Kapitel 5. Shoppen

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Nachdem mein Sensei mich gestern alleine gelassen hat, bin ich nach einer gefühlten Ewigkeit erst eingeschlafen. Ich konnte mich kaum aufs Einschlafen konzentrieren, da ich das Gefühl von seinen weichen Lippen einfach nicht los geworden bin. Auch jetzt noch habe ich das Gefühl sie zu Spüren und den Geschmack von Minze drauf zu schmecken. Ich putze mir nun schon zum Dritten mal diesen morgen die Zähne und schrubbe über meinen Mund. Es bleibt trotzdem noch. Akira steht im Türrahmen und schaut mir schmunzelnd dabei zu, sagen tut er aber allerdings nichts dazu. Gut so, erklären könnte ich es ihm eh nicht.

„Du kommst doch nachher bestimmt mit oder?" fragt er mich beiläufig beim runter gehen in die Küche. Fragend schaue ich ihn an und setze mich an den Tisch der mittig in der Küche steht. „Heute haben alle Läden auf und es gibt so gut wie auf alles Rabatt" meint er seufzend, stimmt davon habe ich irgendwo schon von gehört. „Klar ich frag Kazu ob er mit kommt" sage ich während ich mir Müsli in eine Schale gebe, die Akira mir grade hingestellt hat. „Ach ja Akira machst du meinen Schreibtisch später ordentlich?" ich schaue ihn mit meinen besten Hundeblick an den ich drauf habe, mit dem habe ich damals den Richter weichgeklopft, jetzt fällt er aber nicht mehr drauf rein.

Akira setzt sich ebenfalls mit einer Schale Müsli vor mir hin und mustert mich. Seufzend fährt er sich durch seine Haare, die nun Wirr von seinem Kopf abstehen. „Ja kann ich machen, dafür überlässt du mir das Haus von Freitag zu Samstag." mit diesen Worten wäre das auch geklärt. Freitag wollte ich eh Feiern gehen. Also passt das ganz gut. Neben bei schreibe ich Kazu eine Nachricht das wir uns um eins an dem Center treffen und esse mein Müsli. Dabei lasse ich meinen Blick umher schweifen, der Putztrupp war wohl schon hier. Alles sauber, als hätte nie eine Party statt gefunden. Wenn Akira oder eher ich eine Party geben, müssen wir selber aufräumen. Das eine mal habe ich mich deswegen beschwert, ich durfte mir dann einen Vortrag anhören. 'Denke immer dran wer hier das Geld verdient' oder der Lieblingsspruch vieler Eltern 'Ich bin schon Erwachsen da gelten andere Regeln'.... Grausam.

Akira und ich warten vor unserer Haustür auf seine Herzensdame. Er ist seit vier Monaten mit Mitzuki zusammen. Sie geht in die gleiche Stufe wie mein Bruder. Eigentlich wäre ich auch in der gleichen Stufe, allerdings bin ich sitzen geblieben. Meine null Bock Phase hat für eine Menge 6 gesorgt. Was mir allerdings ziemlich gleichgültig ist. Naja auf jeden Fall steht Akira total hibbelig neben mir und schaut sich aufgeregt um. So frisch verliebt, wo man alles noch mit rosa Herzchen Augen sieht. Kotz. Zu viel Kitsch, zu viele Gefühle und vor allem zu viel Stress. Verliebt sein ist viel zu anstrengend, diese ganze Eifersucht die, die Weiber immer haben, wenn man den anderen auf ihren heißen Hintern guckt. Wozu habe ich den sonst Augen? Ich muss doch diesen geilen Anblick einfangen. Ja ich bin definitiv kein Beziehungsmensch.

„Akira!" voller Freude als hätten sich die beiden ewig nicht gesehen fallen sie sich in die Arme. Dabei haben sie sich erst Freitag gesehen. Küsschen da, Küsschen hier und endlich können wir los. Mitzuki ist eigentlich ganz ok, wenn sie nicht ein auf total verliebtes Schulmädchen macht. Mit ihr kann man auch prima zocken. Zwei mal hat sie mich schon vernichtend geschlagen, von drei Runden und sie kann sagen was sie will...sie hat mich huntertpro gewinnen lassen. Händchen haltend laufen die beiden neben mir her. Sie werfen sich die ganze Zeit total verliebte Blicke zu und tuscheln und kichern rum. Woahh hilf mir doch einer. Bitte.

Von weiten kann ich schon Kazu sehen wir er lässig an den Fahrradständern lehnt. Mit einer Zigarette in der linken und Handy in der rechten Hand. Er ist so vertieft, das er uns nicht mal bemerkt als wir direkt vor ihm stehen. Mitzuki schaut leise lachend Kazu dabei zu wie dieser mit Augen zu, sich zu seiner Musik, die aus seinen Kopfhörern dröhnt bewegt. Grinsend stelle ich mich hinter ihm und lege meine Hände auf seine Augen. Der Braunhaarige zuckt stark zusammen. Mein Bruder nimmt Kazu die Kopfhörer aus den Ohren. „Halloooo Kazu" hauche ich ihm ins Ohr, dabei verstelle ich meine Stimme so das diese tiefer klingt. Akira hält die Arme von ihm fest, jetzt kann er mich nicht mehr vor Schreck schlagen. Man sieht richtig wie er sich anspannt, ich finde es lustig. Langsam nehme ich meine Hände runter. „Mensch Kazu du sollst doch nicht immer so träumen" sage ich lachend. Entgeistert schaut er von Akira zu Mitzuki und zum Schluss zu mir. Sein Blick wird düster. „Akito" seine Stimme klingt bedrohlich. Oho, ich sollte wohl laufen. Schnell renne ich zum Eingang des Centers, mein Braunhaariger Kumpel folgt mir und das nicht grade langsam.

Akira und Mitzuki schauen sich seufzend an, ehe sie uns im normalen Tempo hinterher gehen. Kazu rennt mir zwischen den Ständen und Menschen die hier rum stehen dicht hinterher. Langsam verliere ich die Puste, beim Sport sollte ich wohl doch mal mehr mit machen. Darüber kann ich mir aber auch später noch Gedanken drüber machen. Schwer atmend renne ich in irgendein Modegeschäft, schnell verstecke ich mich in einer Umkleidekabine. Erschöpft lehne ich mich an die Wand. Leider ist Kazu nicht auf den Kopf gefallen und reißt den Vorhang auf. „Hab dich" meint er lachend. Woher nimmt er diese Ausdauer. Er hält mir eine Flasche Wasser hin, die ich dankend annehme. „Du bist so fertig, das ist Strafe genug" freundschaftlich haut er mir auf die Schulter. Gemeinsam verlassen wir das Geschäft.

Mein Bruder und seine Freundin treffen wir in einem Café wieder, auf den Tisch stehen schon vier Cappuccinos. Ich setze mich hin und atme erst mal tief durch. „ Na fertig mit Fange Spielen?" fragt mich Mitzuki und schlürft ein Schluck von ihrem Getränk. Grinsend nicken Kazu und ich gleichzeitig.

Nach dem alle fertig sind mit Trinken, verlassen wir das Café wieder. Mitzuki schleppt uns durch unzählige Geschäfte. Bei einem schauen Kazu und ich uns nach neuen Hosen um, die müssen schwarz sein. Für unsere nächtlichen Graffiti Touren brauchen wir dunkle Sachen. Mit zwei Hosen gehe ich in eine Umkleide, Kazu ist in eine Kabine weiter. Als der Vorgang ein Stück zur Seite geschoben wird, denke ich das es Kazu oder mein Bruder Akira ist. „Bin gleich fertig, wartet schon draußen auf mich" sage ich als ich eine Hose ausziehe die passt und ich wohl kaufen werde. Mir werden die Augen zu gehalten, Kazu will sich wohl jetzt doch revanchieren. „Kazu lass das, es ist Laaangweilig" meine ich grinsend. Jedoch vergeht mir das Grinsen als ich zwei weiche Lippen auf meinen spüre. Minze... Wieso...? Was macht er hier...? Als die Lippen sich von meinen lösen und ich wieder was sehen kann, ist niemand in meiner Umkleide. Verwirrt drehe ich mich einmal um mich selbst, ruckartig stecke ich meinen Kopf vor den Vorhang und schaue mich um. Niemand zu sehen.. Was?

Blass bezahle ich meine Sachen und gehe zu meiner Truppe. Ich spüre die fragenden Blicke auf mir ruhen, schüttle aber meinen Kopf, da ich nicht drauf angesprochen werden will. Wir holen uns alle noch etwas zu Essen und verlassen das Center, da dieses bald schließt.

Wir bringen Mitzuki noch nachhause und warten locker 10 min bis sich die zwei Turteltauben verabschieden. Anschließend laufen wir drei zum Bus. Nach ein paar Stationen trennen sich auch hier die Wege, die ganze Zeit bin ich total schweigsam. Noch nicht mal als sich die alte Frau wegen irgendwas aufgeregt habe, habe ich irgendwas gesagt. Misstrauische Blicke fang ich mir deswegen von meinem Bruder und meinem Besten Freund ein. Aber zu sehr beschäftigt mich das, was in der Umkleide passiert ist. Als Kazu aussteigt, stupst mich Akira an. „Nein lass mich" sage ich leicht zickig und steige an unserer Station aus.

UngezähmtWhere stories live. Discover now