Kapitel 86 - Ohne Reue

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Dam, dam, dam ... Das ist jetzt das Ende. Extra langes Kapitel

Dales Miene wird angespannter und er presst die Lippen aufeinander. Er hat nicht vor zu reden.

Wieso sollte Dale Harry verraten? Wieso sollte er so etwas Grausames tun, während er doch ständig auf unserer Seite stand und alles getan hätte, um das Leben seines Bruders zu schützen?

Das ergibt alles keinen Sinn.

Joel und Esther wissen nicht, dass Dale noch lebt. Und er wollte sich auch nicht zu erkennen geben. Was geschieht hier gerade?

„Los", sagt Eduard wieder genervter und stumpt Dale an, der seinen Blick etwas hebt, uns jedoch nicht ansieht. „Ich habe keine Luft hier die ganze Nacht zu stehen, nur weil du so ein jämmerlicher Feigling bist."

Harry sieht ihn erwartungsvoll an und auch ich hoffe, dass Dale einfach sagt, dass das alles eine große Lüge ist. Das kann nicht die Wahrheit sein. Dale kann uns nicht einfach verraten haben. Das würde er nie tun.

Doch Dale atmet tief durch und schließt die Augen. Sein Gesicht zum Boden gerichtet, seine Stimme monoton. „Es stimmt", sagt er, worauf die erste Ecke meines Herzens abbricht. „Ihr wisst, dass sie nicht wissen, dass ich noch lebe, deswegen habe ich sie aufgesucht und ihnen einen anonymen Brief geschrieben. Unsere Großeltern wissen auch Bescheid."

Jetzt bin ich diejenige, die wieder niedergeschlagen die Augen schließt. Ich wünschte, ich müsste diese Worte nicht hören. Und ich wünschte, Harry müsste das nicht hören.

Sogar Mary und Granno haben uns belogen. Haben ihn belogen. Nichts von alledem war echt.

„Sie dachten, es wäre besser, wenn wir Harry direkt ins Messer laufen lassen, indem wir Joel aufsuchen, doch ich dachte, dass das falsch wäre. Sie dürfen ihn noch immer nicht sehen, doch wir brauchten einen Grund, wofür Harry gewillt ist, die Stadt zu verlassen."

Wieder atmet er durch und öffnet die Augen.

„Wir wollen nicht, dass Harry stirbt, aber er darf nicht länger in Cardiff bleiben."

Der Kerl, der mir den Mund zuhält, nimmt endlich seine widerliche Hand von meinen Lippen, worauf ich tief Luft hole und Dale entsetzt ansehe. Dann sehe ich zu Harry.

Und mir bricht das Herz.

Er ist nicht mehr wütend, er ist nicht mehr zornig. Er steht einfach nur dort und sieht ihn mit emotionslosem Ausdruck an. Das ist fast noch schlimmer, als wenn er komplett ausflippen würde, den dann weiß ich, dass ihn die ganze Situation so sehr zerbricht, dass er denkt, er dürfte kein Gefühl mehr zulassen. Er macht dicht. Wie früher.

Ich hatte ihm versprochen, es würde alles besser werden, denn ich war mir so sicher. So verdammt sicher. Ich dachte, seine Großeltern würden ihn lieben, genauso wie Dale ihn liebte. Und ich wusste, er glaubte mir. Doch jetzt ... Jetzt ist es ruiniert. Harry ist ruiniert, denn er wurde hintergangen.

Dabei hatte ich mir so sehr für ihn gewünscht, dass er endlich eine Familie bekommt, die ihn liebt.

Harry hat dieses Leben nicht verdient. Er hat es einfach nicht verdient.

„Siehst du", sagt Eduard und ein leichtes Lächeln ziert seine widerlichen Lippen. „Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass sich irgendwer um dich schert oder? Ich bin der Einzige, der für dich da ist, damit du nicht verreckst."

Er geht langsam ein paar Schritte näher auf Harry zu, der ihn noch immer total resigniert ansieht.

„Und dass du nicht bei diesem Mädchen bleiben kannst, war doch auch klar, nicht wahr?", redet Eduard weiter. „Mir ist egal, wer ihr seid, für mich bist du nur ein nichtsnutziger Bastard, der meine Drecksarbeit verrichtet. Und dabei wird es bleiben. Und weißt du noch etwas?" Etwas neigt er seinen Kopf. „Du kannst nichts dagegen tun. Du kannst es dir nicht mal erlauben zu sterben, denn ansonsten ..." – Er zeigt auf mich – „Stirbt sie."

Remember His StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt