GEBORGEN.

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Raphael schließt die Türe. „Wir holen meine Sachen?", frage ich vorsichtig.

„Ja. Wir holen deine Sachen", sagt er. Meine Schmetterlinge fliegen aufgeregt. Ich gehe zu ihm und lege meine Hände auf seine Brust.

„Danke", sage ich und fahre mit meinen Händen über seine Schultern und verschränke meine Finger in seinem Nacken.

„Möchtest du, dass wir deine Sachen hier her bringen?", fragt er und beugt sich zu mir. Was? Zu ihm? Nicht zu meiner Mutter? Ich soll bei ihm einziehen? So schnell? Seine Augen funkeln. Ja, ich will das. Ja, ich will bei ihm sein. Meine Schmetterlinge fliegen eine extra Runde. Ich nicke.

„Zusammen schaffen wir das. Dann wirst du gesund", sagt er. Einer meiner Schmetterlinge knallt gegen meinen Magen. Er prallt ab und rutscht an ihm entlang.

„Wir schaffen das", sagt er wieder. Ich nicke.

Er legt seine Hände auf meine Hüfte und zieht mich ein Stück zu sich. Der Haselnussduft ist wieder da. Die Distanz zwischen uns ist verschwunden, ich sehe den goldenen Rand seiner Iris. Ich kenne diesen Blick. Ich hake meine Finger in den Saum seines Shirts.

Seine Hand wandert in meinen Nacken, mit der anderen drückt er meine Hüfte näher an seinen Körper. Ich habe das Gefühl, die Zeit ist stehengeblieben. Mein Körper kribbelt. Er blickt auf meine Lippen. Ich möchte mich zu ihm strecken, ihn küssen. Doch sein Griff in meinem Nacken ist fest, er hält mich zurück.

Er sieht mir wieder in die Augen. Sein Blick ist intensiv, meine Sinne schärfen sich. Langsam nähert er sich meinen Lippen. Ich kann nicht atmen. Er ist nur noch ein paar Millimeter entfernt. Sein Atem streift über meine Lippen. Mein Herz klopft schnell. Er ist so nah, ich kann die Hitze spüren, die seine Lippen ausstrahlen. Sanft streift er mit seinen Lippen über meine und legt mir damit eine Gänsehaut über den Körper. Ich atme schneller. Seine zarte Berührung ist eine Folter.

Er bewegt sich in Zeitlupe. Ich habe das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Er legt seine Lippen auf meine. Ich seufze. Es legt so viel Gefühl in diesen Kuss, er ist so zärtlich, dass ich nicht mehr klar denken kann. Ich spüre seine sanften Bewegungen, spüre seinen festen Griff in meinem Nacken.

Langsam fährt er mit der anderen Hand unter mein Shirt. Meine Haut kribbelt unter seiner Berührung. Er ist so sanft, er raubt mir den Verstand. Er zieht mir mein Shirt über den Kopf und wirft es auf den Boden. Ich keuche. Er drückt mich an die Wand, richtet sich auf und sieht zu mir herab.

Mit seinem Finger fährt er die Konturen meines BH nach. Mit seinem Blick verfolgt er die heiße Spur, die sein Finger auf meiner Haut hinterlassen hat. Ich atme schnell, seine Berührung und sein Blick lassen meinen Körper beben. Er fährt mit seinem Finger über meinen Bauch, umkreist meinen Bauchnabel. Mein Bauch zittert unter seiner Berührung, ich keuche.

Er beugt sich zu mir und legt seine Lippen auf meine. Seine Berührungen verwandeln sich in Stromstöße, sein Kuss wird intensiver. Mit einer schnellen Bewegung öffnet er den Knopf meiner Jeans. Ich keuche. Ich spüre sein leises Stöhnen an meinem Mund. Er umfasst meinen Hintern, hebt mich hoch und ich schlinge meine Beine um seine Hüfte. Unsere Verbindung ist so intensiv, dass ich nicht mehr klar denken kann. Er trägt mich ins Schlafzimmer und ich verliere den Verstand.

Ich öffne meine Augen, es ist hell. Raphael liegt neben mir. Ich bin bei ihm. Heute holen wir meine Sachen. Ich werde bei ihm einziehen. Ich kann es noch gar nicht glauben.

Hoffentlich ist Eve nicht Zuhause, denn ich möchte sie nicht sehen. Ich darf ihr nicht begegnen. Ich kann das nicht. Mein Magen zieht sich zusammen. Sie hat mich so verletzt. Ich habe ihr so vertraut. Sie hat mein Vertrauen missbraucht. Sie hat mich belogen. Mich getröstet, obwohl sie die andere war. Ich habe ihr alles erzählt. Sie hat zugehört und Ratschläge gegeben. Ich soll ihn vergessen. Ja, damit sie ihn haben kann. Aber ich schenke ihn ihr. Ich brauche Tobi nicht. Nicht mehr.

Ich sehe wieder zu Raphael. Er schläft. Doch ich weiß, dass er mich beschützen wird. Ich rutsche zu ihm und schmiege mich in seinen Arm. Er brummt leise und zieht mich näher zu sich. Was ist das nur zwischen uns. Ich habe mich noch nie so geborgen gefühlt.

„Guten Morgen", sagt er rau.

„Guten Morgen", sage ich.

„Wie spät ist es?", fragt er. Ich sehe zur Uhr „Neun", sage ich. „Fuck! Sie kommen jeden Moment!" Ich ziehe eine Augenbraue nach oben. Er soll doch nicht fluchen. Er grinst und küsst mich auf die Stirn.

Schnell steige ich aus dem Bett und hole mir eine frische Jeans aus meiner Tasche. Ich bin froh, wenn wir wieder hier sind. Mit meinen Sachen. Wir werden zusammen wohnen. Meine Schmetterlinge drehen eine extra Runde.

„Ich gehe ins Bad", sage ich und gehe aus dem Schlafzimmer.

„Fräulein, hast du nicht etwas vergessen?", fragt er hinter mir. Ich drehe mich um. Er grinst breit und deutet auf meine Jeans auf dem Boden. Sein Ordnungsfimmel wird noch eine Herausforderung für mich. Ich strecke ihm die Zunge raus. Ich lasse die Jeans liegen, drehe mich um und gehe ins Bad. Ich höre ihn Lachen.

Das Lachen wird lauter, er erscheint in der Türe. Mit einem Schritt ist er bei mir, stellt sich hinter mich und flüstert: „Okay. Ausnahmsweise darf sie liegen bleiben. Aber nur, weil ich sie da hingelegt habe". Seine Worte vibrieren an meinem Nacken und erinnern mich daran, wie er sie mir ausgezogen und auf den Boden geworfen hat. Die Erinnerung schickt ein Kribbeln durch meinen Körper.

„Aufmachen. Polizei!" Es poltert an der Türe. Ich kichere. Was für ein bescheuerter Spruch. Raphael stöhnt genervt und verlässt das Bad. Schnell wasche ich mich und binde mir meine Haare zu einem Zopf.

„Hallo", sage ich, als ich Sven im Flur entdecke.

„Hello Cutie", sagt Sven und nimmt mich in den Arm. Na sowas. Ich freue mich, dass er so herzlich ist, obwohl er nicht so aussieht.

„Bist du fertig?" fragt Raphael und legt mir seine Hand in den Nacken. Die Berührung löst Erinnerungen an seinen Kuss aus. An seinen Blick, seine Nähe. An seine Hände auf meinem Körper, an seinen Atem, seine Laute, seine Bewegungen. Ich bekomme eine Gänsehaut, mir steigt die Hitze in die Wangen und färbt sie rot.

„Ja", sage ich und atme tief.

„Oleg kommt direkt zur Wohnung", sagt Sven. Ich kann es noch gar nicht glauben, ich kenne die beiden nicht und sie helfen mir. Vielleicht sind sie wirklich ganz ok. Ich fühle mich gut.

Ich steige die Treppen nach unten und gehe zu dem weißen Transporter vor dem Haus. Raphael steigt ein und reicht mir seine Hand. Ich nehme sie und klettere die Stufen hoch.

„Alles klar?", fragt Raphael und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Die Stelle wird warm. Es beruhigt mich und ich nicke. Sven fährt den Transporter aus der Ausfahrt. Einatmen, ausatmen. Ich schaffe das. Ich bin nicht alleine. Sven biegt ein paar Mal ab. Ich drehe mich in meinem Sitz. Die Häuser ziehen am Fenster vorbei. Ich wackle mit meinem Bein, ich finde keine bequeme Sitzposition. Da ist sie. Die Straße, in der Eve wohnt. Ich schlucke. Wo ist ihr Auto? Ich sehe es nicht. Vielleicht ist sie nicht Zuhause. Sven parkt direkt vor dem Haus und versperrt die halbe Straße.

„Möchtest du, dass ich vorgehe?", fragt Raphael und drückt mein Bein.

„Ja", flüstere ich und krame nach den Schlüsseln in meiner Tasche. Ich lege sie in seine Hand. Er beugt sich über mich und öffnet die Türe. Er springt aus dem Wagen und schlendert zur Haustüre. Ich sehe ihm nach.

„Bald ist es geschafft", sagt Sven und steigt aus. Ich weiß nicht, wie er das meint. Vielleicht hat er die Flyer gesehen. Vielleicht aber auch nicht. Aber ich glaube, er hat Recht.


hold me tight.Where stories live. Discover now