42: Die siebte Kavallerie

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Überrumpelt drehte ich mich zur Tür. Rose schien von der Situation ebenso überrascht zu sein, wie ich. Sie ließ den Dolch sinken und tauschte erschrocken Blicke mit Elizabeth. Der Schock wärte nur einige Sekunden. Dann hörte ich hinter der Tür eine wohlbekannte Stimme.
“Verflucht! Ich glaube ich habe mir die Schulter gebrochen!“
“Ich hab dich gewarnt: Gegen Türen zu laufen kann unter Umständen weh tun, Bruderherz“, entgegen eine weitere, dieses Mal jedoch weibliche Stimme. Das konnte doch nicht... Nein. Soviel Glück konnte ich nicht haben. Oder doch?
“Super. Phil, du warst mal wieder so laut, dass unser Überraschungseffekt total verdorben!“
Eine dünne Eisschicht legte sich über das Türschloss. Rose packte den Griff ihres Dolches fester. Wer auch immer alles hinter der Tür stand, sie gaben sich Mühe leiser zu sein.
“Es sieht so aus, als bräuchten wir mehr als nur eine Schulter. Jake, kannst du nicht einfach...?“
Jemand seuftzte.
“Euch Jungs kann man auch nichts auftragen! Alles muss man selber machen...“

Mit dem Geräusch von zersplitterten Holz und dem Geruch von Feuer schwang die Tür auf. Nady, offensichtlich hoch zu frieden mit sich selbst, klopfte sich die Hände würdevoll an der hübschen Jeanshose ab.
“So geht das“
Elizabeth stand erst jetzt auf. Der Blick ihre blauen Augen wanderte von einem meiner Freunde zum Anderen.
“Was tut ihr hier?“
Phil grinste.
“Wir sind Sternchens siebte Kavallerie!“
“Mal wieder“, fügte Jake hinzu.
Ich hätte darauf wetten können, dass das Rose entgültig aus dem Konzept bringen würde. Doch stattdessen wirkte sie eher, als würde das Alles perfekt in ihren Plan passen. Mit einer schnellen Bewegung drückte sie mir die kalte Klinge des Dolches gegen meine Kehle.
“Da sind sie ja versammemlt. Alle, die ich noch brauche um mich selbst zu vollenden“
Sie lachte.
“Es ist lustig: Ich bin auf das Blut von dreien von euch angewiesen. Und ihr lauft direkt in meine Wohnung. Unglaublich praktisch oder?“
Durch das Zimmer, dessen Fenster  geschlossen waren, fegte ein Windstoss der die Zeitungen vom Chouchtisch hob und sie durch die halbe Wohnung trug. Es sah so aus, als hätte Rose kleine Schattenvorstellung Phils Kräften nicht nachhaltigt geschadet. Aber kaum war mir dieser Gedanke gekommen, ließ der Wind nach. Anscheinend brauchte er doch mehr Zeit, um sich von all dem zu erholen.
Alice, die Diplomatin unter meinen Freunden, lächelte Rose an.
“Wir können über diese Blutsache reden. Ich sehe doch, dass du selber nicht weißt, was du tun sollst. Also leg das Messer weg...“
“Dolch“, korrigierte Aiden. Rose hielt mir die Klinge, ob Dolch oder nicht weiter an den Hals. Packsituatuon: Meine Freunde konnten nichts tun, ohne mich zu gefährden. Doch Rose konnte ebenfalls nichts tun ohne Gefahr zu laufen, von meinen Freunden attackiert zu werden. Es gab wohl nur eine Person, die noch etwas tun konnte. Und ich nutzte die Gelegenheit.

Wenn man einen  Jungen zwischen die Beine tritt, singt er noch eine Woche danach Sopran. Dad bedeutet jedoch nicht, dass es für Frauen nicht unangenehm ist. Rose jedenfalls ließ mich erschrocken los. Ich taumelte ein paar Schritte zurück, bis mich jemand festhielt. Als ich den Kopf drehte, sahen mich ein paar graue Augen an.
“Alles in Ordnung?“
“Äh...“
Ich kam nicht dazu zu antworten. Rose Gesicht hatte die Farbe von Nadys Haaren angenommen.

“Du Miststück!“
“Seltsam“
Jake, der die ganze Szene bissher eher als stummer Zuschauer betrachtete hatte, war einen Schritt vorgetreten. Der beherrschte Blick seiner braunen Augen traf den der wütend funkelden Grünen seiner Cousine.
“Genau dad Gleiche habe ich auch gerade über dich gedacht“
Rose umklammerte den Dolch.
“Was willst du jetzt tun, Rosalia? Uns alle mit deiner Klinge niederstechen und dann mit deiner Hausmagdt verschwinden?“

Der Boden um Jake überzog sich mit blauem Raureif.
“Pass auf, was du sagst“
In Elizabeth Stimme lag eine gefährliche Ruhe. Rose sah mich an und in ihren Augen lag eine so bodenlose Verachtung, ein so grenzenloser Hass, dass ich das Bedürfnis verspürte, mein Gesicht in Phils T- Shirt zu vergraben und einfach zu schreihen. Was ich selbstverständlich nicht tat. Phils Griff um meine Schultern verstärkte sich, anscheinend spürte auch er die Feindseligkeit mit der sich der Raum füllte. Aiden machte Anstalten zu Rose zu gehen und ihr den Dolch, notfalls mit seinen besonderen Fähigkeiten aus den Händen zu reißen, doch Alice hielt ihn auf. Etwas an Rose oder an ihren Gefühlen schien sie zu irritieren. Sie sah sie an, als könnte sie sie und die Gefahr, die von ihr ausging nicht einschätzen. Und Alice konnte nahezu alle Menschen einschätzen.

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Where stories live. Discover now