Kapitel 15

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Ein etwas hysterisches Lachen entschlüpfte mir: „Du hast was?"

Embry raufte sich die Haare. „Wie soll ich dir das erklären?" Er sah mich nachdenklich an und unter seinem Blick kam ich mir irgendwie entblößt vor. „Du kennst doch alle unsere Legenden, nicht wahr? Die, die Billy am Lagerfeuer erzählt hat?"

„Natürlich."

Er grinste. „Wahrscheinlich hat niemand so gut aufgepasst wie du."

Wieder errötete ich, versuchte aber, es mir nicht anmerken zu lassen. „Was haben eure Stammeslegenden denn bitte damit zu tun?"

„Was wäre, wenn sie wahr wären?" Embry sah mich eindringlich an.

„Wenn sie wahr wären?", wiederholte ich skeptisch. In meinem Gehirn arbeitete es; ich wusste nicht, ob die Cocktails schuld waren, dass ich eine Weile brauchte, bis ich fragte: „Dass Taha Aki sich in einen Wolf verwandeln konnte?" Ich runzelte die Stirn über diesen Satz.

„Ja."

„Ist das dein Ernst?", fragte ich ungläubig.

„Ja." Hoffnungsvoll sah er mich an.

„Das ist deine Ausrede dafür, dass du nicht bei mir angerufen hast?", schnaubte ich wütend. „Ganz ehrlich, Embry Call", fauchte ich ihn an, „wenn du kein Interesse hast, dann kannst du es auch einfach sagen!"

Embry ging auf mich zu. Und ich war in einer Zwickmühle - seine Nähe berauschte mich augenblicklich, aber trotzdem war ich wütend auf ihn. Erst schien es, dass er nicht wusste, was er sagen sollte, doch dann sagte er leise: „Komm mit."

Ich ging auf Abstand. „Ernsthaft? Glaubst du, dass ich mit dir mitgehe?", fuhr ich ihn an. Ich unterdrückte die Stimme in mir, die schrie: „Ja! Ja!"

Er seufzte. Und zwei Sekunden später fand ich mich über seiner Schulter baumelnd wieder.

„Lass mich runter!" Wütend schlug ich gegen seinen Rücken. Ich wollte mir gar nicht erst ausmalen, wie mein Petticoat wegstehen musste - und was für Einblicke er jetzt bot.

„Erst, wenn du es dir angesehen hast." Autorität klang in seiner Stimme mit. Er ging den Flur entlang auf den anderen Eingang zum Schulgebäude zu. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er mich so vor den Eingang geschleift hätte, vor dem meine Mitschüler standen und rauchten.

„Was soll ich mir denn verdammt noch mal ansehen?", keifte ich zurück, doch da waren wir schon draußen angekommen und Embry stellte mich behutsam auf dem Boden ab.

Und dann fing er an sich auszuziehen.

Er zog sein Shirt über den Kopf, womit er einen ziemlich durchtrainierten Oberkörper entblößte, und schmiss es achtlos auf die Treppen des Eingangs. Wieder feil mir das Tattoo auf, das ich bei Jacob und Paul schon gesehen hatte. Sprachlos konnte ich ihn nur anstarren. Er sah so gut aus. Als er dann anfing, seine Jeans aufzuknöpfen, löste ich mich aus der Starre. „Was soll das denn werden?", fragte ich panisch.

Er grinste mich anzüglich an. „Du kannst dich ja schnell umdrehen."

Wieder starrte ich ihn an. Er blickte mich abwartend an, weswegen ich mich schließlich langsam umdrehte. Was zur Hölle sollte das werden?

Ich hörte das Rascheln seiner Jeans, dann herrschte Stille. Von hinten hörte man noch die Musik und die Leute, die sich draußen unterhielten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Konnte ich mich schon wieder umdrehen?

Dann stupste mich etwas Weiches an. Ich drehte mich um und hätte fast aufgeschrien.

Vor mir stand ein riesiger Wolf mit hellgrauem Fell.

this is lycanthropy (Embry Call)Where stories live. Discover now