𝟯𝟰. | 𝗝𝗨𝗗𝗘 & 𝗠𝗔𝗧𝗦

602 33 2
                                        

𝐌𝐚𝐭𝐬

Abpfiff Champions League Finale,
Borussia Dortmund 0:2 Real Madrid, London

Das laute Grölen der Fans und die dutzende von Kameras, welche auf mich und meine Teamkollegen gerichtet sind, scheinen weit entfernt als mein Blick auf eine einzige Person fällt. Er steht nur einige Meter von mir entfernt und das erste Mal in zwei Stunden scheint eine Ruhe seinen Körper zu durchfluten. Ich weiß, mein Gesicht spiegelt die Enttäuschung der Niederlage wider, aber auch etwas anderes, etwas Unausgesprochenes, das in der bedrückenden Luft zwischen uns hängt.

Jude kommt langsam auf mich zu und als seine Augen endlich meine finden, verspüre ich einen schmerzhaften Stich von Sehnsucht. Wir stehen uns gegenüber, das Publikum um uns herum nur eine vage Hintergrundkulisse. Der Jüngere streckt seine Hand aus, und ich greife zögerlich nach ihr. Die Berührung ist fest und unpersönlich zugleich, als wäre sie eine Verlängerung meiner und seiner  unausgesprochenen Worte.

„Congrats" nuschele ich, meine Stimme rau und brüchig. Und auch wenn es nicht danach klingt, meine ich es ernst. Ich freue mich sehr für ihn, doch die Energie ihm dies zu zeigen fehlt und auch mein eigener Stolz meinem ehemaligen Mitspieler gegenüber steht mir im Weg.

„Thanks," antwortet Jude leise und drückt meine Hand für einen kleinen Moment länger. Es ist wie ein stummer Austausch, der all die Emotionen und das Verborgene zwischen uns enthüllen möchte, wir es aber nicht zulassen. Plötzlich scheint Jude überwältigt von der Intensität seiner Gefühle und lässt meine Hand fallen. Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und tauchte in die Menge der jubelnden Mitspieler und Kameraleute ein.

Die Niederlage und die damit verbundene silber glänzende Medaillen, welche um meine Hals hängt und mir regelrecht die Luftzufuhr abzuschneiden versucht, lastet schwer auf mir, während ich mich in Richtung der Umkleideräume bewege. Der Weg dorthin scheint endlos, jeder Schritt eine schmerzhafte und jetzt schon nervige Erinnerung an das, was wir verloren haben. In der Umkleide herrscht eine bedrückende Stille. Einige meiner Freunde sitzen mit hängenden Köpfen, andere starren leer vor sich hin. Ich setze mich auf die Bank und lasse die letzten Stunden Revue passieren, während ich gleichzeitig alles versuche um so schnell wie möglich hier raus zu kommen.
Meine Gedanken kreisen dabei unaufhörlich um Jude.

Nachdem ich auch endlich das letzte der obligatorischen Interviews gegeben und mich frühzeitig vom Rest der Mannschaft verabschiedet habe, finde ich mich allein in der Stille meines Hotelzimmers wieder. Ich lasse mich erschöpft auf das Bett fallen und starre an die dunkle Decke. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen und vergesse nicht nur das verlorene Finale sondern all meine an der Oberfläche kratzende Probleme, welche ich seit Monaten versuche zu ignorieren. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Es gibt nur eine Person von welcher ich jetzt hören wollen würde, doch auch dieser winzige Funken Hoffnung seinen Namen auf meinem Display zu lesen verschwindet, als ich "Nico" mit kaum geöffneten Augen entziffere.

Nico

"Wo bist du hin?"
01:36 ✔️✔️

"Wir sind unten im
Aufenthaltsraum falls
du noch kommen willst."
01:40 ✔️✔️

Ich antworte ihm nicht. Meine Augenlider fallen langsam zu, als es dreimal hektisch an meiner Tür klopft. Ich hätte Nico einfach schreiben sollen, dass ich nicht mehr kommen möchte. Jetzt will er mich bestimmt höchstpersönlich aus meinem selbstgeschaufelten Loch voller Elend und Selbstmitleid hieven und mit zu dem Rest der Mannschaft schleppen. Es klopft erneut. Und noch einmal, etwas zaghafter diesmal.
Genervt hieve ich mich wenige Sekunden später von der harten Matratze des Hotelbettes und schlurfe nachdem ich mir noch einen Hoodie übergezogen haben Richtung Tür. Und als ich sie einen Spalt weit öffne und mir nicht wie erwartet das freche Grinsen meines Teamkollegen entgegen kommt, setzt mein Herz für einen Schlag aus, bevor es in doppelter Geschwindigkeit weiter schlägt.

"I - ... I'm sorry." Jude schiebt sich ohne weiter zu sprechen an mir in mein Zimmer hinein vorbei und lässt sich mit seinen Händen schämend vor seinem Gesicht auf der Bettkante nieder. Völlig perplex, da er der letzte ist mit wem ich jetzt noch gerechnet habe, schließe ich hinter mir die Tür und gehe langsam auf Jude zu. Von seiner großen Freunde über den Champions league Sieg scheint jetzt schon jegliche Spur verschwunden.
Nervosität füllt meinen Körper und obwohl tausende Worte durch meinen Kopf wirren, verlassen keine meinen Mund. Doch immerhin hat Jude mein Zimmer so spät am Abend gestürmt und daher sollte er auch er derjenige sein der als erster spricht. Sekunde um Sekunde vergeht, doch es fühlt sich als würde ich den Jüngeren schon mehrere Stunden anstarren. Eine warme stickige Luft füllt den Raum und ich streife mir meinen Hoodie nochmal vom Körper.

"Sorry for leaving so quickly. It was just ... too much I guess." nuschelt Jude und bricht so endlich die unangenehme Stille. Müdigkeit überkommt meinen Körper und bevor ich antworte lege ich mich auf mein Bett, meinen Oberkörper auf meinen Unterarmen gestützt und mein Blick weiterhin auf Jude, welcher in dem von kaum von Licht durchfluteten Raum von hinten schwer zu erkennen ist, gerichtet. "It's okay." Dabei ist gar nichts okay. Ich weiß noch nicht einmal was er hier zu suchen hat. "You won the fucking champions league, of course you don't have time to chat on the pitch."

"I wasn't talking about today." Verwirrung steht mir auf die Stirn geschrieben bei Jude's Worten. Langsam dreht er sich um und starrt mir regelrecht ein Loch in die Brust bevor er weiter spricht. "I'm sorry for leaving you. For never reaching out over the past 12 months and for never telling you the truth." Ich richte mich langsam auf. Von draußen scheint das Licht der lauten Londoner Straßen durch das Fenster hinein und umrandet die Konturen des Jüngeren mir gegenüber perfekt. Der Rest des dunklen Raums verschwimmt zu einem düsteren nichts, während ich versuche die noch immer unausgesprochene Wahrheit zwischen uns zu entziffern. Ich habe meine Geheimnisse, doch ob sich diese auch mit Jude's decken weiß ich nach all dieser Zeit immer noch nicht und die Realität macht mir Angst.

"And what's the truth?"

"I could tell you." Der Raum ist wieder still. Nervös atme ich ein und aus. Meine Brust hebt und senkt sich unregelmäßig und die Gedanken rasen so schnell durch meinen Kopf, dass mir fast schwindelig wird. Die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Jahre im Verein, die unzähligen Trainingseinheiten, die Abende, die wir miteinander verbracht haben. Es ist nicht nur die Niederlage, die mich heute quält, sondern auch das Gefühl, Jude damals verloren zu haben und ihn jedes Mal aufs Neue zu verlieren wenn wir aufeinander treffen.

"Or I could show you."

Und als Jude mir so nahe ist, dass sein Atem auf meine Haut trifft und sein Körper den Raum meines einnimmt, verschwindet meine Angst gegenüber der Wahrheit. Zu lange habe ich all meine Gefühle verdrängt und ignoriert, doch der Wunsch nach mehr, nach Geborgenheit, nach Jude ist so groß, dass ich vergesse was mich all die Jahre von ihm fern gehalten hat. Mein Herz klopft laut, doch vollkommene Ruhe übernimmt meinen Geist als ich endlich das fühle was ich seit Jahren nicht fühlen konnte. Es sind keine Schmetterlinge in meinem Bauch sondern das Gefühl genau hier richtig und sicher zu sein als Jude's Lippen meine finden und seine Hände mich halten, so fest dass ich diese Position nie wieder verlassen möchte.

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⎯ ❝ 𝙖𝙪𝙩𝙝𝙤𝙧 '𝙨 𝙣𝙤𝙩𝙚 ❞ ⎯
Sehr verspäteter Champions league
Finale one shot. Vielleicht kommt ein
part 2 weil ich die beiden einfach zu
sehr liebe. Und vielleicht kommt
noch einer zur EM wenn ich
motiviert genug bin. Hättet ihr
dafür irgendwelche Wünsche?

𝙡𝙤𝙫𝙚, 𝙀𝙢 <3

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⏰ Last updated: Jun 27, 2024 ⏰

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𝐅𝐨𝐨𝐭𝐛𝐚𝐥𝐥 𝐨𝐧𝐞 𝐬𝐡𝐨𝐭𝐬 || 𝐛𝐨𝐲 𝐱 𝐛𝐨𝐲Where stories live. Discover now