41: Gespiegelte Sterne

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Ich war einige Momente der festen Überzeugung mich geirrt zu haben. Als sich Rose Gesicht nach genau elf ein halb Sekunden (ich hatte mitgezählt) jedoch immer noch verändert hatte, wurde die Panik, die wie ein Funke in meinem Inneren gebrannt hatte zu einer riesigen Feuerbrunst. Ich atmete tief ein. Wenn ich aus den unzähligen Krimis, die ich in meinem Leben gelesen hatte, eines gelernt hatte, dann war es, dass Angst grundsätzlich ein Gefühl war, das unterdrückte werden musste. Andererseits wusste ich nicht ob Krimis gute Ratgeber waren. Vielleicht sollte ich doch einfach schreiend aus dem nächsten Fenster springen.
“Äh...Blut. Natürlich, Rose was auch sonst. Es ist schließlich total normal von wildfremden Leuten Blut zu verlangen. Ich meine, das mache ich auch dreimal wöchentlich. Während ich auf den Händen stehe und Ziehharmonika spiele“
Rose Augen blitzte. Ich hätte aus dem Fenster springen sollen. Der Einzige, der mit solchen sarkastischen Sprüchen durchkam schien tatsächlich Phil zu sein.
“Findest du das etwa lustig?“
“Machst du Witze? Du willst mein Blut- wofür auch immer. Es gibt kaum etwas, dass ich weniger lustig finde“
“Ich dachte, es sei logisch wofür ich das brauche“

Logisch. Die Bedeutung dieses Wortes war... flexibel. Immerhin konnte mein Bruder in die Zukunft sehen. Noch vor ein paar Wochen hätte absolut alles an diesem Satz unlogisch gelungen. Jetzt stand ich jedoch vor einer Totgeglaubten, die mein Blut wollte. Das klang als sei sie ein Vampir, dabei war sie wahrscheinlich etwas viel Unglaublicheres.
“Logisch?“
Ich schnaubte.
“Das hier ist nicht logisch. Absolut nicht“
Rose setzte an, wahrscheinlich um sich zu erklären, doch Elizabeth war schneller. Jeder ihrer Silben schien den Raum mit einer dünnen Schicht Eis zu überziehen. Bildlich gesprochen natürlich.
“Sie will dein Schatten werden, du Idiotin. Was denn sonst?“
“Und wieso sollte ich das zulassen?“
Rose lachte.
“Wir könnten wie Schwester sein. Ich könnte... dein Spiegel sein“
Spiegel. Bei diesem Wort klingelten all meine Alarmglocken.

Wenn die eiserne Klinge der Schatten das Herz der Erde durchsticht, wird das Blut des Sterns, seinen Spiegel tränken Die Worte der von Jake übersetzten Prophezeiung spukten durch meine Gehirn. Ich wich zurück, so als könnte ich diesen Gedanken ausweichen. Wenn ich Rose mein Blut gab, würde Jake... Ich schüttelte den Kopf.
“Ich brauche keine Schwester. Und einen Schatten auch nicht. Bist du nicht schon der Luftschatten oder so etwas?“
Sie spielte mit ihrem braunen Haar.
“Nein. Aber dazu der Sternschatten zu werden gehört eine Menge Vorbereitung. Es ist harte Arbeit, verstehst du?“

“Kein Bisschen. Und ich möchte auch nicht wissen, was in deinem verdrehten Gehirn los ist. Ich möchte jetzt gehen, vielen Dank für dieses erhellende Gespräch“
Ich wollte mich umdrehen und gehen, (egal ob die Tür sich jetzt öffnen ließ oder nicht...) aber vor meinen Füßen bildete sich eine glatte Schicht aus Eis. Elizabeths persönliche Art eines Gefängnisses. Rose dagegen ignorierte meinen letzten Satz und redete weiter, als hätte ich ernsthaft Interesse an ihren Plänen und Ideen gezeigt.
“Um der Schattenstern zu werden genügt nicht nur ein paar Tropfen Blut und drei Sätze. Das ist kompletzer. Dazu braucht man alle vier Schatten und ihre Treue. Und mit der Treue kommen die Fähigkeiten“
“Du teilst also einen Teil der Fähigkeiten, die die Schatten die mit dir... äh... arbeiten“

Ich blickte zu Elizabeth.
“Warum machst du bei so etwas mit? Dir muss doch klar sein, dass Weltherrschaftspläne immer in die Hose gehen“
“Wer hat denn etwas von Weltherrschaft gesagt?“, mischte sich Rose ein.
“Ich würde so etwas niemals wollen. Kannst du dir vorstellen wie viel Arbeit es wäre die ganze Welt zu organisieren? Nein, nein, nein. Das kann ruhig jemand Anderes tun“
Sie kam näher. Ich sah keine Möglichkeit ihr zu entkommen.
“Es geht nicht um die Weltherrschaft. Es geht darum, dass ich etwas bekomme, was mir schon lange hätte zustehen sollen“

Ich schloss die Augen und versuchte mich auf die Erde zu konzentrieren. Jake hatte es schon einige Male geschafft sie zum beben zu bringen. Vielleicht schaffte ich das auch. Ein Ruck ging durch den Raum und eine Vase fiel von dem hübschen, kleinen Couchtisch. Naja, zumindest wäre sie heruntergefallen, doch Rose deutete nur mit ihren Fingerspitzen auf das Gefäß. Die Luft unter der Vase kräuselte und verdichtete dich und sie schwebte sanft zu Boden.
“Möglicherweise hab ich nur eine ansatzweise schattenhafte Kontrolle über zwei Elemente, aber ich bin immer noch besser als du mit allen Vieren“
“Zwei?“, echte ich und dachte daran, wie mühelos sie der Luft ihren Willen aufzwang. Zusammen mit Elizabeth und Alec, Wasser- und Feuerschatten, müssten das drei Elemente ergeben. Selbst ich, mit meinen eher schlechten als rechten Mathekünsten wusste das.

Rose Blick verdunkelte sich.
“Richtig. Zwei. Wasser und Luft“
“Aber ist Alec nicht der Feuerschatten?“
Elizabeth saß immer noch auf dem Sofa hörte und sich unser Gespräch mit übereinander verschränkten Beinen an.
“Alec ist so etwas....“
“Okay, dass reicht!“
Rose Stimme war so kalt wie das blau von Elizabeth Augen.
“Genug bla bla. Ich hab genug von deinen Fragen, Sternchen“
“Nenn mich nicht Sternchen!“
Mit einem entnervten Seufzer drehte sie sich zu ihrem Wohnzimmerschrank. Ihre braunen Haare, die sich an den Spitzen etwas kringelten, so wie die irgendeines Supermodels fielen ihr auf ihren Rücken und dachte daran sie einfach anzuzünden. Doch Elizabeth wäre ich damit immer noch nicht los. Ich brauchte einen besseren Plan... Explodierte ein Fernseher wenn man ihn anzündete?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Rose sich wieder zu mir umdrehte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, um dann um so schneller zu pochen. Ich hatte, dass was Rose in ihrer Hand hielt noch nie im realen Leben gesehen, aber ich kannte genug Filme in denen es vorkam. Ich kannte genug Filme um mein Blut vor Panik rauschen zu höre. Doch ich kannte auch genug Filme um zu wissen, dass eine Schusswaffe wesendlich effektiver gewesen wäre.
“Ist das ein kurzes Schwert?“
Rose lachte.
“Das ist ein Dolch. Elizabeth dachte so etwas hat mehr Stil als ein Küchenmesser. Das wäre nämlich meine erste Wahl gewesen. Und es wäre wunderbar billig gewesen“
Ich versuchte mich zu konzentrieren. Vielleicht konnte ich ein paar Feuerbälle werfen. Ein Kinoheld hätte das geschafft. Naja: Genau deshalb war ich kein Kinoheld. Ich schaffte es nicht einmal ein kleinen Funken zu rufen um den Teppich in Brand zu setzten. Der Anblick der eisernen Klinge, die das schwache Licht reflektiert raubte mir Atem und Konzentration. Aber das mussten weder Elizabeth noch Rose erfahren.
“Wenn du mir mit diesem Ding zu nahe kommst, dann setzte ich das Zimmer in Brand“
“Hach wie süß“
Sie betrachtete ihr Spiegelbild in der Klinge und trat auf mich zu. Ich wollte zurückweichen, stieß jedoch gegen eine Wand.
“Die drei Brandflecken werden dem Vermieter nicht gefallen“
“Du. Bekommst. Mein. Blut. Nicht“, wiederholte ich nachdrücklich und betonte jede Silbe.
“Du bekommst keinen einzigen Tropfen“
“Einen Tropfen? Wenn du auf mein einmaliges Angebot eingegangen wärst, wenn du freiwillig mit gemacht hättest, hätten mir einige Tropfen gereicht. Aber so...“
Sie hörte auf, auf den Dolch zu sehen, sondern blickte hoch, jedoch ohne den Kopf zu geben. Als sie grinste, konnte ich jeden Zahn sehen.
“Aber so möchte ich alles“
Sie hob den Dolch. Dann knallte es.

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ