33: Zerbrochene Messer

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Wir nahmen den letzten Bus nach Hause. Phil hatte es am Ende des Tages nicht geschafft, tiefer als bis zum Bauch ins Wasser zu gehen, aber es war ein Anfang gewesen. Und er hatte versprochen es noch einmal zu versuchen, vorausgesetzt ich würde auch dieses Mal mitkommen. Alice hatte ihn daraufhin ziemlich seltsam angeschaut und ich war wiederholt froh, dass Alice zwar Gefühle aber keine Gedanken lesen konnte. Als ich aus dem Bus stieg un nach Hause zu gehen, war die Sonne immer noch nicht hinter dem Berg aus Wolken hervorgekommen. Leider waren meine dunklen Haare auch noch nicht trocken, weshalb ich mich auf dem kleinen Stück bis zum Haus der Stuarts fühlte, als hätte Elizabeth mich vom Hals aufwärts schock gefroren. Apropos Elizabeth, der Wasserschatten hatte sich in letzter Zeit erstaunlich ruhig verhalten. Diese Ruhe war jedoch gerade das, was mich auf irgendeine Art beunruhigte.

Ich musste gefühlte fünfzig Mal klingeln bevor mir jemand öffnete. Und dieser Jemand war ein glücklich aussehender Aiden, der mich partout nicht ins Haus lassen wollte.
"Oh...Mia, dir würde es doch nichts ausmachen, in ein paar Minuten wieder zu kommen, oder? Wir machen gerade ein paar...äh... Experimente"
Ich zog die Augenbrauen. Was genau sollte ich mich jetzt unter Experimenten vorstellen?
"Aiden, es ist eiskalt"
Ich drängte mich an dem schlanken Jungen vorbei ins Haus. Und im nächsten Moment verstand ich, warum er mich nicht ins Haus gelassen hatte.

Jake sah aus, als sei nicht ich sondern sein schlimmster Albtraum zur Tür hinein gekommen wäre. Möglicherweise war ich ja sein schlimmster Albtraum... Mein Adoptivbruder gab sich anscheinend große Mühe etwas hinter seinem Rücken zu verstecken. Aiden stolperte bei dem Versuch, sich möglichst schnell neben Jake zu stellen.
"Es ist nicht so wie du denkst!"
Er redete so schnell, dass seine Stimme beinahe auch stolperte.
"Also, ich denke, dass es nicht so ist wie du denkst. Obwohl es ganz darauf ankommst was du denkst und was du nicht denkst... ich sollte aufhören zu denken..."
"Ich denke, dass Jake gerade ein Messer hinter seinem Rücken versteckt. Und egal wie verkatert du bist, Messer sind nie die Lösung"
"Es sei denn, du willst Gemüse schneiden", warf Aiden eher weniger hilfreich ein.
"Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ihr Salat gekocht habt"
"Nein. Salat kocht man nicht"
"Du weißt genau was ich meine!"
Zum ersten Mal seid ich ihn kannte wirkte Jake fast schuldbewusst.
"Das war nicht meine Idee. Im Gegenteil ich hab versucht ihn davon abzuhalten"
Das ungute Gefühl in meinem Bauch wurde stärker.
"Wovon genau...?"
Aiden nahm Jake das Messer aus der Hand. Er packte es an der Schneide und für den Bruchteil einer Sekunde erwartete ich, dass scharlachrotes Blut aus seiner Faust fließen würde. Doch seltsamerweise geschah nichts dergleichen. In Gegenteil, Aiden konnte sich das Messer so fest an das Handgelenk drücken wir er wollte, es geschah nichts.

"Was zum...?"
Ein selbstzufriedenes Lächeln glitt über die Gesichter der Jungen.
"Das eigene Element kann einen nicht verletzten", rief mir Jake in Erinnerung. Aiden nahm die Spitze des Messers in die eine und die andere Seite in die andere Hand.
"Und das war noch nicht einmal das Beste"
Ohne viel Anstrengung zerbrach er das stabile Eisenmesser in zwei Hälften. Klirrend fielen diese auf die Kacheln des Flures.
"Bist du jetzt... Superman oder so?"
Dummerweise musste ich bei diesem Vergleich sofort an Phil denken. Ich schüttelte den Kopf, auf gar keinen Fall wollte ich, dass sich dieser Typ in jeden meiner verdammten Gedanken schlich.
"Eher Ironman"
Jakes Tonfall war trocken und psydoernst, so wie eigentlich immer wenn er auch nur in die Nähe eines Witzes kam. Aidens blaue Augen leuchteten hingegen.
"Das ist doch ziemlich cool, oder? Was meinst du?"
"Ich meine, dass ihr das Messer ersetzen solltet, bevor Bea das hier sieht"
Jake kniff die Augen zusammen.
"Bist du kein Bisschen beeindruckt?"
"Du kannst in die Zukunft sehen, Nady kann Leute mit einer Berührung heilen und ich... habe andere Talente. Das Aiden ein Messer mit seinen zwei kleinen Fingern zerbricht, ist noch lange nicht das Seltsamste, was ich in letzter Zeit gesehen habe"

Weder Aiden noch Jake sagten noch etwas dazu. Jake rieb sich die Schläfen und bückte sich nach dem zerbrochenen Messer.
"Vielleicht sollte ich doch noch etwas schlafen. Ich hatte gerade einen wirklich seltsame Hallunzination davon, dass Mia ruhig bleiben würde. Mein Gehirn muss nachhaltig beschädigt sein"
"War es das nicht schon immer?"
"Halt die Klappe, Bell"

"Okay"
Ich steckte die Hände in die Hosentasche. Wahrscheinlich wäre es netter von mir gewesen, Aiden beim Decken des Tisches zu helfen, aber er hatte darauf bestanden, das allein zu machen. Jake hatte uns, wieder einmal, alleine gelassen. Mittlerweile konnte man fast das Gefühl bekommen, er tat das mit voller Absicht.
"Also bist du jetzt...unsterblich oder so?"
Aiden hielt mitten in der Bewegung inne. Er hatte ein Buttermesser in der Hand und ich stellte mir unwillkürlich die Frage, ob die beiden Jungen schon eine Idee hatten, wie sie Bea das zerbrochene Küchengerät erklären wollten.
"Unsterblich? Nur weil mich Metall nicht verletzten kann? Bist du denn unsterblich, nur weil es unwahrscheinlich ist, dass ein Handtuch dich umbringen?"
"Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich..."
Er seufzte.
"Ich gebe es zu. Ich find das alles ziemlich..."
Es schien ihm kein passendes Wort dafür einzufallen.
"Überwältigend? Seltsam? Beängstigend?", half ich aus.
"Irgendwie... alles zusammen"
Er lachte.
"Ich bin in der Lage Messer zu zerbrechen. Muss es da nicht einen Haken geben? Du weißt schon Auf große Macht folgt große Verantwortung..."

Ich kam nicht dazu ihm zu antworten, mein Handy hatte gerade jetzt beschlossen in meiner Tasche zu klingeln. War das wieder Rose? Und sollte ich die Nachricht dann überhaupt lesen? Mit Aidens Metallkräften konnte ich umgehen. Ich war in Flammen aufgegangen, zerbrochene Messer waren dagegen harmlos. Aber wie ich mich gegenüber Rose verhalten sollte, das wusste ich nicht. Einerseits, konnte ich ihr dankbar sein, sie war das beste Frühwarnsystem, dass es unter einem Preis von eintausend points gab. Anderseits war es gruslig wie viel sie zu wissen schien. Es war fast, als hätte könnte sie hellsehen. So wie Jake...

Für ein paar Sekunden stellte ich mir vor, wie ich Jake fragte, ob er regelmäßig gruselige SMS verschickte. Dann verwarf ich diesen Gedanken jedoch. Ich hatte mit Rose am Telefon gesprochen, sie hatte eine weibliche Stimme gehabt und ich war mir ziemlich sicher, dass Jake kein Mädchen war.
"Alles in Ordnung?"
Anscheinend sah man mir zu sehr an, was ich dachte.
"Klar, ich muss nur einmal etwas nachgucken"
Ich zog mein Handy hervor und schielte auf das Display. Eine neue Nachricht hatte ich in der Tat. Sie war jedoch nicht von Rose. Und auch nicht von Jake.

Danke fürs lesen!

Nächstes Mam geb ich mir mehr Mühe ;)

Danke für eure Unterstützung! Ihr wisst nicht wie glücklich mich es macht, wenn ich sehe, dass es tatsächlich Leute gibt, die das hier lesen! Danke, danke, danke! <3

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Where stories live. Discover now