Kapitel 2:

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»Chris? Hey ich bin’s. « sagte ich und als seine Stimme ertönte, schlug mein Herz höher.

»Hey Becca. « rief er und stopfte sich etwas in dem Mund, immer nur am Essen.

»Kannst du noch vorbei kommen? Es ist wichtig. « wisperte ich und war den Tränen schon wieder nahe. Er hörte auf zu kauen und schluckte sein Essen runter.

»Eigentlich passt es nicht, aber was ist denn los? « im Hintergrund hörte ich seine Mutter, die ihn aufforderte, dass Handy wegzulegen.

»Komm bitte. Es wird wahrscheinlich das letzte Mal sein, dass wir uns vorzeitig sehen. « Ich wusste nicht, wie ihm anders klarmachen sollte, dass er vorbeikommen musste. Am Telefon wollte ich ihm nicht mehr sagen, ich wollte dafür bei ihm sein. Sein Atem stoppte kurz und ich konnte mir seine Reaktion bildlich vorstellen.

»W-W-Wie meinst du das? « stotterte er, hauchte aber ein »Moment, warte kurz. « hinterher. Die Geräuschkulisse wurde leise und ich hörte nur noch gedämpft Stimmen. Wenn ich mich nicht irrte, diskutierte er mit seiner Mutter und hielt seine Hand vor sein Handy.

»OK, da bin ich wieder. Ich mach mich jetzt auf den Weg und bin in 5 Minuten da. « murmelte er hektisch, bevor ich mich verabschiedete und auflegte. Ich legte mein Handy auf meinen Schreibtisch und ich ging nach unten ins Wohnzimmer. Meine Mutter stand in der Küche und machte Abwasch, mein Bruder war in seinem Zimmer und mein Vater versuchte mir wahrscheinlich aus dem Weg zu gehen, bis ich mich wieder gefangen hatte.

Ich hatte eingesehen, dass es nicht seine Schuld war, aber trotzdem war ich sauer, dass er das nicht anders geregelt bekommen hat. Für meine Eltern war der Umzug nicht schlimm, ihre Freunde waren erwachsen und wussten damit gut umzugehen, doch in meinem Alter war das tausendmal schwerer. Vor allem wenn man sich seit dem Kindergarten kennt und so viel miteinander erlebt hat. Meine Freunde wussten alles über mich und in England war ich nur ein deutsches, unbekanntes Mädchen, mit dem keiner was zu tun haben wollte. Ich konnte mir schon genau vorstellen, wie sich dort in meiner neuen Klasse keiner um mich kümmerte und mich dezent ignorierte.

»Rebecca, hilfst du mir beim abtrocknen? « rief meine Mutter. Ich seufzte und trottete zu ihr, Chris sollte jeden Moment kommen.

»Jap. « murmelte ich, schnappte mir ein Handtuch und trocknete zwei Gläser und drei Teller ab. Meine Mutter wollte gerade anfangen wieder mit mir über England zu reden, doch genau in diesem Moment klingelte es. Ihr Blick wanderte verwirrt zur Uhr.

»Das ist Chris. « sagte ich und verließ die Küche. Mir fiel es sehr schwer, normal mit meinen Eltern zu reden, vielleicht war es ganz gut, dass ich nun mit Jemand anderem darüber reden konnte. Ich eilte zur Haustüre. Chris stand mit seinem Motoradhelm auf der ersten Stufe und lächelte mich an.

»Hey. « sagte er und trat auf mich zu, doch ich fiel im schon in seine Arme. Meine Arme schlang ich um seinen Nacken und ich presste mein Gesicht in seine Schulter. Erst blieb er regungslos stehen, doch dann erwiderte meine Umarmung.

»Was ist denn los? Wieso sollten wir uns bald nicht mehr sehen? « fragte er, als wir im Flur standen und er seine Jacke auszog.

»Ich erkläre es dir oben, komm wir gehen in mein Zimmer. « nuschelte ich. Meine Mutter schaute aus der Küche zu uns und begrüßte Chris kurz, der darauf freundlich lächelte. Ich schnappte seine Hand und zog ihn hinter mir her. Ich wollte jetzt nicht, dass sie mir auch noch meine letzte Zeit mit ihm wegnahm, nur um mit ihm Smalltalk zu halten.

Oben legten wir uns auf mein Bett, die Tür verriegelte ich vorher. Meinen Kopf platzierte ich auf seine Brust, während er seine Arme schützend um mich legte. Dieses Gefühl, geliebt zu werden, war einfach unbeschreiblich schön.

»Dann erzähl mal, was los ist. « forderte er mich auf, seine Finger strichen langsam über meinen Arm.

»Es tut mir so leid. « wisperte ich und schaute im tief in seine Augen. »Am Samstag fliegen wir nach England. « Er runzelte seine Stirn.

»Und was ist daran so schlimm? Wieso denn, die Ferien fangen doch erst in ein paar Wochen an. «

»Ich fahre nicht vorzeitig in Urlaub oder so. « Ich hatte so große Angst, ihm es direkt zu sagen. Er liebte mich so sehr und wir hatten uns geschworen, dass wir so lange zusammen sein würden, bis es nicht mehr geht, dass wir jede Hürde zusammen meistern und uns immer unterstützen. Doch das war einfach anders.

»Dann sag mir doch, was du da machst. So schlimm kann es nicht sein. Du hast voll dramatisch am Telefon geklungen. « bat er mich.

»Wir ziehen nach London, am Samstag. Und ich muss mit. « meine Worte klangen kalt und ich spukte sie fast aus, ich konnte es nicht wahrhaben. Er schluckte. Sein Mund öffnete sich, doch er sagte nichts. Seine Augen schauten hektisch von mir weg und er löste sich ruckartig, um sich aufzurichten. Er hockte sich an die Seite von meinem Bett und vergrub seine Hände in seinem Kopf, ich lag noch wie versteinert da.

»Das ist jetzt ein… schlechter Scherz? « lachte er, doch er wusste, dass ich es ernst gemeint hatte. »Becca, das…wie…wir… « fing er immer wieder an. Er schaute zurück zu mir, so fertig habe ich in noch nie gesehen. Sofort richtete ich mich auf und rückte zu ihm, ich umarmte ihn und legte meine Stirn gegen seine. Ich war fertig mit den Nerven. Genauso hatte ich mir seine Reaktion vorgestellt.

»Seit wann weißt du das? « flüsterte er und verlor eine Träne. »Seit einer knappen Stunde. « ich konnte ihm nicht in die Augen schauen, sonst hätte ich sofort angefangen zu weinen. Er schüttelte erneut den Kopf.

»Und wie stellst du dir das vor, mit uns? « pampte er mich an.

»Du gibst jetzt nicht ernsthaft mir die Schuld? « schluchzte ich. »Chris, ich will das nicht, ich würde am liebsten hier bleiben, aber es geht nicht. Es wird schwer, aber wir schaffen das, da bin ich mir sicher. Irgendwie. «

Sein Kopf erhob sich wieder und er ließ mich auf seinen Schoß, meine Beine umschlossen sein Becken.

»Sorry, das ist nur… wow… Ich weiß nicht, was ich sagen soll. « stotterte er. »Wie oft werdet ihr denn in Deutschland sein? « Ich zuckte mit den Schultern, ich war mental am Ende. Wenn ich mich bei ihm schon so schlecht fühlte, wie sollte dass dann bei den Mädels sein?

»Wir schaffen das. « flüsterte ich mit zerbrechlicher Stimme. »Ich liebe dich, ich kann das nicht einfach wegwerfen. « Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Seine Hand führte er vorsichtig zu meiner Wange. Seine Lippen näherten sich meinen und wir küssten uns. Seine Lippen umschlossen meine und unsere Zungen berührten sich vorsichtig. Dieses Gefühl war unbeschreiblich, jedes Mal fragte ich mich, wie ich Chris verdient hatte.

»Ich liebe dich auch. « hauchte er in meinen Mund, bis wir uns nach langer Zeit erst wieder lösten. Es könnte das letzte Mal sein, dass ich ihn so nahe bei mir hatte.

»Ich muss jetzt gleich wieder nach Hause, sonst stresst meine Mutter. « Ich nickte stumm. »Wir sehen uns doch noch vorher oder? Das kann nicht unser Abschied sein. « erwartungsvoll blickte er mich an.

»Morgen wollte ich was mit Lara und so machen und Freitag packen wir, aber Samstag sollte es noch gehen. Wir fliegen bestimmt abends und dann haben wir noch den ganzen Tag für uns. «

»Mehr nicht? « er wirkte schockiert und traurig zugleich.

»Nein. Es tut mir leid. « Er küsste mich noch einmal sanft. Dann machte er sich auf den Weg nach Hause. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, am liebsten hätte ich ihn bei mir übernachten lassen. Jetzt schon fühlte ich mich leer und einsam, nur mit Gedanken, ihn nicht mehr um mich herum zu haben. Wie sollte das nur auf der Insel da drüben sein? Ich legte mich zurück in mein Bett, meine Klamotten ließ ich an und ich schlug meine Decke über mich. Ich presste meine Augen zu, doch schlafen konnte ich nicht. Es war zwar schon 10 Uhr, die Zeit, in der meine Mutter dachte, ich würde schon längst schlafen, aber nach diesem Tag bekam ich meinen Kopf nicht frei.

Und morgen würde es noch schlimmer. Meine ganzen Freunde, von jetzt auf gleich einfach mal Tschüss sagen. Ich hämmerte mit meinen zu Fäusten geballten Händen in mein Kissen. Und dann wieder Chris. Ich wollte das nicht wahr haben, konnte ich nicht einfach aus einem schrecklichen Alptraum aufwachen?

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Meinung? Der Trailer von der Story sollte Rechts angezeigt werden :)

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