Kapitel 85 - Belangloses Mädchen

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Das Kapitel ist jetzt nur so kurz, weil ich euch erst mal was bieten wollte, weil gestern nix kam. Aber ich schreibe sofort weiter, damit es schnell weiter geht :)

Sofort überkommt mich ein großes Angstgefühl und ich drücke Harrys Hand fester, als ich mich näher an ihn schmiege. „Stromausfall?", fiepe ich leise und wünsche mir, dass in der nächsten Sekunde einfach wieder das Licht angeht, denn ich hasse die Dunkelheit mindestens genauso viel wie Gewitter.

„Ich weiß es nicht", sagt er leise, konzentriert, als würde er etwas wittern, was nichts Positives hinter sich herzieht.

„Lass uns einfach bitte gehen", flüstere ich hilflos.

Kurz steht er noch aufmerksam auf der Stelle, dann macht er den ersten Schritt geradeaus. Meine Hand hält er noch immer fest, was mir ein wenig mehr Sicherheit schenkt.

Doch er bleibt wieder schlagartig stehen, als plötzlich ein lautes Knallen ertönt.

Er wird wütend. „Welcher beschissene Feigling muss das Licht ausschalten, um jemanden anzugreifen?", schreit er plötzlich durch die Halle, was mich zusammenzucken lässt.

Er denkt, jemand wäre tatsächlich hier?

Ich greife nach seinem Ärmel und versuche ihn aus seiner angespannten Starre zu ziehen. „Harry, bitte", flüstere ich. „Es ist mit Sicherheit nur ein Stromausfall ... Bitte."

Doch er bleibt auf der Stelle stehen. „Nein", raunt er leise. „Hier ist jemand."

Ich schnappe nach Luft. Er ist sich so sicher. Ich bekomme direkt noch mehr Panik. Gott, saßen wir nicht eben gerade noch an diesem Flügel und haben uns geküsst? Wieso muss ich jetzt schon wieder Angst haben?

Still bleibe ich auf der Stelle stehen und kommt Harry wieder näher. Ich lausche den Geräuschen um uns herum, kann jedoch nichts Merkwürdiges hören. Aber wenn Harry sagt, dass wir hier nicht allein sind, dann muss er Recht haben.

Und dann entzieht sich Harry mir plötzlich und das nächste, das ich höre, ist ein tiefes Röcheln, als würde jemand keine Luft bekommen.

Doch es ist nicht Harry.

Ich drehe mich mit kochendem Blut in seine Richtung und durch den leichten Mondschein kann ich erkennen, wie Harry einen anderen Kerl gerade an der Kehle auf den Flügel presst.

Das Herz pocht mir bis zum Hals.

Wo kommt er her? Und was zur Hölle passiert hier?

Doch noch bevor ich nach Harry rufen kann, wird mir der Mund zugehalten.

Ich kreische gegen die Haut der Hand auf, die auf meinen Mund gepresst wird und widerlich nach Zigaretten stinkt.

Ruckartig werde ich gegen einen großen Körper gedrückt und ich versuche mich zu wehren. Meine Hilfeschreie sind gedämpft und meine Hände werden hinter meinem Rücken festgehalten, was mich noch wehrloser macht.

Harrys Kopf schwingt augenblicklich zu mir und dann wird auch schon wieder das Licht angeschaltet.

Ich wimmere vor Furcht auf und versuche mich immer mehr zu wehren, doch es ist zwecklos. Der Griff, der Person, die mich gegen seine Brust presst, ist zu stark.

Weil sich der Kerl, den Harry auf den Flügel presst, nicht mehr wert, schupst Harry ihn aggressiv zur Seite und kommt zielstrebig zu mir. Er ist so wütend, ich könnte schwören, seine Augen laufen beinahe schwarz an. „Scheiße, fass sie nicht an!", brüllt er, als er auf uns zukommt.

„Stop!", ruft der Kerl hinter mir und hält Harry plötzlich eine Waffe entgegen, was mir beinahe die Tränen in die Augen treibt.

Angespannt bleibt Harry stehen und starrt den Mann hinter mir an, der ihm die Waffe entgegen hält.

Hilflos sehe ich zu ihm und beginne zu beten. Bitte lass ihn am Leben. Bitte lass ihn einfach am Leben.

„Wir wollen doch nicht, dass diesem blonden Engel hier etwas passiert oder etwas nicht?", säuselt der Kerl hinter mir und hält jetzt mir die Waffe an die Schläfe.

Ich kneife die Augen vor Furcht schmerzhaft zusammen und versuche erneut meine Hände aus seinem Griff zu befreien, doch es passiert nichts. Ich bin hilflos. Und Harry auch.

Harry ballt zornig die Fäuste. „Ich bring dich um", presst er zwischen seine Zähne hervor.

„Ach ja", ertönt plötzlich eine hallende Stimme, die uns näher kommt. „Noch vor ein paar Monaten, hättest du so etwas nicht wegen irgendeinem belanglosen Mädchen gesagt."

Harrys Blick schweift hinter mich und den Kerl. Mit einem Mal, sieht er noch böser aus. „Was zur Hölle soll die Scheiße?", schreit er, während die Person an mir vorbeiläuft.

Es ist Eduard.

„Denkst du, wenn du schreist, dass du irgendetwas besser machst?", fragt Eduard Harry ruhig und kommt auf mich zu.

Sein Blick widert mich an. Genauso wie beim letzten Mal, als er genau vor mir stand und mich begutachtet hat. Nur bin ich diesmal noch wehrloser und kann mich nicht dagegen wehren, dass er mir ins Gesicht fasst.

„Nimm doch die Waffe weg", spricht er zu dem Mann hinter mir und wie auf Befehl, nimmt er sie weg. Eduard sieht mir tief in die Augen, die schon gefüllt mit Tränen der Angst sind. Sein Blick ist so leer, ich könnte nichts hineininterpretieren. „Du armes, kleines Ding", sagt er ruhig und dann wischt er mir sanft mit seinem Finger eine Träne weg, die über meine Wange fließt.

Erneut versuche ich mich zu wehren, doch es gelingt mir nicht. Nicht mal meinen Kopf kann ich von ihm wegdrehen, da mir noch immer der Mund zugehalten wird.

Ich will einfach verschwinden. Das hier muss ein riesiger Albtraum sein.

Eduard seufzt, als er seine Hand zurück nimmt. „Sie weint, Harold", spricht er zu Harry, doch sieht mich weiterhin an. „Sie hat Angst."

„Was willst du hier?", knurrt Harry dunkel.

Jetzt dreht Eduard sich mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt um und läuft gelassen zu dem Flügel, an dem der Kerl steht, der Harry vorhin angreifen wollte. Er reibt sich etwas hustend über den Hals.

„Ich bin hier, weil du mein Neffe bist", erklärt Eduard und klappt den Flügel zu. „Du weißt doch, dass ich mir Sorgen um dich mache."

Harry sieht ihn nur vernichtend an.

„Und außerdem hat dich jemand ganz schön in die Scheiße geritten", erzählt Eduard weiter. „Deswegen wird es Zeit für dich, Cardiff wieder zu verlassen."

„Wovon zur Hölle redest du?", flucht Harry.

Eduards Blick ist so ruhig und gelassen, beine gehässig. Er zeigt auf die Treppe der Bühne, wo gerade jemand mit gesenktem Kopf hochgelaufen kommt.

Ich kann meinen Augen nicht trauen.

Dale?

„Er, mein lieber Neffe", sagt Eduard, während Dale sich reumütig zu ihm stellt, „hat dich verraten. Dein toller, großer Bruder hat dich verraten. Deine Eltern wissen jetzt alles über dich und deine Standorte."

Was?

„Was?", zischt Harry und ich sehe, wie er sich beherrschen muss, nicht vollkommen die Fassung zu verlieren.

„Erzähl es ihnen", sagt Eduard zu Dale, der noch immer den Blick auf den Boden geheftet hat. „Erzähl ihnen, wie sehr dir wirklich dein kleiner Bruder am Herzen liegt."



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