3: Aiden, Jake und andere Katastrophen

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"Wo bleibt er? Ich habe ihm gesagt, er soll sich heute beeilen" Nervös wie ein Huhn vor Ostern tigerte Bea durch die Küche.
"Wenn er noch nicht da ist..."
"...ist das auch nicht schlimm", versuchte ich sie zu beruhigen.
"Deine Freundin wird dir schon nicht den Kopf abreißen, nur weil dein Sohn noch nicht da ist"
"Es ist trotzdem nicht schön! Ich habe wirklich gedacht ich könnte mich auf ihn verlas..." In diesem Moment schwang die Küchentür auf und ein äußerst schlecht gelaunter Jake betrat den Raum.

"Jake! Wo warst du schon wieder?" Er antwortete nicht. Bea schüttelte missbielig den Kopf.
"Kannst du zumindest so tun als würdest du dich freuen? Mir zu liebe?"
"Ich hab ja so einen Spaß. Ha, ha, ha..."
"Ich hab es mir anders überlegt. Stell dich lieber in die Ecke und verderbe uns wenigstens nicht die Freude. Ich denke Mia freut dich darauf Ruby kennenzulernen"
"Klar doch"
"Siehst du?"
Jake murmelte etwas von einer "miesen Verräterin" und stellte sich tatsächlich, mit demonstrativ verschränkten Armen in die Küchenecke, in der sich auch der Kühlschrank befand.

Als es klingelte, war Bea schneller an der Tür, als ich ihr mit meinen Blicken folgen konnte. Kreischend wie eines der Mädchen in diesen amerikanischen Highschool Serien fiel sie einer etwas rundlichen Blondine um den Hals.
Die beiden Frauen lachten und redeten bestimmt fünf Minuten
durcheinander, bis sie sich endlich voneinander lösten. Riby hatte ein freundliches, mütterliches Gesicht.
"Billy!" Ehe er sich versah, war auch Beas Mann in einer ihrer Umarmungen gefangen. Oh Nein...
"Ach, hab ich dich lange nicht mehr gesehen! Du hast dich kein bisschen verändert"
"Naja..." Billy fuhr sich durch leichte angegraute Haar.
"Ein bisschen schon..." Ruby ließ ihn los und ich hätte fast schon schwören können, ihn aufatmen zu hören. Sie drehte sich überschwänglich zu Jake, der mit verschränkten Armen im Türrahmen zur Küche stand und ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter machte.
"Das ist euer Jake? Du meine Güte, den hätte ich ja gar nicht mehr wieder erkannt..." Sie lächelte Jake an.
"Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du so klein"
Sie zeigte mit der Hand eine Höhe, die Jake sicher schon bei seiner Geburt überschritten hatte. In den Genuss ihrer Tante-Gertrud-Umarmungen kam Jake nicht, was jedoch bei seiner eindeutig abwehrende Haltung jedoch auch kein Wunder.
"Und du musst Mia sein!" Und noch bevor ich "Halt, nicht umarmen, ich bin dagegen allergisch!" schreien konnte, bekam ich schon keine Luft mehr. Ruby trug ein scharfes Parfüm.

Ich war so irritiert und gleichzeitig fasziniert von Rubys Art, dass ich den Jungen hinter ihr erst bemerkte, als Ruby mich los gelassen hatte. Zunächst hielt ich ihn für eine Halluzination, für das Ergebnis von akutem Sauerstoffmangel durch Umarmungen. Erst im zweiten Moment fiel mir ein, dass es sich wohl wahrscheinlich um Aiden, Rubys Sohn handelte.
Jake durchbohrte ihn förmlich mit seinen Blicken. Aiden hatte zumindest den Anstand ihm lächelnd die Hand entgegen zu strecken, doch Jake blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen und rührte sich keinen Millimeter. Bei unsere ersten Begegnungen, war Jake zwar auch nicht gerade die Freundlichkeit in Person gewesen, aber er hatte mir die Hand geschüttelt und zumindest versucht zu lächeln. Gegenüber Aiden schien er nicht einmal an etwas Ähnliches zu denken. Aiden runzelte die Stirn.

"Ihr beiden könntet schon die Koffer holen" Bea sah mich an. Das Lächeln schien in ihrem Gesicht festgewachsen zu sein.
"Klar, das machen wir. Oder Jake?" Auch wenn ich mich bemühte es so zu formulieren, das war keine Bitte. Jake seufzte.
"Ach, was für wohlerzogende Kinder!", merkte Ruby an und ich schielte herüber zu Aiden. Anders als erwartet schien er das ganze kein Bisschen peinlich zu finden.
"Na los, du hilfst ihnen!" Aiden nickte seiner Mutter zu und ich fragte mich, ob er stumm oder einfach nur zu faul zum sprechen war.
"Ich weigere mich, mit dem da auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzten"
Billy starrte seinen Sohn an, sein Blick hätte Steine zermalmen können.
"Du wirst die Koffer holen. Und über diesen mehr als unhöflichen Kommentar reden wir noch, Jakob" Wenn Billy seinen Sohn mit Jakob ansprach musste es wirklich erst sein.
"Ich bin doch nicht ihr Page. Seh ich aus, wie jemand, der anderen Leuten die Koffer schleppt?"

Kaum waren wir draußen, verpasste ich Jake eine Kopfnuss. "Meine Güte, wie kann man nur so sturr sein?"
"Ich bin nicht sturr, ich hab bloss meine Prinzipien"
"Das ist noch schlimmer!"
"Das schlimmste ist, dass ich die Koffer jetzt auch noch hole... Und das mit dem da"
Aiden trottete weiter wortlos hinter uns her.
"Was hast du nur für ein Problem mit ihm? Ich kann dich manchmal echt nicht verstehen, Jakob"
"Das musst du auch nicht, Bell"
Jake öffnete den Kofferraum von Rubys Auto, hievte einen der Koffer heraus und gab ihn mir in di Hand. Geschickt wie ich nun einmal war, ließ ich ihn fast augenblicklich fallen. Der Reißverschluss platzte auf und der gesamte Inhalt des Gepäckstücks landete auf der Straße.
"Scheiße" Und damit war das erste Wort, was ich von Aiden Greene hörte, ausgerechnet Scheiße. Na super...

Jake hob eine eines der Kleidungsstücke vom Boden und legte es zurück in den ramponierten Koffer.
"Das musste ja passieren"
"Tut mir Leid, das war wirklich keine Absicht...", wahnte ich mich an Aiden. Dieser zuckte mit den Schultern.
"Schon in Ordnung" Er hatte eine angenehme Stimme. Hoffentlich nutzte es sie normalerweise öfter. Er beugte sich herunter um Jake beim Aufsammeln zu helfen. Seine Haare waren ebnfalls braun, jedoch um einiges dunkler als die von Jake, fast schon schwarz, wie meine. Jake richtete sich ruckartig auf.
"Du hast sicher nichts dagegen, wenn wir deine weiteren Koffer ins Haus bringen, wärend du das alles hier aufsammelst, hab ich Recht?"
Aiden blickte auf. Alice, die Kunstexpertin, hätte die Farbe seiner Augen als "dezentes metallic" beschrieben, für mich waren sie einfach nur blau.
Ob blau oder irgendwie nicht, sie funkelten ziemlich amüsiert.
"Natürlich, bringen Sie die Gepäckstücke hoch, eure Exzellenz"
"Du machst dich über mich lustig", knurrte Jake und ich wusste, dass die nächste Zeit anstrengend werden würde. Aiden und Jake in einen Raum zu lassen, schien mir ungefähr so intelligent, wie dem US-Präsidenten eine Atombombe per Brieftauben zu schicken.

Dafür, dass sie einen längerne Besuch bei uns geplant hatten, hatten Ruby und Aiden nicht auffallend viel Gepäck.
"Fertig" Stämmte ich die Hände in die Hüften und sah so stolz auf die im Gästezimmer stehenden Koffer, als hätte ich sie aus Staub und Luft erschaffen.
"Geht doch"
Aiden hob die Hand zum High- five. Ich schlug ein, wärend Jake bloß abfällig schnaubte. Dann drehte er sich um und ging ohne einen weiteren Kommentar aus dem Zimmer.
Ich überlegte noch ein paar Sekunden, ob ich ihm hinterhergehen sollte, tat es dann aber nicht. Wenn Jake sich dazu entschloss, ein Idiot zu sein, muaste das nicht auch für mich gelten. Ich konnte genauso gut versuchen mich mit Aiden ordentlich zu unterhalten.
"Ist er immer so?"
"Wer?"
"Jake"
"Meistens" Und schon war unsere ordentliche Unterhaltung beendet. Wir waren wohl beide nicht sonderlich gut im Smalltalk führen.
"Wollen wir hoch gehen?", schlug ich vor, weil mir nichts Besseres einfiel.
"Ich kann dir mein Zimmet zeigen" Er zuckte mit Schultern.
"Meinetwegen, klingt nach einer guten Idee" Nein. Das war alles andere als eine gute Idee...

Jake stand auf der oberen Treppenstufe, fast als hätte er uns erwartet. Sein Gesicht war kreidebleich.
"Oh..." Auf der Treppe blieb ich stehen, sodass Aiden fast gegen mich gelaufen wäre.
"Was ist los?" Aus der Küche drangen Rubys und Beas Stimmen zu uns herüber.
"Verdammt..." Jake blickte mich an.
"Warum seit ihr nicht unten geblieben?"
Noch bevor ich auch nur die Chance hatte etwas zu sagen, mischte sich Aiden ein.
"Das ist nicht dein Problem" Er stieg die Stufen weiter hoch und ging einfach an Jake vorbei. Ich wollte ihm folgen, doch Jake hielt mich auf.
"Mia..." In seiner Stimme war so etwas wie Angst zu hören.
"Ich glaube..." Er brach ab. Dicke Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Ich wusste, was jetzt kommen würde.
"Schon wieder?"
Er nickte.
"Deshalb bist du nach dem Koffertransport so schnell abgehauen..."
Er nickte wieder.
"Bring Aiden weg. Er darf das auf gar keinen Fall mitbekommen"
Jetzt nickte ich.
"Hast du es deinen Eltern eigentlich gesagt..."
Das war er der Moment, indem er vollends zusammenbrach.

Hoffe ich hab euch mit dem kurzen Kapitel nicht all zu sehr enttäuscht ^^
Wenn ihr den ersten Teil nicht kennt, könnt ihr gerne noch mal nachfragen wenn ihr was nichts versteht :)

Im Zeichen der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Where stories live. Discover now