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Als ich aufwache bin ich umgeben von Lukes Geruch und erst nach einigen Sekunden realisiere ich, daß es nur die Decke ist. Luke ist nicht da. Er ist am anderen Ende der Welt. Traurig vergrabe ich meine Nase im weichen Stoff des Bettbezugs und atme tief ein. Das einzige, was ich im Moment von meinem Freund habe...

Nach einigen Minuten einfach nur im Bett liegen und traurig an die Decke starren, setze ich mich auf und greife nach meinem Handy. Eine neue Nachricht von Luke: Guten Morgen Babe. Ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich gehe jetzt ins Bett...vielleicht schaffen wir es morgen oder so mal zu skypen. Ich vermisse dich und liebe dich unendlich.
Ich lächele glücklich und antworte: Hey Lukey, ich vermisse dich auch unendlich. Wir müssen unbedingt skypen. Sonst halte ich die zwei Wochen nicht aus. Schlaf schön und träum süß, ich liebe dich.

Dann ziehe ich mich in Chris und mache mich auf den Weg ins Badezimmer, damit ich duschen kann. Müde sehe ich in den Spiegel und fahre mit meinen Fingern durch meine Haare, bevor ich mich fürs duschen fertig zu machen.

Als ich geduscht habe, hilft Liz mir die Treppe hinunter und überrascht mich mit einem wunderbaren Frühstück. "Danke Liz, das wäre nicht nötig gewesen" bedanke ich mich und umarme Lukes Mutter. "Ach quatsch, ich dachte ich tue dir mal was Gutes. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht" antwortet sie und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich lächele und nehme mir eins der Croissants, die Liz mitgebracht hat. Auch sie nimmt sich eins.
Ben und Jack sind wie gestern arbeiten und auch Andrew ist eben gerade gefahren. Also verbringen Liz und ich einen weiteren Vormittag zusammen bevor sie mich nacher zu meinem letzten Lauftraining bringt. Mein letztes Lauftraining...ich weiß noch, wie ich angefangen habe. Ich konnte nichts, und jetzt bin ich fast fertig. Ich kann laufen - zumindest ein bisschen - und damit das, was ich schon seit über einem halben Jahr können möchte.
Ich bin unglaublich glücklich darüber, dass es endlich klappt, aber ich vermisse Luke so sehr, dass ich mich gar nicht über meinen Erfolg freuen kann...es ist einfach so komisch ohne Luke. Niemand, der mich ständig umarmt, niemand der mich Babe oder Little oder Süße nennt, niemand der abends neben mir in mein Ohr schnarcht.

"Kommst du, Liebes?" ruft Liz aus dem Flur. "Ja" antworte ich und ziehe mich vom Sofa in meinen Rollstuhl.
Auf der Fahrt bin ich ziemlich still und auch Liz sagt kein Wort. Sie weiß, dass es mir nicht gut geht und ich bin ihr unglaublich dankbar dafür, dass sie es einfach akzeptiert, anstatt mich die ganze Zeit aufmuntern zu wollen.

"Annie, ist alles okay?" fragt mich Mr Brodie nachdem ich eine halbe Stunde gebraucht habe, eine Bahn zu laufen. Ich schüttele meinen Kopf: "Ich vermisse meinen Freund und ugh..." Kaum rede ich darüber, beginne ich zu weinen und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. "Wollen wir den Termin lieber verschieben? Weil ich glaube nicht, dass das heute hier Sinn macht" bietet mein Arzt an. "Aber dann vermisse ich ihn ja nicht weniger..." gebe ich zu bedenken. "Wenn wir es einen Tag vor deinem Abflug machen?" schlägt Liz vor. "Das ist doch eine gute Idee" stimmt Mr Brodie ihr zu. Auch ich nicke und seufze: "Das könnte klappen..." "Wann fliegst du denn?" will er wissen. "Nächsten Freitag" antworte ich. "Dann komm am Donnerstag um halb vier. Dann schaffen wir noch ein einhalb Stunden" ermutigt Mr Brodie mich. Ich ringe mir ein Lächeln ab und nicke ein weiteres Mal.

Als wir zu Hause ankommen, setzt Liz sich zu mir aufs Sofa und nimmt mich in den Arm. "Es ist nicht nur, dass du Luke vermisst oder? Da ist noch mehr" fragt sie leise. Ich nicke. "Willst du darüber reden?" "Vielleicht hilft das..." murmele ich und beginne dann zu erklären. Meine Stimme ist brüchig und ich bin - wie so oft in letzter Zeit - den Tränen nah: "Irgendjemand hat das Gerücht im Internet verbreitet, das auch schon an beiden meiner Schulen herumgegangen ist..und jetzt" ich stocke, "...jetzt hassen mich alle" schluchze ich. "Aber das stimmt doch nicht. Wir sind doch da" tröstet sie mich und drückt mich eng an ihre Brust. "Aber die Fans..." "Welche Fans sind gemein zur Freundin ihres Idols? Das sind keine Fans, Annie." "Es tut so weh...warum immer ich? Warum kann nicht einfach mal alles gut laufen? Warum kann ich nicht einfach mal glücklich sein? Das ist alles, was ich will" schluchze ich und verschlucke mich fast. "Oh Annie, du tust mir so leid. Ich wünschte, ich könnte dir das alles nehmen und dir das geben, was du verdienst: Glücklich sein. Ich würde alles dafür tun, aber leider geht das nicht" flüstert Liz traurig. "Aww Liz, du bist immer so gut zu mir" bedanke ich mich. "Du gehörst schließlich zur Familie" rechtfertigt sie sich. Ich lächele: Ich, Annie McForster, gehöre zur Hemmings-Familie.
"Wie kann ich euch allen je dafür Danke sagen, was ihr alles für mich getan habt?" seufze ich. "Du musst dich nicht bedanken, weil du mindestens genau so viel für uns getan hast" lächelt Lukes Mutter. "Was denn?" "Du hast uns gezeigt, dass man immer stark bleiben muss, dass man zusammen halten muss, und vor allem: was Liebe ist. Nicht viele hätten sich entschieden wie du und einfach ihre Mutter hinter sich gelassen...sich für die Familie des Freundes entschieden..." erklärt Liz mir. "Ihr habt mir ein neues Leben gegeben.." murmele ich und umarme die Mutter meines Freundes ganz fest. Wie soll ich ihr je zurückgeben, was sie mir gegeben hat?

happy. l.h. (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt