20 - Armer Moritz

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Mit Cedric und mir war zwar wieder alles soweit im Lot, aber bei seinen Eltern ganz und gar nicht.
"Mama und Moritz werden die nächsten Tage ausziehen. Zu Moritz biologischen Vater." Unter seinen Augen waren tiefe Augenringe zu sehen, er hatte nicht viel geschlafen in letzter Zeit, auch wenn ich ihm angeboten hatte bei mir zu schlafen, er hatte dankend abgelehnt, denn Moritz brauchte ihn jetzt und er wollte ihn nicht wieder alleine lassen. Scheinbar war er in diesen fünf Tagen in denen er weg war erwachsener geworden. Er lehnte sich gegen meine Schulter, für ihn würde sich so einiges ändern, seine Mutter, die sich sonst immer um alles gekümmert hatte, wurde durch eine jüngere ausgetauscht. Das war zwar nicht offiziell aber wir wussten beide dass, das so laufen würde. Sicherlich, er würde sich schon mit der neuen Freundin des Vaters arrangieren aber es war einfach nicht das gleiche.

Ich streichelte über seine Wange, "wir schaffen das schon." So ganz glaubte ich nicht an meine Worte aber irgendwie würde es schon weiter gehen. Er nahm meine Hand und kreuzte seine Finger mit meinen.
"Ich hätte lieber meinen kleinen Bruder behalten, als eine neue kleine Schwester zu bekommen, die sich anstrengt meine beste Freundin zu werden.", erklärte er sarkastisch. Das brachte mich zum Lachen, ich stellte mir es so vor, wie es in den ganzen Filmen war. Mir tat es aber um Moritz auch ganz schön leid, er war mir doch ganz schön ans Herz gewachsen.

Es klopfte an Cedrics Zimmertüre, ohne auf eine Antwort zu warten ging die Türe auf und Moritz kam herein. Seine Eltern wollten es ihm heute sagen. Sein Gesicht war von Tränen überströmt und er rannte auf mich zu.
"Sie haben gesagt du trainierst mich nicht mehr." Er schlang seine kleinen Arme um meinen Hals und ich drückte ihn ganz fest. In seiner Welt war das gerade wohl das schlimmste für ihn.
"Ich weiß mein Kleiner, ich finde das genau so schlimm wie du." Beruhigend streichelte ich über seinen Rücken, doch sein Tränenausbruch wurde immer schlimmer.   Ein bisschen war ich von ihm, sagen wir mal, fasziniert. Der kleine Junge, der alles haben konnte, was er wollte, weinte weil ich nicht mehr mit ihm durch die Gegend rannte, obwohl er bestimmt gesagt bekommen hatte, dass es ein andres nettes Mädchen machen würde. Hatte Moritz wirklich Gefühle?
"Du findest bestimmt jemand anderen der dein Training übernimmt.", versuchte ich ihn aufzubauen.
"Nein!", schrie er, " ich höre auf zu reiten!" Cedric und ich sahen uns an. Wie schnell eine vielversprechende Karriere den Bach runter gehen konnte.
"Sag sowas nicht, dann kann ich doch gar nicht in der ersten Reihe stehen und dir zujubeln, wenn du dein erstes internationales Ponyspringen gewinnst.", versuchte ich es weiter. Er löste sich kurz von mir und sah mich durch seine verweinten Augen an, als müsste er erst einmal darüber nachdenken.
"Aber wenn du mich nicht trainierst, dann werde ich auch nie ein springen gewinnen.", sagte er und erneut liefen die Tränen. Das war schwieriger als Gedacht, hilfesuchend sah ich zu Cedric.

"Sie kann dich ja noch besuchen kommen, aber eben nicht mehr so oft.", versuchte nun Cedric sein Glück.
"Dann reite ich nur noch wenn sie kommt." Moritz hatte einen Entschluss gefasst. Sanft redeten Cedric und ich auf den kleinen Moritz ein, dabei strich ich ihn immer wieder über seinen Kopf, bis er sich langsam ein bisschen beruhigt hatte.

Verliebt in einen SpringreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt