Kapitel 31. Unterricht

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Nach dem ich die Nacht kaum ein Auge zu bekommen habe, was nicht nur an Kazu sein geschnarche lag, laufe ich total übermüdet neben Kazu und Miro her.

Die halbe Nacht hab ich über Gin Itõ nachgedacht. Wo soll das nur hinführen... der Kerl schafft mich.

Wir haben erst im dritten Block mit ihm. Vielleicht kann ich mich vorher noch verdrücken. Ich hab heute wirklich keine Lust auf ihn und auf seine blöden Spielchen.

"Schade, schau mal Akito. Der Direktor hat sein Abbild weg machen lassen." Kazu boxt mir leicht gegen den Arm um meine Aufmerksamkeit zubekommen und deutet auf die Wand, welche wir vor kurzem verschönert haben.

"Er weiß es halt nicht zu schätzen.", gebe ich grinsend von mir. Dann müssen wir wohl bald nochmal ran.

"Geht schon mal vor, ich komm gleich nach." Ich winke beiden schnell zu und laufe zum Lehrerzimmer. Nebenbei ziehe ich die Arbeitsblätter aus meinem Rucksack. Vor der Tür bleibe ich stehen. Zögernd hebe ich meine Hand. Ich kann nur hoffen, dass nicht 'Er' mir die Tür öffnet.

Bitte lass mich nur einmal Glück haben. Zögernd klopfe ich an die Tür.

Nervös trete ich von einem Bein aufs andere.

So wie es aussieht meint es, das Schicksal gut mit mir. Irgendein Lehrer, mit welchem ich noch nie etwas zu tun hatte, öffnet mir die Tür.

"Können Sie das bitte ins Fach von Itõ-Sensei packen?", Frage ich so höfflich wie ich nur kann.

Der mir unbekannte Lehrer beäugt die Blätter skeptisch, ehe er sie entgegen nimmt und wortlos die Tür wieder zu macht.

Na der war ja einer von der ganz sympathischen Sorte. Kopf schüttelnd gehe ich langsam zum Klassenzimmer.

Nach dem wir zwei Stunden, den langweiligsten Geschichtsunterricht aller Zeiten überstanden haben, geht es endlich in die Pause.

"Ich mag Geschichte, aber warum müssen die Lehrer, dass so langweilig verpacken?" Miro beschwert sich jetzt seit die Klingel geläutet hat.

Laut gähnend, Stimme ich ihm zu. Wir diskutieren jetzt schon das zweite Schuljahr über die Weimarer Republik und die Inflation. Unser Lehrer liebt dieses Thema, er könnte Stundenlang darüber reden. Dabei gibt es doch noch andere halbwegs interessante Jahre, außer die Jahre von 1914 bis 1923.

In der Cafeteria holen wir uns etwas zu trinken und jeweils ein belegtes Brötchen. Die Cafeteriadame ist total cool drauf. Man kann mit ihr total super reden. Wenn man ihr rechtzeitig Bescheid sagt, kann man auch wünsche äußern, welchen Belag man gerne hätte.

In der zweiten großen Pause, gibt es dann meist etwas warmes zu Essen.

Ich beiße genüsslich in mein Käsebrötchen und lasse mein Blick über den Hof schweifen.

Außerhalb des Schulgeländes stehen einige Lehrer und Rauchen. Mittendrin auch der Lehrer, welcher es liebt mich zu quälen. Sein Blick ist genau auf mich gerichtet. Mein Brötchen bleibt mir fast im Hals stecken, mit Mühe und Not kann ich den bissen runter schlucken.

In seiner Hand hält er die Arbeitsblätter, welche ich vorhin bei ihm ins Fach legen lassen hab. Provokant pustet er den Rauch aus. Als er mir zu zwinkert, schaue ich schnell in eine andere Richtung. Sein Gesichtsausdruck war nicht gerade erfreut.

Warum hat er mich so im Griff?

"Hat geklingelt." Kazu seine Stimme holt mich aus meinen Gedanken zurück.

Wir haben jetzt Mathe. Ganze 90 Minuten. Das wird ein Spaß..

"Wir machen heute Stillarbeit, wer fragen hat, kann fragen. Ansonsten Ruhe.", seine Stimme klingt leicht gereizt.

Ein paar Aufgaben schreibt er an die Tafel, anschließend verteilt er noch Aufgabenblätter in der Klasse.

Auf meinem Blatt klebt ein kleiner Notizzettel. 'Diesesmal vielleicht ohne Flecken und vollständig ausgefüllt.'

Er hat Glück, diesmal hab ich keine Pizza, welche ich auf die Blätter legen kann.

Ich glaube aber, dass ich nicht der Grund bin, warum er so gereizt ist. Während der ganzen Stunde schaut er ständig auf sein Handy und verdreht des öfteren die Augen.

Mit wem er wohl schreibt?

Während ich ihn beobachte, versuche ich wenigstens halbwegs die Aufgaben zu machen. Schüler die schon fertig sind, dürfen leise gehen. Da es recht viele Aufgaben sind, packen die ersten, erst nach ca. 70 min zusammen.

"Die letzten können jetzt auch gehen, wir sehen uns dann morgen wieder.", kommt die rettende Stimme des Lehres.

Schnell sind nur noch Gin und ich übrig. Kazu und Miro waren mit einer der ersten, welche fertig waren. Sie haben mir vorhin schon gesagt, dass sie heut nich so lange trödeln können. Miro hat ein Arzt Termin oder Sowas und Kazu muss zum Geburtstag seiner Oma.

"Ehm ich werd dann mal.." Unsicher schaue ich zu ihm.

"Was gab's gestern bei dir zum Abendbrot?", fragt er plötzlich. Ohne von seinem Handy auf zu schauen.

"Pizza."

"Und die hier", er deutet auf die Blätter. "Hast du als Serviette benutzt?" Sein Blick richtet sich auf mich. 

"Nein, eher als untersetzer.", gebe ich schulterzuckend von mir.

Erst schaut er mich etwas verwirrt an, ehe er anfängt leicht zu lachen.  "Achsoo, und wieso hast du nicht alle Aufgaben gelöst?" Fragend schaut er mich an.

"Mein Kopf war zu. Ich konnte nicht mehr." Ich weiß nicht wie ich mit der Situation gerade umgehen soll.

"Mach die Tafel sauber." Er fängt an seine Sachen zusammen zu packen.

"Was?" Der Kerl schafft mich. Warum wechselt er so ruckartig das Thema?

"Du sollst die Tafel wischen." Mit einem kleinem Schmunzeln, wirft er mir den Schwamm zu.

Super, bisher konnte ich mich immer vor den Tafeldienst drücken. Die Tafelschwämme sind immer so ekelhaft. Aber jetzt bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Seufzend komme ich schließlich seiner Aufforderung nach.

"Zu freundlich von dir, dass du heute mal nicht meinen ganzen Unterricht verschlafen hast." Seine Stimme trieft nur so vor Spott.

"Musste mich echt zusammen reißen." Eigentlich wollte ich mich gerade zu ihm umdrehen, doch er steht wieder mal sehr dicht hinter mir. Augenblicklich schießt mir die röte ins Gesicht.

"Wie gesagt, zu freundlich." Er gibt mir einen kleinen Kuss auf die Wange. "Heute hab ich keine Zeit." Seine Hände liegen auf meiner Hüfte und ich habe das Gefühl das sie brennend heiß sind. Oder kommt die Hitze von mir? "Aber nächstes mal nehme ich mir wieder mehr Zeit für dich, süßer.", gibt er grinsend von sich.

UngezähmtWhere stories live. Discover now