1: Ein Wiedersehen

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Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die der Mensch nie verstehen wird. Hausaufgaben zum Beispiel.

Wütend knallte ich mein Matheheft auf den Schreibtisch.
"Das war's. Weiter komm ich nicht, ich kann mich nicht mehr konzentrieren und will es auch gar nicht mehr!"
Jake zog eine Augenbraue hoch. Seine dunklen Haar standen zu allen Seiten ab und er saß im Schneidersitz auf meinem Bett. Angeblich, weil das W-LAN hier besser war, als in seinem Raum...
"Beschwer dich doch nicht, im Vergleich zu dem, was ich hier mache sind deine kleinen Gleichungen ein Witz"
"Aber der Unterschied ist: Du hast dir das ausgesucht"
"Nein. Alecs Zimmer nach diesem Buch zu durchsuchen war deine Idee"
"Und die, seltsamerweise auf Latein geschrieben Prophezeiung zu übersetzt, war deine Idee"
"Ohne dich, deine Talente und deine nervige, neugierige Art hätte ich nicht nicht einmal im Traum daran gedacht" Ich verdrehte die Augen und stand auf.
"Du bist noch nicht fertig, Mia..."
Mein Adoptivbruder hatte ein unglaubliches Talent dazu mich innerhalb von Sekunden auf die Palme zu bringen.
"Ich weiß. Das ist mir aber egal"
"Nur weil ich arbeite, heißt das noch lange nicht, dass du einfach gehen kannst"
"Geh doch auch einfach. Wir wissen grob worum es in dieser Prophezeiung geht, mehr brauchen wir doch nicht" Jake runzelte die Stirn. Was diese Prophezeiung anging, waren er und ich oft... getrennter Meinung. Genauer gesagt duldete ich ihn und seine bescheuerten Lateinbücher nur in meinem Zimmer, weil Jake mir vor gut drei Tagen das Leben gerettet hatte. Ich, Mia Bell, das Mädchen, welches die vier Elemente beherrschte, wäre ohne Jake Stuart, der Erdjunge, der mehr Geheimnissen als die Freimaurer hatte, als eine blaue Fackel geendet. Und das alles nur, weil ich schlicht und einfach den falschen Personen vertraut hatte... Das würde mir nicht noch einmal passieren.

"Hast du eigentlich in letzter Zeit noch einmal was von Nady gehört? Seit sie Alec hinterher gelaufen ist, habe ich kein einziges Mal mit ihr gesprochen"
"Hör auf mich abzulenken. Latein ist verdammt schwierig!"
"Dann lass es doch einfach"
"Nein. Gerade wenn du es mir sagst, mach ich das aus Prinzip schon nicht"
"Du bist so ein..." Und dann knallte es.

"Was war das?"
Jake blickte von seinen Notizen auf. Seine braunen Augen blickten wachsam in den Raum.
"Keine Ahnung. Vielleicht hat der Wind einen Blumentopf umgeworfen oder so..."
Jake schien das nicht zu glauben. Einer seiner beunruhigendsten Eigenschaften war es, dass er meistens schon früh ahnte, wenn etwas passierte. Er hatte... ein besonders Gespür für die Zukunft.
"Hier ist jemand"
"So ein Quatsch. Wir sind allein"
"Nein..."
Er stand auf und ließ die Prophezeiung auf meinem Bett liegen. Endlich. Vielleicht würde ich sie bei Gelegenheit einfach unauffällig verschwinden lassen...
"Ich geh gucken, wer da ist. Du bleibst hier!"
"Ich lass mir doch von dir nichts befehlen"
"Das ist kein Befehl, sondern ein gut gemeinter Überlebendtrick"
"Du übertreibst, Wir sind eh allein. Du bist wahrscheinlich nur was paranoid. Oder du suchst eine Möglichkeit dich vor dem Übersetzen zu drücken ohne zuzugeben, dass ich Recht hatte" Und selbst wenn, bis wir zu Ende diskutiert hatten, wäre derjenige längst fort.
"Du hast nie Recht"
"Und selbst dann hätte ich doppelt so oft Recht wie du"
Jake machte einige Schritte auf die Tür zu.
"Ich kann es wirklich nicht leiden mit dir in einem Raum zu sein"
"Geht mir genauso"
"Dann hast du bestimmt nichts dagegen, wenn ich ohne dich einmal gucken gehe..."
Mist. Jetzt hatte er mich reingelegt.
"Gut, geh du ruhig. Ich bleib hier, plünder den geheimen Schockoladenvorrat und..."
Jake nahm die Klinke in die Hand.
"Du hast Schockolade?"
Er verließ den Raum noch bevor ich irgendetwas darauf erwidern konnte.

Leider hatte ich keine Schockolade. Dafür hatte ich aber Jakes Notizen, die ich, natürlich ganz ausersehen, unter meinem Schreibtisch verschwinden ließ. Anschließend kramte ich meine neuste Errungenschaft heraus: Ein Handy. Die letzten Tage hatten mich gelehrt, dass es ganz praktisch sein konnte eines zu besitzen. Okay, es war nicht mehr das Neuste, aber es reichte um zu Telefonieren, SMS zu schicken und ab und zu etwas im Internet zu suchen. Mehr brauchte ich auch nicht. Zumal die einzige Person, die mir ab und zu eine Nachricht schrieb Phil war. Es war deshalb vollkommen logisch, dass in den Nachrichten so gut wie nie etwas wirklich sinnvolles drinstand. Phil nahm selten etwas Ernst. Der Typ mit der Luftaffinität schaffte es selbst in den peinliches, ungewohntesten und seltsamsten Situation einen dummen (und zugeben manchmal auch recht lustigen) Kommentar abzugeben. Für mich war er so eine Art... Was war er eigentlich für mich? Das war eine Frage, auf die ich so schnell keine Antwort hatte. Mein persönlicher Entertainer? Ja, dass konnte ich vielleicht sagen, bis mir etwas besseres einfallen würde...

Mein Handy brauchte ein halbes Leben um hochzufahren. Ohne irgendeine Vorstellung, was ich mit dem Ding überhaupt tun wollte bis Jake wieder kommen würde, ließ ich mich auf mein Bett fallen und tippte vollkommen sinnlos auf den Bildschirm. Noch bevor mein Handy darauf reagierte, öffnete sich die Tür und zwei Personen betraten das Zimmer. Überrascht sprang ich auf und knallte mit dem Kopf gegen meine niedrig abfallende Zimmerdecke. Autsch.

"Nady?" Oder doch nur ihr böser Klon...?
Nady zog eine ihre geschwungen Augenbrauen hoch. Sie sah gut aus, jedenfalls besser als das letzte Mal als ich sie richtig gesehen hatte. Allerdings hatte sie da auch gerade erst erfahre, dass ihr Zwillingsbruder, Alec, der Feuerschatten und somit ihr Feind Nummer 1 war.
"Das ist mein Name. Vermutlich"
"Was machst du hier...?"
"Noch steh ich einfach in deinem Zimmer"
"Äh..." Vermutlich hätte ich ihr eine Sitzgelegenheit anbitten sollen. Ich war jedoch so perplex, dass ich überhaupt nicht auf diese Idee kam.

"Ja...äh...Und wie geht es dir so?"
"So wie es dir eben geht, wenn du herausgefunden hat, dass dein Bruder ein psychisch gestörter Irrer ist"
"Also, gut..."
"Das war überhaupt nicht lustig Jake", zischte Nady und Jake hob abwärend beide Hände. Ihr feuriges Temperament war berühmt berüchtigt.
"Aber, damit habe ich abgeschlossen. Alec ist jetzt nur noch von der DNS mein Bruder, im Prinzip hatten wir doch eh nie etwas gemeinsam..." Ihr Tonfall klang, als wäre sie nur hergekommen um uns diesen Monolog zu präsentieren. Vielleicht war das auch so. Wirklich viel gemeinsam hatten die Zwillinge wirklich nicht gehabt. Wenn ich genauer darüber nachdachte waren es nur die feuerroten Haare, die die beiden als Geschwister kennzeichneten. Ansonsten waren sie wie Feuer und Eis. Und das im wahrsten Sinne des Wortes...

Jake hatte sich, ungefähr so interessiert an Nadys Gerede  wie ich an meinen Hausaufgaben an den Türrahmen gelehnt.
"Du bist nur hergekommen um uns das zu erzählen?", sprach er aus, was ich dachte. Nady warf sich das rote Haar in den Nacken.
"Ja. Hast du etwas dagegen?"
"Nicht direkt..."
"Gut"
"...aber findest du das nicht leicht übertrieben?" Nady öffnete den Mund sagte jedoch nichts. Ihre grünen Augen fixierten die braunen von Jake. Keiner von Beiden sagte noch etwas dazu.

Kurz, dumm und nichtsagend aber es ist ein erstes Kapitel ^^ Beim nächsten Mal gib ich mir mehr Mühe ♡

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें