Kapitel 106 - Ausbruch der Gefühle

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Als Madam Winston mir sagte, dass Julie wohlauf war, viel mir ein großer Stein vom Herzen. Sie würde Narben davon tragen, doch sie würde gesund werden.

Ganz anders sah es da mit dem armen kleinen Jungen aus. Paradox, er war wach gewesen, hatte geweint und schien wohlauf, Juls hingegen war leblos gewesen. Ihr ging es gut, ihm nicht.

Er lebte, doch er war gebissen worden. Normalerweise hätte die Medi-Hexe mir dies gar nicht mitteilen dürfen, doch da ich gewissermaßen verhindert hatte, dass er gestorben war, hatte sie eine Ausnahme gemacht.

Die Nachricht über das Schicksaal des Kindes hatte mich so erschrocken und auch verschreckt das ich noch nicht einmal widersprochen hatte als sie meinte ich hätte ihn gerettet, meiner Meinung nach hätte ohne Tom niemand von uns überlebt.

Eine Weile saß ich einfach nur an Maries Krankenbett und starrte Löcher in die Luft.

Irgendwann kam Lotte und mir kam der Gedanke, dass sie von der Heilerin gerufen worden war.

Sie setzte sich neben mich und schwieg. Das einzige was sie tat war nach meiner Hand zu greifen, die Hand die in der Nacht noch Tom gehalten hatte. Was das zwischen uns war wusste ich auch nicht, er war immer so kalt, doch er hatte mich gehalten, mich behütet und beschützt.

Obwohl ich Charlotte wirklich lieb hatte war ihre Berührung nichts in Vergleich zu der seinen, trotzdem war der Gedanke zu wissen das sie mir beistand eine Wohltat für mich „Es ist meine Schuld", murmelte ich, Toms Worte kamen mir in den Sinn, wenn er gehört hätte was soeben meinen Lippen entschlüpft war wäre er wohl ziemlich zornig.

Ein zynisches Lächeln legte sich auf meine Lippen während von der Rothaarigen nur schweigen kam „Er wird sich von nun an jeden Monat in einen Werwolf verwandeln und das nur, weil ich zu schwach war um dieses arme Kind zu beschützen", krächzte ich heiser.

Sanft drückte Charlotte meine Finger „Ohne dich wäre er tot", meinte sie nur, fast als würde sie über eine Nebensächlichkeit sprechen, wohl um mich zu beruhigen.

Sofort reagierte ich allergisch auf diese unglaublich absurden Worte „Ohne Tom wäre er tot. Ohne Tom wären wir alle tot!", wiedersprach ich heftig und entzog ihr meine Hand um mir meine Nägel in die Knie zu rammen, dabei unterdrückte ich ein verzweifeltes wimmern, schüttelte meinen Kopf und ignorierte die Locken die mir deshalb ins Gesicht vielen.

Da ich sie nicht ansah spürte ich nur wie Lotte sich rasch erhob und sich vor mich stellte, wo sie nach meinem Gesicht griff, mich zwang zu ihr auf zu sehen, und mich erbarmungslos anstarrte, erst jetzt bemerkte ich das ihre sonst so vor Freude strahlenden, hellen grünen Augen ungewöhnlich dunkel und gerötet waren, auch lagen unter ihren Augen tiefe Schatten „Jetzt hörst du mir mal zu!", fauchte sie „Mir reicht es so langsam mit deinen dauernden Schuldzuweisungen", fügte sie zischend hinzu „Nicht alles was du nicht verhindern kannst ist dir zu verschulden. Zu sagen das der Junge wegen dir ein Werwolf wird ist das selbe als zu sagen das ich Schuld daran bin das Grindelwald Frankreich tyrannisiert. Du bist kein Wachender Engel der für alles Sühne leisten muss als reiß dich jetzt gefälligst am Riemen!", ihre Stimme war lauter geworden und ihr Blick signalisierte mir das sie mich wohl gerne Geohrfeigt hätte.

Mein Atem stockte, Tränen traten mir in die Augen. Ich konnte mich nicht daran erinnern dass sie mich jemals angeschrien hatte, ihre Worte hallten immer wieder in meinen Gedanken. Dann ließ sie mich los und verschwand mit wehenden Haaren aus dem Krankenflügel.

Mein Blick senkte sich auf meine Oberschenkel, hatte sie Recht? War ich wirklich so wie sie es gesagt hatte? War das geschehene wirklich nicht meine Schuld? Das viel mir schwer zu glauben, viel zu sehr war ich in das alles involviert.

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Charlottes Sicht

Unglaublich dieses Mädchen, manchmal würde ich sie allzugleich einfach packen und kräftig durchschütteln.

Wenn Kate könnte wie sie wollte, würde sie sich wohl für alles Unheil das auf der Welt geschah die Schuld geben.

Das war einfach so lächerlich, wütend stürmte ich in Richtung der großen Halle. Bis mir auffiel das die Lust, so allen Schülern gegenüber zu treten sich merklich in Grenzen hielt.

Mein Gesicht war sich Purpur rot, die Haare von schnellen laufen zerzaust und in meinen Augen schwammen Tränen der Wut.

Schwunghaft dreht ich mich um, nur um auf dem Fuß zu erstarren. Wie sehr musste das Schicksal mich hassen, das es gerade Dimitri Petrov war der in dem sonst vollkommen leeren Gang hinter mir stand.

Intensiv musterte er mich "Alles in Ordnung?", es mussten die Tränen sein die ihn das Fragen ließen.

Bei Merlin, er sollte verschwinden. In mir brodelte Wut und Scham wenn ich ihn nur ansah. Bilder der letzen Nacht zogen durch meinen Geist und brachten mich dazu meine Hände zu Fäusten zu Ballen.

Ohne etwas auf seine dämlicher Frage zu erwidern zog ich an ihm vorbei und ging den Gang wieder zurück. Schritte, er ging mir hinter her. Konnte er mich denn nicht in Frieden lassen?

Energischer setze ich meinen Weg fort, bog in einen der unzähligen Geheimgänge an die ich in meinen ersten Jahren zusammen mit Kate entdeckt hatte.

Natürlich sah er das, nur schien er nicht zu bemerken das mein verschwinden hinter dem Gemälde, so wie mein fortlaufen von ihm ein Zeichen war, das ich meine Ruhe haben wollte, denn er folgte mir weiterhin.

Immer schneller lief ich den steilen Gang hinauf, wohl wissend das er keinerlei Abzweigungen hatte durch die ich ihn würde abhängen können "Charlotte, so langsam wird es lächerlich", rief er mir hinterher, immer wieder hallte seine Stimme in dem schmalen Gang, zwischen den mit Moos überdeckten, feuchten Wänden wieder.

Ruckartig blieb ich stehen "Was willst du?!", zischte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen und betonte jedes Wort, um ihm deutlich zu machen wie wenig er hier gerade erwünscht war.

Er stand direkt hinter mir "Ich werde mich für letze Nacht nicht entschuldigen", meint er trocken.

Vielleicht sollte er sich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei seiner Freundin? Heftig fuhr ich zu ihm herum, war im ersten Moment erschrocken darüber wie dicht er doch tatsächlich vor mich stand "Meinst du wirklich alles dreht sich nur um dich?!", herrschte ich ihn zornig an.

Ballte erneut meine Finger krampfhaft zusammen "Weißt du überhaupt in welcher Gefahr Katharina heute Nacht gewesen ist. Sie wäre fast gestorben und du denkst wirklich ich verschwende auch nur einen Gedanken daran was wir letze Nacht getan haben?", und wie ich das tat, viel zu sehr. Doch das musste er nicht wissen.

Auch er spannte sich an, doch er sagte nichts, erwiderte einfach nur ausdruckslos meinen Blick. Das kam mir sehr gelegen, in mir herrschte solch ein Chaos der Gefühle, das ich sie kaum beherrschen konnte.

Als ich Kate angefahren hatte, hatte ich nich nicht einmal einen kleinen Teil meiner Wut loswerden können "Als ich hätte bemerken sollen das sie nicht da ist, war ich bei dir. Ich hätte bemerken müssen das meine beste Freundin verschwunden ist, hätte sie suchen und mich sorgen müssen, einem Lehrer Bescheid geben, aber stattdessen habe ich es mit dir in einem schäbigen Klassenzimmer getrieben!", tränen traten mir in die Augen, ich schämte mich so, das war mein erstes Mal gewesen, es hätte etwas besonderes sein sollen, mit meinem Ehemann, in einem Bett.

Aber stattdessen war es der vergebene Verlobte meiner besten Freundin gewesen. Gerne hätte ich behauptet das er mich verführt hatte, oder das ich wenigstens betrunken gewesen wäre. Aber nichts davon traf auf mich zu, ich war einfach von einer solchen intensiven Leidenschaft übermannt worden, dass ich willig auf seine Annäherung eingegangen war.

Nun fühlte ich mich dreckig und benutzt "In der Nacht hätte ich für sie da sein sollen, doch als ich in unser Zimmer kam habe ich noch nicht einmal gemerkt das sie nicht da war!", schrie ich unkontrolliert zittrig.

Tatsächlich war ich mit Tränen verschleiertem Gesicht in das dunkle Zimmer geschlichen und hatte zu Merlin und Morgana gebetet das Kate nicht wach werden und mich zu Rede stellen würde. Doch ich hätte es besser wissen müssen, wäre Kate an dem Abend im Zimmer gewesen und hätte bemerkt das ich nicht da war -und das hätte sie definitiv- sie wäre wach geblieben, voller Sorge das etwas hätte geschehen sein können.

Sie war so anders als ich, so sorgenvoll und voller Liebe "Ich habe alles falsch gemacht. Anstatt für meine beste Freundin da zu sein... anstatt zu bemerken das etwas nicht stimmt habe ich mich benommen wie eine Hure", immer weiter schrie ich ihn an, weinte und schlug ihn nun mit meiner Faust heftig gegen die Brust.

Danach sagte ich lange nichts mehr, nur mein heftiger Atem hallte durch den Gang, meine Tränen hörten nicht auf zu laufen, doch wen störte das schon "Bist du jetzt fertig?", fragte er dann, nachdem ich sicherlich fünf Minuten Still gewesen war.

Dieses Arschloch musste mich doch wirklich hassen, wieso verschwand er nicht einfach "Ja", krächzte ich und starrte ihn an.

Ohne etwas weiteres zu sagen zog er mich in eine Umarmung, presste mich fest an sich und erstickte meine Gegenwehr im Keim, sanft fuhr er er über den Rüchen und drückte seine Lippen auf mein Haar, fuhr hinab bis zu meinem Ohr "Alles ist gut, ich bin für dich da", hauchte er, kaum hörbar.

Weitere Tränen traten mir in die Augen, ich öffnete meine Lippen, wollte etwas sagen doch ich brachte nur verzweifelte Schluchzer hervor, krallte mich halt suchend an ihm gar und hasste diesen Moment. Weil ich mich gleichzeitig furchtbar und hilflos, aber auch geborgen und wohl fühlte.

Seelenspiegel -Tom Riddle-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt