Kapitel 24

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Olivia ging mir den ganzen restlichen Schultag aus dem Weg. Jedes Mal, wenn ich sie an einem Klassenzimmer, auf der Mädchentoilette oder in einer Zwischenpause abfangen wollte, machte sie sich sofort aus dem Staub.

Es tat weh.

Wir waren schon seit Ewigkeiten beste Freundinnen – und dass sie nicht mehr mit mir reden wollte, war wie ein fester Schlag ins Gesicht. Ich beschloss, etwas abzuwarten, bis sie sich beruhigt hatte; so würde sie sowieso nicht mit mir reden wollen.

Nach der Schule nahm ich mir das einzig Sinnvolle vor, was ich nun tun konnte: Nach La Push fahren und dem Rudel Bescheid geben. Immerhin hatten sie mit meinem Verdacht jetzt eine Spur, der sie nachgehen konnten – auch wenn Embry mir letztes Mal ausdrücklich eingebläut hatte, vorerst nicht ins Reservat zu fahren.

Auf der Straße nach La Push schweiften meine Gedanken ab. Wann war mein Leben auf einmal so abenteuerlich geworden? Selbst, wenn Embry sich nicht auf mich geprägt hätte, hätte mein bester Freund trotzdem einen Vampir zum Freund gehabt. Ich fragte mich, wie viel Logan wohl von Ians wahrer Identität wusste; immerhin hatte er mich sogar vor ihm gewarnt. Aber wenn er es wusste, wieso hing er dann noch mit ihm ab?

Wie ich es drehte und wendete, es ergab einfach keinen Sinn.

Ich stellte meinen Wagen bei Embry ab und klingelte, aber niemand öffnete die Tür. Unschlüssig starrte ich sie an. Ich konnte doch nicht einfach wieder nach Hause fahren!

Ich beschloss, bei Emily zu klingeln; vielleicht war Sam ja da. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zu ihrem Haus. Es war seltsam, wie vertraut mir das Reservat vorkam, als wäre ich seit meiner Geburt hier zu Hause. Die Wälder, das Rauschen, das bis hierher vom Strand hörte, das alles kam mir so unglaublich heimisch vor. Ich fragte mich, ob das an der Bindung zu Embry lag.

Aus Emilys Gesicht, als sie mir die Tür öffnete, sprach pure Überraschung. „Ava? Was willst du denn hier?", wollte sie erstaunt wissen.

„Embry ist nicht zu Hause und ich muss dringend mit jemand aus dem Rudel sprechen", erklärte ich ihr.

„Die Jungs sind alle hier", sagte sie langsam, „aber hat Embry dir nicht verboten herzukommen?"

Ich atmete tief durch. „Emily, es ist wirklich wichtig, sonst hätte ich mich auch daran gehalten."

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie wusste genau, dass es mich früher oder später ohnehin her getrieben hätte. „Na gut, komm rein."

Dankbar lächelte ich sie an und betrat das Haus.

Die Jungs – und Leah – saßen alle gequetscht um den Esstisch herum. Sie diskutierten lautstark, doch als sie mich bemerkten, trat augenblicklich Stille ein.

Embry war der Erste, der seine Sprache wieder fand. Vollkommen verblüfft starrte er mich an. „Ava? Was machst du hier? Du sollst doch nicht herfahren! Das ist viel zu gefährlich!"

Sam, der mir am nächsten und am Kopf des Tisches saß, pflichtete ihm bei: „Er hat Recht, du solltest nicht hier sein."

„Embry, ich glaub, du hast deine Freundin nicht im Griff", meinte Paul.

Quil und Jacob schnitten eine grinsende Grimasse.

„Es ist wichtig", ignorierte ich die Ablehnung meines Besuches einfach.

Sam seufzte genervt. „Das könnt ihr später immer noch klären. Am Telefon. Du solltest jetzt gehen."

Hilflos sah ich zu Embry, von dem allerdings kein Protest kam.

„Emily bringt dich zu Tür", setzte Sam hinzu, als ich mich nicht rührte.

Einerseits war ich erstaunt, wie dreist die Situation war, andererseits war ich wütend, dass man mir nicht einmal zuhörte. Stocksauer zischte ich: „Schön. Dann sucht euren dämlichen Vampir alleine – ist ja nicht so, dass ich weiß, wer es ist."

this is lycanthropy (Embry Call)Where stories live. Discover now