»51« Verräter nr. 2

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Lorenzo
Amerika, Chicago

Mit Valentina in meinen Armen eilten Elijah und ich die steilen Treppen wieder hinauf.
„Wo sind die anderen?" flüsterte ich, mein Blick war auf Elijah gerichtet. Valentinas warmer Atem auf meiner Brust ließ eine prickelnde Gänsehaut über meinen Körper laufen.

Mein Herz klopfte heftig, und ich warf alle paar Sekunden einen Blick auf cuore mio, um sicherzustellen, dass es ihr gut ging.
Ohne noch einmal im Erdgeschoss zu suchen, stiegen wir die Treppen in den ersten Stock hinauf.
Das Knarren der Treppen durchbrach die Stille.

Oben angekommen, fanden wir uns in einem engen Flur mit drei verschlossenen Türen wieder. Wo waren Matteo und Diego?
Ich gab Elijah ein Blicksignal, die erste Tür zu öffnen. Er nickte, richtete seine Waffe auf die Tür und stieß sie mit einem kräftigen Tritt auf.

„Niemand drin", flüsterte er, und wir schlichen uns zur nächsten Holztür. Valentinas Augen blieben geschlossen; wenn ich nur wüsste, was die Schweine ihr angetan hatten.
Eines war sicher:
Der Kampf war noch lange nicht zu Ende, wir haben gerade erst begonnen.

Ein Knall ertönte, als Elijah die nächste Tür auftrat. Unsere Waffen waren im Anschlag, bereit zu feuern, falls ein Feind sich hinter der Tür verbarg.

„Hier ist auch nichts", flüsterte Elijah mir zu.
Wir gingen zur nächsten und letzten Tür. Elijah trat sie mit einem lauten Knall auf, und was ich sah, ließ mich den Atem anhalten:
Eine rothaarige Frau, ein Mann und Diego standen dort, zusammen mit einem gefesselten Matteo.

Matteo saß auf einem Stuhl, seine Arme und Beine waren mit einem Seil festgebunden.
Sein Mund wurde mit einem Streifen Klebeband verschlossen, sodass er nicht sprechen konnte. Sein blaues Auge zeigte, dass er höchstwahrscheinlich geschlagen wurde.
Seine Augen flehten um Hilfe, als er uns ansah.
„Was geht hier vor?!" rief ich laut und richtete meine Waffe auf die rothaarige Frau.
Elijah zielte auf den unbekannten Mann.

Ich blickte zu Diego hinüber und bemerkte sofort etwas: Im Gegensatz zu Matteo war er nicht hilflos auf einem Stuhl gefesselt.
Er hatte keine Verletzungen im Gesicht und keinen Klebestreifen auf dem Mund.
Stattdessen stand er neben den anderen beiden und richtete seine Waffe auf uns.
Dieser verdammte Verräter!

Ich lenkte meine Waffe auf Diego und fixierte ihn wütend. „Diego?! Meinst du das ernst?"
Ein amüsiertes Lächeln spielte auf Diegos Lippen, während er seine Waffe auf mich richtete. „Überraschung, Mr. de Santis", sagte er gelassen.„Fuck! Seit wann, Diego?" fragte ich mit einem bedrohlichen Unterton, kurz davor, abzudrücken.

„Ich war derjenige, der Luca die Informationen gegeben hat. Ich habe verraten, wo Valentina war, und ich habe euch hierher geführt. Mein Plan ist perfekt aufgegangen, findest du nicht?"
Seine Worte wurden von einem breiten Grinsen begleitet, das meine Wut nur noch weiter entfachte.
Mein Körper bebte vor Zorn.
„Warum?! Nach all den Jahren."

Meine Stimme war voller Wut, doch Diego schien das nur zu belustigen.
„Ihre Arroganz konnte ich nicht länger ertragen. Alles, was ich für Sie empfinde, ist Hass", sagte er mit einem schadenfrohen Grinsen.
Warum hatte ich auf meine Brüder gehört und diesen elenden Bastard nicht schon längst umgebracht?
„Es ist nur schade für dich, dass dein Boss nicht mehr am Leben ist", sagte ich mit einem finsteren Grinsen.
Die drei sahen uns überrascht an.
„Er ist tot, und ihr bald auch", sagte Elijah mit einer düsteren Entschlossenheit in seiner Stimme.

Als wir uns näher heranschleichen wollten um anzugreifen, meldete sich plötzlich eine unerwartete Frauenstimme.
„Du musst der berühmte Lorenzo de Santis sein", sagte die unbekannte rothaarige Frau plötzlich und näherte sich uns langsam.
Ihre hohen Absätze hallten durch den Raum.

„Wie fühlt es sich an, in unsere Falle getappt zu sein? Und nur weil du Luca umgebracht hast, heißt das noch lange nicht, dass der Plan zu Ende ist."
Sie drehte sich auf ihren Absätzen elegant um und fügte hinzu:
„Du hast nur das Spiel begonnen, Lorenzo.
Jetzt wird es erst richtig interessant."

„Ich habe keine Ahnung, wer du bist, und ehrlich gesagt ist es mir auch völlig egal", sagte ich und ließ dabei einen belustigten, aber bedrohlichen Unterton anklingen.
„Gib mir meinen Bruder und wir sind weg."
„Glaubst du wirklich, das wird so einfach sein?" fragte die Rothaarige grinsend.

„Luca ist Vergangenheit, er ist tot. Ich brauche keine lächerliche Frau in klackenden Absätzen, die irgendwie noch versucht, mir Angst einzujagen."

Die rothaarige Frau sah mich entsetzt an.
„Ich heiße Lavinia Rossetti, und ich bin alles andere als irgendeine lächerliche Frau auf hohen Schuhen!"
Nahm sie sich selbst überhaupt ernst?

„Lavivi, ist mir scheiss egal!" entgegnete ich und ließ dabei meinen Blick zu der einzigen Person schweifen, die mich wirklich interessierte: Valentina Rinaldi.

Lavinia funkelte mich wütend an, während sie ihre Waffe zielsicher auf mich richtete. Ihr Blick glitt zu Valentina.
„Du bist bestimmt froh, deine kleine Sklavin wieder bei dir zu haben," sagte sie mit einem Hauch von Spott.

Mein Gesichtsausdruck wurde düster, während Lavinia eine amüsierte Mine zur Schau stellte.
„Sie ist nicht meine Sklavin", sagte ich mit fester Stimme.

„Dann macht es dir bestimmt nichts aus, wenn ich sie einfach erschiesse, oder?" Lavinia senkte ihre Waffe und zielte auf Valentina, die in meinen Armen lag.

Elijah und ich tauschten einen intensiven Blick aus und wussten beide, was in diesem Moment zu tun war.

„Fuck!" fluchte Elijah und schoss mit höchster Geschwindigkeit auf Lavinia, traf sie direkt im Bauch. Sie sank mit einem Schmerzschrei zu Boden. Meine Waffe richtete sich auf den Mann neben ihr, dessen Namen ich nicht kannte. Ich feuerte einen Schuss ab, der seine Schulter traf und ihn laut aufstöhnen ließ.

Ich handelte aus Instinkt und legte Valentina behutsam auf den kalten Boden in der Ecke. Es war ein riskanter Schritt, doch ich musste meine Hände frei haben, um mich den Feinden entgegenzustellen. Als ich sie absetzte, sah ich, wie sie unruhig wurde und ihre Augen sich langsam öffneten.

Torno subito, Valentina", flüsterte ich ihr beruhigend zu. Ich bin gleich zurück, Valentina.

Mit Entschlossenheit ging ich auf Lavinia zu, die sich mühsam erhob. Ihre Waffe richtete sich auf mich und schoss daraufhin in meine Richtung, doch ich wich geschickt aus. Als ich vor ihr stand, versetzte ich ihr einen harten Kniestoß ins Gesicht, der sie zu Boden warf.
Sie wurde bewusstlos und blieb reglos liegen.

„Viel Spaß in der Hölle!" zischte ich und richtete meine Waffe auf Lavinias Stirn.
Plötzlich spürte ich etwas kaltes, bedrohliches auf meinem Rücken.

„Lass die Waffe fallen!" forderte eine vertraute Stimme eindringlich.

Diego hatte sich leise herangeschlichen und nun die Waffe auf mich gerichtet. Bastard!
Die Atmosphäre verdunkelte sich, es geht um Leben und Tod.

In meinem Kopf rasten die Gedanken. Ich musste einen Ausweg finden, bevor es zu spät war.

„Fuck, Diego! Mach einen Schritt zurück, dich lege ich gleich auch noch um! Warte nur ab!" drohte ich ihm Wut gebrannt.
Dachte er wirklich, ich hätte Angst vor ihm?
Kein bisschen.
Ich sah rüber zu Elijah, der immer noch in einem Kampf mit dem anderen Mann steckte.

„Ich habe so lange auf diesen Augenblick gewart-"
Diegos Worte wurden von einem lauten Aufschrei unterbrochen. Ein Schuss krachte durch den Raum, und das kalte Metall an meiner Haut verschwand abrupt.
Ich drehte mich überrascht um.
Was ich sah, war kaum zu glauben.

Valentina stand hinter Diego, die Waffe mit zitternden Fingern in der Hand, und zielte direkt auf Diego.
Sie hatte ihm ins Bein geschossen.

Lorenzo de Santis | Dark RomanceWhere stories live. Discover now