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Am nächsten Morgen klingelt der Wecker für meinen Geschmack viel zu früh. Auch Luke dreht sich genervt um und drückt sich sein Kissen auf die Ohren. Der hat es gut...Bandprobe ist erst um zwölf, wenn ich schon vier Stunden lang in der Schule sitze. Müde quäle ich mich in meinen Rollstuhl und mache mich fertig.
Ben hilft mir die Treppen hinunter, da auch er schon wach ist und um acht bei der Arbeit sein muss.
Liz wartet bereits mit Brötchen in der Küche und begrüßt uns lächelnd. Ich umarme sie kurz und nehme dann mit meinem Rollstuhl meinen Platz am Tisch ein. Liz lässt sich mir gegenüber nieder und Ben setzt sich links von mir hin.
Beim Frühstück reden wir kein Wort, aber Liz lächelt mich immer wieder aufmunternd auf. Auch Ben merkt, dass es mir nicht gut geht und legt sanft seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Hey, das wird alles. Luke liebt dich. Über alles. Und ich kann ihn verstehen. Er will nicht, dass du traurig bist." sagt er leise zu mir, als er mich aus der Küche in den Flur schiebt, damit er mich auf dem Weg zur Arbeit an der Schule raus lassen kann. Ich drehe mich zu ihm um und lächele. "Danke, Ben. Weißt du, es ist halt schwer für mich...und ich muss es auch noch vor Luke geheim halten. Sonst wird es ja keine Überraschung" murmele ich. "Wenn du Hilfe brauchst, bin ich für dich da." bietet er an. "Danke. Oh man ihr seid alle so lieb zu mir. Und ich kann euch nichts zurückgeben..." "Du gibst uns ziemlich viel. Wir sind alle total glücklich, dass du bei uns wohnst. Es ist richtig schön mit dir. Und vor allem braucht Luke dich mehr als du denkst...du weißt schon wegen dem mit Oma. Es lässt ihn nicht los und wenn du nicht da wärst, würde es ihm richtig schlecht gehen." widerspricht Lukes Bruder mir und hebt mich ins Auto. Auf dem Weg zur Schule reden wir zwar nicht miteinander, singen aber beide die Lieder im Radio mit.
Als wir and der Schule ankommen, hilft Ben mir in meinen Rollstuhl und verabschiedet sich mit einer Umarmung von mir. Ich erwidere sie und schiebe mich dann an und in Richtung meines Klassenraumes.
Bella und Noah warten bereits und begrüßen mich weit grinsend. "Hey" antworte ich und setze mich auf meinen Platz zwischen den beiden.
Kurz darauf kommt leider schon unser Mathelehrer, weshalb wir keine Zeit zum quatschen haben.
Aber sobald es zur Pause klingelt, beginnt Noah von seinem Date zu erzählen, dass er gestern hatte. Allerdings schalte ich irgendwie direkt ab. Zu sehr bin ich mit meinen Gedanken dabei, dass ich nie wieder wirklich laufen werden kann.
"Annie?" reißt mich Bellas Stimme aus meinen Gedanken. "Äh ja" antworte ich stotternd. "Ist alles klar bei dir?" Ich nicke: "Ja, ja natürlich" sage ich und erzwinge ein Lächeln. Scheinbar sah das nicht wirklich echt aus, denn Bella sieht mich ernst an und sagt: "Das sieht aber nicht so aus. Was ist los Annie?" fragt sie und hockt sich neben mich. "Ich...ich war doch gestern beim Arzt wegen Laufen lernen und so..." schniefe ich und wische eine Träne weg, die über meine Wange läuft. "Ich werde nie wieder laufen können. Nur so ein paar Schritte..." fahre ich fort und schluchze leise. Sofort umarmt meine Freundin mich und auch Noah streicht besorgt über meinen Rücken. Er sagt zuerst etwas: "Wir sind für dich da, okay? Wenn etwas ist kannst du dich auf uns verlassen. Der Rollstuhl ist nur ein Rollstuhl, es geht dir doch eigentlich gut, oder?" Ich nicke. "Na also. Alles wird gut. Du musst dich nur dran gewöhnen" muntert er mich auf. "Danke" flüstere ich. "Dafür sind Freunde doch da" antwortet Bella und schiebt mich ins Schulgebäude, da es geklingelt hat.

Meine Mitschüler sehen mich kurz mitleidig und verwirrt an, sagen aber nichts zu meinen geröteten Augen und auch Mrs Bent, die jetzt mit uns Englisch hat, geht nicht darauf ein. Dafür bin ich echt dankbar und zum Glück geht der Unterricht ausnahmsweise mal schnell vorbei.
Als ich jedoch durch den Flur rolle, um nach draußen zu Lukes Auto zu gelangen, werde ich von den drei Freundinnen Ashley, Lynn und Lucy aufgehalten. "Na, Krüppel. Warum musstest du heulen? Hat dein für dich viel zu heißer Freund mit dir Schluss gemacht?" grinst Ashley. "Würde ich auch, wenn ich er wäre" fügt Lynn hinzu. Sofort steigen mir zum zweiten Mal heute Tränen in die Augen und meine Sicht verschwimmt. "Da heult sie schon wieder" lacht Lucy. In dem Moment packt jemand meinen Rollstuhl und schiebt mich weg von den beiden. Als ich mich umdrehe, sehe ich Noahs wütendes Gesicht und bin unendlich dankbar. Er bringt mich nach draußen und kniet sich vor mich: "Was haben sie getan?" "Sie haben sich über mich lustig gemacht.. über meinen Rollstuhl und dass Luke zu gut für mich ist." schluchze ich. "Wer ist Luke?" "Mein Freund" "Woher wissen die, dass er dein Freund ist?" will Noah wissen. "Keine Ahnung...wahrscheinlich haben sie es gestern gesehen oder sie sind 5sos Fans..." murmele ich. Noahs Augen werde groß: "DER Luke?" Ich nicke. "Die drei sind Fans...und garantiert verdammt eifersüchtig. Aber mach dir nichts draus. Die sind eh auf jedes weibliche Wesen eifersüchtig, dass in einer Beziehung ist." fügt Noah hinzu "Achso" nicke ich und umarme Noah zum Abschied, da Luke gerade mit dem Auto vorgefahren ist. "Tschüss Annie" ruft Noah noch und winkt mir zu. "Tschüss Noah" antworte ich.
"Wer ist das?" höre ich Lukes Stimme hinter mir. Er hört sich wütend an. "Noah", sage ich und drehe mich zu ihm um. "Hm..woher kennst du ihn?" "Er ist in meiner Klasse und wir sind befreundet" antworte ich ein wenig verwirrt. "Sicher, dass ihr befreundet seid?" hakt er nach, "weil du sieht so aus, als hättest du geweint." "Hab ich auch...aber nicht wegen ihm. Er hat mich getröstet" lächele ich. "Was ist denn passiert?" fragt Luke mich, aber noch immer wirkt er komisch. "Ach..es gibt so drei Mädchen...Fans von dir und den Jungs...sie sind eifersüchtig auf mich und gönnen mir unsere Beziehung nicht.." murmele ich. "Aber Noah hat dich ja wieder zum lächeln gebracht" motzt mein Freund. Ich sehe ich an und frage: "Luke, was ist los? Du bist total komisch!" "Was los sein soll? Du flirtest vor meinen Augen mit diesem ach so tollen Noah und du fragst mich was los ist?" schreit er. "Flirten? Noah und ich sind Freunde, nicht mehr!" schreie ich zurück. "Sag mir einfach, wenn du nicht mit mir zusammen sein möchtest Annie!" zickt Luke und hebt mich unsanft ins Auto. Kurz darauf sitzt er auf dem Fahrersitz und fährt los. Er starrt wütend auf die Straße und ich beiße mir auf die Lippe, um nicht wieder loszuheulen. Während der Fahrt sehe ich meinen Freund an und beobachte, wie sich seine Augenbrauen zusammen ziehen und seine Halsmuskulatur bewegt sobald er schluckt. Sein Kiefer ist angespannt, woran ich sehe, dass er sauer ist. Traurig wende ich meinen Blick von ihm ab und gucke auf die Straße.

happy. l.h. (Teil 2)Where stories live. Discover now