Kapitel 28

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~ Embry ~

Ich spürte den Waldboden unter meinen Pfoten, nahm ihn jedoch nur am Rande wahr. Alles in mir konzentrierte sich auf den Geruch, den ich zu verfolgen hatte.

Rechts, hallte Pauls Stimme durch meinen Kopf.

Ruckartig schlug ich nach rechts ein und rannte weiter dem Geruch hinterher. Er war ekelerregend süßlich, mit keinem anderen Geruch zu vergleichen, der einem im normalen Leben über den Weg lief. Nicht süß wie Schokolade, sondern süß wie ein Vampir.

Ich wusste nicht genau, wo die anderen waren, aber ich spürte sie hinter mir. Ich war wendiger als der Rest des Rudels, deswegen hatte ich einen Vorsprung. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, deshalb wusste ich nicht, wie lange wir den Blutsauger schon verfolgten. Wir waren hinter ihm her, seit wir Avas Freund Logan in Forks beobachtet hatten, welcher an einem Parkplatz am Rande der Stadt ein kurzes Gespräch mit ihm gehabt hatte. Natürlich hatte er sofort bemerkt, dass wir ihn verfolgten; aber jetzt hatten wir etwas, mit dem wir ihn jederzeit aufspüren konnten: Seinen Geruch. Und der war so intensiv, dass man ihn als Wolf unmöglich nicht bemerken konnte.

Er nähert sich der Grenze!, schrie Jacob.

Nicht, wenn ich ihm den Weg abschneiden kann.

Ich ging vom Rennen in einen Sprint über und versuchte immer weiter rechts zu laufen, sodass der Blutsauger wieder die andere Richtung einschlagen musste. Die Bäume sausten an mir vorbei. Der Geruch wurde schlimmer, fast schon penetrant, und schließlich konnte ich ihn sehen.

Ich hab ihn fast eingeholt.

Wir sind hinter dir, hörte ich Sam.

Den kriegen wir, meinte Leah schon siegesgewiss.

Der Vampir – Ian – warf einen Blick nach hinten. Als er mich sah, verzog er die Lippen zu einem Lächeln und winkte mir zu.

Seine Überheblichkeit machte mich augenblicklich fuchsteufelswild. Ich legte nochmal an Tempo zu. Ich war zwar schon immer flink gewesen, aber so schnell wie in diesem Augenblick war ich nie zuvor gerannt; ich hatte keine Ahnung, dass ich derart schnell laufen konnte.

Da die anderen alles mitbekamen, hörte ich auch ihre Fassungslosigkeit. Mal schauen, ob der immer noch so grinst, wenn ich ihm den Kopf abreiße, fauchte Jared in Gedanken.

Ian lief mittlerweile wieder weiter in unser Gebiet. Ich hielt mich ebenfalls wieder weiter links und rannte jetzt abermals direkt hinter ihm.

Gut so, Embry, hörte ich Sam, wir haben ihn gleich.

Doch dann tat Ian etwas, mit dem keiner von uns gerechnet hatte: Er blieb stehen. Dann drehte er sich um, um mich direkt ansehen zu können.

Ich holte ihn ein und sprang mit gebleckten Zähnen auf ihn, doch er wehrte mich mit einem Schlag ab. Ich nahm den Schmerz kaum wahr, als ich ein paar Meter entfernt auf dem Boden aufschlug, sondern rappelte mich sofort wieder auf und griff erneut an.

Der Rest meines Rudels hatte uns inzwischen eingeholt. Als ich wieder auf den Blutsauger zustürzte, schnalzte er missbilligend mit der Zunge und meinte amüsiert: „Na schön, ihr wollt also spielen. Aber beschwer dich nicht, wenn ich dir deinen Knochen wegnehme, Hündchen." Dann stieß er sich kraftvoll vom Boden ab und kletterte einen nebenstehenden Baum hinauf.

Verdammt, da oben kriegen wir ihn nicht in die Finger, fluchte Seth.

Ian sprang von Baum zu Baum und setzte so seine Flucht nun in der Luft fort. Sam raste an mir vorbei hinter ihm her. Ich blieb regungslos dort stehen, wo ich war, während die anderen Sam und Ian folgten.

Komm schon, Embry!

Wo bleibst du?

Hinterher! Irgendwann muss er ja wieder runter kommen.

Ich hörte sie zwar, aber in meinem Kopf schwirrte nur noch die Frage umher, was – oder vor allem wen – Ian mit meinem Knochen gemeint hatte.

~~~
Könnt ihr den Ärger auch schon riechen? :D

Ein riesengroßesmegagewaltig-gigantisches DANKE an alle, die bis jetzt gelesen haben <3

this is lycanthropy (Embry Call)Where stories live. Discover now