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Als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker geweckt werde, liegt Luke noch immer tief schlafend neben mir. Ich habe keine Lust jetzt vor der Schule noch mit ihm zu diskutieren, also krieche ich umständlich über ihn und in meinen Rollstuhl. Nachdem ich mich umgezogen und geschminkt habe, hilft Liz mir die Treppe hinunter und schiebt mich an einen gedeckten Frühstückstisch. Verschlafen schlinge ich ein Brötchen mit Erdbeermarmelade runter und trinke meinen Tee. Da ich ein bisschen zu lange im Bad gebraucht habe, muss ich mich jetzt beim Frühstück abhetzen, was ich eigentlich überhaupt nicht mag. Aber die schule wartet nicht auf mich und ich sollte möglichst am dritten Tag nicht zu spät kommen.

Müde schiebe ich mich in meinen Klassenraum und setze mich neben Noah. Dass ich gestern erst so spät geschlafen habe, war nicht gut. "Alles klar bei dir?" will er wissen. "Ja, ja alles gut hab nur nicht so gut geschlafen..." murmele ich. "Sicher?" hakt er nach. "Ich hab Streit mit Luke..." schniefe ich. "Oh, warum?" "Er ist eifersüchtig..." murmele ich. "Auf wen?" will Noah wissen. "Auf dich" antworte ich und schüttele traurig meinen Kopf. "Was? Warum?" geschockt sieht er mich an. "Er hat gesehen, wie du mich gestern umarmt hast. Keine Ahnung was sein Problem ist, aber es ist jedenfalls komplett unnötig und überreagiert." erkläre ich. "Oh, ich..ich kann aufhören dich zu umarmen" schlägt Noah vor. "Ach hör auf. Wir sind Freunde. Was erwartet Luke? Er umarmt auch ständig Fans und ich jammere nicht herum und schiebe Eifersucht. Er soll einfach mal runter kommen." sage ich meine Meinung. "Okay..Aber ich will nicht eure Beziehung ruinieren." "Das tust du nicht. Alles gut" flüstere ich.

Nach der Schule bin ich überrascht, dass Lukes Auto an der Straße steht und eigentlich gar nicht in der Stimmung jetzt mit ihm zu reden. Andererseits werde ich das wahrscheinlich nie sein. Also atme ich einfach noch einmal tief durch und mache mich dann auf den Weg zum Auto meines Freundes. Er wartet bereits, an der Tür lehnend und begrüßt mich mit einem Kuss. Allerdings drehe ich meinen Kopf ein wenig genervt zur Seite, sodass er nur meine Wange trifft.
Irritiert sieht er mich an: "Es tut mir leid Annie, okay?" "Mh" antworte ich nur und warte, dass er mich ins Auto hebt. Das tut er aber nicht sondern, zieht mich an sich und drückt mein Kinn hoch, sodass ich ihn ansehen muss. "Hörst du?" fragt er sanft. Ich nicke. "Ich habe überreagiert." "Ach.." bleibe ich stur. "Annie bitte. Ich war ein Arschloch und es tut mir leid. Was muss ich tun, damit du wieder mit mir redest?" verzweifelt sieht er mir in die Augen. Ich überlege kurz: "Hör auf eifersüchtig zu sein. Du hast keinen Grund dafür. Du bist mein Freund! Mein Ein und Alles. Du machst mich glücklich. Ich liebe dich, Luke." Er lächelt. "Ich dich auch Annie." Daraufhin beugt er sich zu mir hinunter und drückt seine Lippen auf meine. Sofort erwidere ich den Kuss und schmiege mich an seine Brust. Seine Arme halten mich, damit ich nicht hinfalle. "Danke" flüstert mein Freund in mein Ohr, als er sich von mir gelöst hat. Ich lächele und er setzt mich ins Auto.
Ich bin froh, mich wieder mit ihm vertragen zu haben. Streit mit ihm ist der Horror für mich, weil er die Person in meinem Leben ist, die mich am glücklichsten macht. Aber ich wollte auch nicht früher einknicken. Es kann nicht sein, dass er ständig eifersüchtig ist und ich das einfach ignoriere.

Den Rest des Tages verbringen wir kuschelnd auf dem Sofa, nachdem Liz uns mehrfach gesagt hat, wie froh sie ist dass wir uns wieder vertragen haben. Lächelnd liege ich auf Lukes Bauch und spiele mit seiner Kette, während er seinen einen Arm um meine Hüfte geschlungen hat und mit der anderen Hand immer wieder durch meine Haare fährt. Im Hintergrund hört man das Töpfeklappern in der Küche, wo Lukes Mutter das Abendessen kocht.
Ich bin so glücklich, mit den Hemmings' zusammenzuleben, da sie mich von Anfang an so gut aufgenommen haben und ich mich schon immer willkommen und zuhause gefühlt habe. Sie sind meine Familie geworden und ich bin unendlich froh darüber.
In den letzten Wochen hatte ich keinen Kontakt mit meiner Mutter, frage mich aber manchmal, wie es ihr wohl geht und was sie macht.
"Annie?" Ich sehe zu meinem Freund hoch: "Ja?" "Bist du glücklich?" fragt er. Ich nicke: "Ja, warum?" So glücklich bin ich eigentlich gar nicht. Ja, Luke bringt mich zum lachen und alles, aber im Hinterkopf kriecht immer der Gedanke herum, dass ich im Rollstuhl sitze...für den Rest meines Lebens. Und das dämpft dieses Gefühl des Glücks. Aber davon kann ich Luke nichts sagen. Schließlich will ich ihn überraschen. Wenigstens mit ein paar Schritten ohne Hilfe. Dafür darf er aber nicht wissen, dass es diese Möglichkeit gibt, ebenso wenig wie, dass ich so richtig nie wieder laufen werden kann. "Hab ich mich nur gefragt..." murmelt er. Ich sehe ihn belustigt an und stütze mich mit meinen Armen auf seiner Brust auf, um ihm besser in die Augen schauen zu können. Dann frage ich: "Bist du glücklich?" Luke nickt und nimmt mein Gesicht in seine Hände: "Wenn du glücklich bist, bin ich auch glücklich." Ich lächele und schließe die letzten paar Zentimeter zwischen unseren Gesichtern, um ihn zu küssen. Er erwidert den Kuss sofort und als kurz darauf Ben ins Wohnzimmer kommt räuspert er sich kurz. Ich werde rot und unterbreche den Kuss. "Ben" jammert Luke. "Sorry, aber ich wohne hier nunmal auch" grinst sein Bruder, "Wenn ihr in Ruhe rummachen wollt, musst ihr das in deinem oder Annies Zimmer machen."
Da mir die Situation etwas peinlich ist, ziehe ich mich in meinen Rollstuhl und flüchte in die Küche. Hinter mir höre ich Luke und Ben lachen und schüttele den Kopf. "Na, haben die zwei dich geärgert?" grinst Liz. "Ein wenig" erwidere ich lachend und erzähle ihr, was passiert ist. "Typisch" lacht sie daraufhin und verteilt Kartoffeln in einer Auflaufform. "Was gibt es heute?" frage ich sie neugierig. "Kartoffelauflauf mit Tomaten und Käse und so" erzählt sie und gießt Tomatensauce über die Kartoffeln.

"Jungs, es gibt essen!" ruft Liz eine halbe Stunde später aus der Küche, während ich ihr beim Tisch decken helfe. Sofort kommen ihre Söhne aus dem Wohnzimmer gelaufen und setzen sich hin. "Und hör auf deine Freundin zu ärgern" tadelt sie Luke lachend. Sofort sieht er besorgt zu mir. "Tut mir leid. Ist alles okay?" fragt er und drückt einen Kuss auf meine Stirn. "Ja Luke, alle gut. War nur ein Spaß" grinse ich und streiche mit meiner Hand über seine Wange. Er schmollt gespielt, weil er weiß, dass ich ihm dann nicht widerstehen kann. Also drücke ich meine Lippen auf seine und als wir uns voneinander lösen grinst er stolz.
"Guten Appetit, Lovebirds" lächelt Liz.
"Danke, dir auch" antworte ich freundlich.

"Ich hab dich lieb, Annie" flüstert Luke, als wir später nebeneinander im Bett liegen. Ich bin froh, wieder neben ihm einzuschlafen und dabei nicht mit ihm zerstritten zu sein. "Und ich dich" antworte ich und drücke meine Lippen an seinen Hals.

happy. l.h. (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt