Kapitel 21. Arsch

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Er lacht zwar nicht mehr, aber sein Grinsen ist auch nicht besser. Im Gegenteil, ich finde es sogar noch schlimmer.

Wir laufen gerade den Flur runter, um zur Lobby zur gelangen. "Du brauchst nicht solche Angst haben, wenn wir alleine sind.", spricht er sanft. Sein Blick ist dabei auf mich gerichtet. "Ich werde dir nichts tun, was du nicht auch willst." 

"Ich will das ALLES nicht!", rufe ich empört. 

Wieso denkt er ich würde das alles wollen?! 

Nur weil ich mich so schwach wehre? Naja, ich hätte eh keine Chance gegen ihn.

Weil ich es noch niemandem gesagt habe? Dann würde ich meinen Ruf Schaden und mein Ruf ist mir ziemlich wichtig.

Habe ich ihm irgendwelche Signale geschickt, dass ich das will? Sicher nicht! Glaub ich. Meistens scheint sich mein Gehirn in seiner Nähe aus zuschalten.

"Ach Akito, leugnen bringt nichts." Das Grinsen auf seinen Lippen wird breiter. Er erinnert mich an diese verrückte Grinsekatze. "Ich denke, dass du ein ziemlich selbstgefälliges Arschloch bist.", flüstere ich ihm leise zu und schlage den Arm weg, welchen er gerade um mich legen wollte. 

Jetzt bin ich derjenige der selbstsicher grinst. Mit schnellen Schritten lasse ich den verwirrt drein blickenden Sensei zurück. 

Im ersten Moment hat es sich echt gut angefühlt, jetzt bereue ich es irgendwie. Ein komisches Gefühl macht sich in meiner Brust breit, welches ich nicht genau beschreiben kann. War ich zu hart zu ihm? Nein, er hat es verdient... glaub ich. Ach Mist! Was macht er nur mit mir? Wieso schafft er es meine Gedanken so durcheinander zu bringen?  So ein Arschloch!

"Ey, da bist du ja endlich.", quietschend kommt Chiara auf mich zu. Ihre Stimme macht gerade der von Sensei Sasaki Konkurrenz. 

Eine nervtötende Blondine, Kazu welcher nur am rumturteln  ist und ein Lehrer welcher mich die ganze Zeit anstarrt. Perfekter Ausflug. Womit habe ich das nur verdient? 

Nach einem kleinen Fußmarsch kommen wir an unserem Ziel an. Endlich. Das ist die reinste Folter. Ich will nur so schnell wie möglich von hier weg, von diesen Menschen.

"So jeweils die Zimmerpartner werden zusammen durch die Burg laufen.", spricht Frau Sasaki mit ihrer Schrillen Stimme. Die haben alle Spaß dran mich zu quälen. Ich glaube Sie haben sich gegen mich verschworen. Eine Anti- Akito- Gruppe.

"Wir treffen uns dann am Ende wieder." Schwups waren alle Leute verschwunden, außer Kazu der Sensei und ich. Na Super. Eigentlich wollte ich doch von allen hier weg. Einfach kurz meine Ruhe, um nachdenken zu können. Aber so, ist das unmöglich.

"Ich wäre lieber mit meinem Engel los gegangen.", brummt Kazu mies gelaunt. 

"So schnell wird man ersetzt." Gespielt beleidigt schlage ich, ihn auf die Brust. "Das ist soo typisch Kerl.", wimmere ich leise.

"Du bist so ein Idiot Akito!", spricht Kazu unter Lachen. 

"Ich will euch ja echt nicht stören, aber wir sollten auch langsam los.", spricht die Stimme aus dem Hintergrund. Es schwingt etwas Traurigkeit in seiner Stimme mit. Er ist selber schuld.. Er hat es verdient. Versuche ich mir immer wieder ein zu reden.

Die Burg ist eigentlich recht Interessant. Hätte ich gerne gesagt, aber es ist Sterbenslangweilig. Es ist kalt, nass und es riecht modrig. Dazu ist es auch noch recht Dunkel auf den Gängen, nur ein paar Fackeln an den Wänden erhellen den Weg. Wie soll man sich so bitte etwas anschauen können?

Ab und zu hängen Gemälde von komischen Menschen, so weit man es den erkennen kann, an den Wänden. 

Räume mit alten Möbeln, wenn ich sowas sehen will, gehe ich zu meinen Großeltern. Da bekomme ich wenigstens was zu essen und die haben ein Fernseher.

"Sira hat mir gerade geschrieben.", nuschelt Kazu leise vor sich her. Das er hier überhaupt Empfang hat. "Ich muss weg." Viel besser gelaunt als gerade eben noch, rennt Kazu den Gang zurück, aus welchem wir gerade kamen. 

"Hey, bleib hier.", versuche ich ihn noch aufzuhalten. Aber es ist zwecklos, er ist weg. Arsch.

"Denkst du echt ich bin ein Arschloch?" Der Sensei lehnt an der kalten Burgwand und schaut mich an. "Ja...bist du.", ich versuche halbwegs Selbstsicher zu klingen. 

"Das denkst du doch nicht wirklich.", seine Stimme klingt so selbstsicher, anders als meine gerade eben.

"Ach lass mich einfach in Ruhe.", zicke ich ihn an. Ich weiß gerade echt nicht was ich denken soll. Soll ich ihn hassen? Ihn mögen? Versuchen ihn zu ignorieren? Was soll ich machen? Kann mir die Entscheidung nicht jemand abnehmen?

"Könnte ich.", gibt er nachdenklich von sich "Aber ich will nicht." 

Seufzend lasse ich meinen Kopf hängen, was soll ich nur davon halten? "Wieso mach-", weiter komme ich nicht, da ich nicht in der Lage bin zu sprechen. Wie schon so oft, wenn wir zusammen sind, drückt er mich gegen die Wand. Das ist anscheinend seine Lieblingsposition.

Er ist mir so nah "Sei doch einfach mal Still.", murmelt er leise. Ich muss mein Kopf nach hinten legen um zu ihn aufschauen zu können. Warum muss er auch so groß sein?

Seine Augen, sind so grün. Mit einem kleinen Hauch braun. So genau ist mir das bisher gar nicht aufgefallen. Es fasziniert mich...irgendwie. 

Wir stehen einfach eine ganze weile da und schauen uns einfach an. Ohne etwas zu sagen oder zu machen.

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