherstellen, dass er andere Qualen erleidet", erklärte Luca mit einem düsteren Unterton, seine Augen weit aufgerissen.
„Das war keine Antwort auf meine Frage."
Er schnaubte durch die Nase.
„Er hat meinen Bruder Guzmàn getötet."

Ein schwerer Kloß bildete sich in meinem Hals. Die Offenbarung von Luca ließ für einen Moment Mitleid in mir aufkommen. Doch dann tauchte eine Frage in meinem Verstand auf: Würde Lorenzo wirklich einen Bruder einfach so töten? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lorenzo ohne Grund den Bruder eines anderen einfach so nehmen würde, es sei denn, jemand, den er liebte, wäre in Gefahr.

Ich erinnerte mich an Lucas Worte.
„Wenn du ihn nicht töten wirst, wer dann?" fragte ich ihn.
„Jemand, der mir eine Menge Geld geboten hat, um die Ehre zu haben, ihn umzubringen", sagte er und lächelte mich an.
Wie viele Feinde musste Lorenzo haben, dass jemand bereit war, Geld dafür zu zahlen, um ihn zu töten?

„U..Und was passiert mit mir?"
Luca zuckte mit den Schultern und wandte sich von mir ab.
„Wenn Lorenzo erledigt ist, bist du quasi frei," erklärte er.
„Du kannst zurück in dein altes Leben und so tun, als wäre nichts passiert. Das wolltest du doch, oder?"

Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich nach dieser Aktion ganz einfach davonkommen würde. Dennoch jagten mir seine Worte eine Gänsehaut über den Rücken, als er diese Worte aussprach.
Wollte ich das wirklich?
Wollte ich frei sein?
Wollte ich, Lorenzos Tod?

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWhere stories live. Discover now