Kapitel 17

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Mein Hochgefühl von der Party machte einem absoluten Tief Platz. Wenn Embry mir an diesem Wochenende noch gesagt hatte, dass er auf mich geprägt war, dass ich seine Seelenverwandte war, dass es ihm so ging wie mir, dann wusste ich nicht, warum ich wieder drei Tage lang kein Lebenszeichen von ihm hörte. Selbst Liv hatte mir darauf keine Antwort geben können und normalerweise kannte sie sich bei solchen Themen besser aus als ich. Am Montag nach der Feier hatte sie den ganzen Vormittag über spaßeshalber geplant, wie meine Hochzeit ablaufen würde, weil sie der festen Überzeugung war, dass Embry der Eine für mich war.

Olivia hatte also mal wieder voll und ganz ins Schwarze getroffen. Nur, würde sich mein Seelenverwandter nicht auch bei mir melden? Mir wenigstens Bescheid geben, dass er gerade keine Zeit hatte?

Außerdem verwirrte mich zusätzlich auch noch Logan mit seiner seltsamen Art. Was hatte er für ein Problem mit den Quileute? Und warum hielt er sie für gefährlich?

Ein Teil meines Gehirns warf ein, dass riesige Wölfe durchaus gefährlich sein konnten. Aber die Wölfe taten nur den Vampiren etwas, so wie Embry es mir erklärt hatte, um die Menschen zu beschützen.

Und davon, dass die Quileute sich in Tiere verwandeln konnten, hatte Logan ja keine Ahnung.

Ich hätte es selbst nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Teilweise zweifelte ich sogar schon daran, ob das alles wirklich passiert war. Vielleicht hatte ich ja auch einfach nur zu viel getrunken? Aber da Olivia meine Hochzeit schon durchstrukturierte, hatte nicht nur ich Embry, Jacob und Quil auf der Party gesehen. Ich fragte mich, ob der Vampir, dessen Spur sie verfolgt hatten, auch wirklich auf der Feier gewesen war.

Die Vorstellung, möglicherweise neben einem Vampir getanzt zu haben, machte mir Angst. Sah man ihnen an, dass sie übernatürlich waren?

Ich meine, wie stellt man sich einen Vampir denn vor? Wenn ich vorher an Werwölfe gedacht hatte, hätte ich vorher auch nie Embry bildlich vor mir gesehen, wie er mit nacktem, durchtrainiertem Oberkörper vor mir stand...

Sofort wischte ich den Gedanken beiseite. Immerhin hatte er sich noch nicht mal gemeldet! Ich konnte ihn jetzt unmöglich in Gedanken anhimmeln.

Früher hatte ich an einen ziemlich behaarten Mann gedacht, mit Reißzähnen und leuchtenden Augen, wie sie in Filmen manchmal dargestellt wurden. Bei Vampiren dachte ich an Dracula.

Aber der wäre mir auf der Party wahrscheinlich aufgefallen.

Ich seufzte. Mein Leben war ein absolutes Chaos, gemischt mit Horrorfilm-Figuren und Teenagerdrama.

Ich wollte meine Hausaufgaben machen, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Embry spukte mir permanent im Kopf herum und wenn er gerade aus meinen Gedanken verschwunden war, tauchte Logan auf oder Bilder eines Dracula-Karnevalskostüm, dass mir meine Mutter aufgezwungen hatte, als ich sechs war.

Ich war schon kurz davor, nach La Push zu fahren, um Embry zur Rede zu stellen, als mein Handy klingelte.

Es war Jacob.

„Ja?", hob ich ab.

„Hey, Ava. Also... ich rufe eigentlich nur wegen Embry an."

Ich wusste mit dieser Aussage nichts anzufangen. Deswegen fragte ich einfach: „Und warum ruft er nicht selbst bei mir an?"

Jacob holte am anderen Ende der Leitung tief Luft. „Weil er nicht kann. Er... Seine Mutter macht ziemlich Stress zu Hause. Schon seit Wochen. Weil er nachts nie Zuhause ist wegen dem Rudel."

„Moment – du weißt also, dass er mich eingeweiht hat?", hakte ich ein.

Ich hörte ihn lachen. „Natürlich. Ich kann seine Gedanken hören. Außerdem hätte er es eh nicht lang vor dir geheim halten können."

Ich stutzte. „Du kannst seine Gedanken hören?"

„Hat er dir das nicht erzählt? Wenn wir in Wolfsgestalt sind, hören wir im Rudel unsere Gedanken."

Überrumpelt schwieg ich, aber Jacob redete weiter: „Auf jeden Fall muss ich für ihn bei dir anrufen. Ihn entschuldigen, warum er sich nicht meldet. Seine Mum hat sein Handy einkassiert und er hat Hausarrest. Normalerweise haut er trotzdem ab – wenn wir im Rudel eine Aufgabe haben, hat er auch keine andere Wahl –, aber diesmal meint seine Mum es ernst."

„Er wollte mich anrufen", flüsterte ich. Es war keine Frage an Jacob, sondern eine Erkenntnis, dass Embry also doch ernsthaftes Interesse an mir hatte. Dass er vielleicht doch mein Seelenverwandter war. Dass es so etwas wie prägen tatsächlich gab.

„Ja. Er hat ein verdammt schlechtes Gewissen deswegen. Aber seine Mum ist stinksauer, weil sie rausgefunden hat, dass er auf der Party war, obwohl er eigentlich schon Hausarrest hatte." Es schien Jacob ziemlich zu belasten, dass sein bester Freund Zuhause so einen Ärger bekam.

„Wieso darf er es seiner Mutter nicht sagen?" Das schien mir die einfachste Lösung des Problems zu sein – zumal Embry ja nicht für Partys nachts abhaute, sondern weil er sozusagen „im Dienst" war.

„Sam hat es ihm sogar erlaubt, aber er wollte nicht. Er meint, unser Geheimnis sei zu wichtig und dass es so geheim wie möglich bleiben solle", erklärte Jacob bedauernd. „Ich weiß echt nicht, wie wir seine Mum beruhigen können."

Da kam mir eine Idee. „Aber ich. Ich glaube, ich habe eine Idee, wie man sie beruhigen kann", grinste ich in mein Handy.

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Habt ihr auch eine Idee?

this is lycanthropy (Embry Call)Where stories live. Discover now