//Kapitel 3//

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„Nimm rosa."

Ich wollte mich nicht umdrehen. Ich traute mich nicht mich umzudrehen. Chen war längst aus meinem Sichtfeld verschwunden, lief auf die Person zu, rief deren Namen. Ich konnte mich nicht bewegen.
Das war nicht gut.
Das war überhaupt nicht gut.
Das war zu früh.
Nein.
Während meine Beine, mein Rücken und mein Bauch schmerzten, fing ebenso an mein Kopf weh zu tun. Das darf nicht wahr sein. Ich hatte ihm nichts von dem Kind erzählt und so sollte er es auch nicht erfahren! Fuck, was sollte ich tun? Immer weiter schnürten sich meine Atemwege zu, raubten mir die Luft zum Leben. Das konnte nicht wahr sein. Das war nur ein Albtraum; Ich würde am nächsten morgen aufwachen und alles wäre normal. Normal. Nichts war mehr normal. Jegliche Gesetze der Natur hatte ich auf den Kopf gestellt. Zusammen mit Chanyeol.
Chanyeol.
Dieser Name hallte immer wieder in meinem Kopf, ließ mich fast wahnsinnig werden.
Er ließ mich wahnsinnig werden.
„Baekhyun?"
Ich verkrampfte meine Hände zu Fäusten, mir wurde schlecht. Mein Herz schlug unglaublich schnell, so schnell, dass es weh tat.
Luftholen tat weh.
Alles tat weh.
Ich konnte es einfach nicht fassen. Mir wurde schwindelig, alles drehte sich.
Meinen Kopf schüttelte ich.
Wieso hatte er nichts erzähl?!
Wieso tauchte er einfach auf?
Wieso hatte er mir nichts erzählt?
Wieso hatte er sich so lange nicht gemeldet?

Die Kopfschmerzen wurden fast unerträglich, ich taumelte, hielt mich am Regel fest, schmiss dabei ein paar Packungen Farbe runter. „Baekhyun?!", seine Stimme war panisch, ließ es mir kalt den Rücken runter jagen. Die heißen Tränen rannen meine Wange hinab. Ich konnte ihn nicht ansehen. Ich durfte mich nicht umdrehen. Er durfte das mit dem Kind nicht erfahren. Nicht so.

Ich fing an zu hyperventilieren, meine Hand legte ich auf meine Brust, mit der anderen krallte ich mich in das Regal vor mir. „Baekhyun, was ist los? Alles okay?"
Es war nichts okay! Meine Beine wurden schwach, ich zitterte.
Sekunden später merkte ich nur noch, wie sie nachgaben und ich zur Seite kippte. Den Aufprall spürte ich nicht mehr, die Schwärze umhüllte mich, machte alles taub.





Mein Kopf tat immer noch weh inklusive meiner Brust, ich hörte ein schrilles Piepen in meinem Ohr. Was war passiert? Ich wollte meine Augen öffnen, es ging nicht.
Ich wollte nach Hilfe schreien, es ging nicht.
Ich wollte mich endlich wieder sicher und geborgen fühlen, ich konnte es nicht. Der Körper, in welchem ich gefangen war, war so unglaublich schwer, zog mich immer weiter runter.
Wo war ich? Jede Bewegung tat weh, selbst als ich meine Fingerkuppen über das unter mir streichen ließ, fühlte es sich so an, als würde ich auf Nadeln drücken. Mein Herz schlug so unglaublich schnell, schmerzhaft schnell. Als ich plötzlich eine Flüssigkeit spürte, welche in meine Hand floss und brannte, zuckte ich zusammen. Jedoch wurde meine Beschwerden kurze Zeit danach besser, meine Augenlider fühlten sich nicht mehr an wie Blei. Auch das schmerzhafte Ziehen in meiner Brust ließ nach. „Was war das für ein Zeug, das Sie ihm gegeben haben?" Die Stimme kannte ich. Chanyeol. Ich bekam Panik, wollte vor Angst platzen, jedoch war das eher nebensächlich für mich. Seit langem fühlte ich mich wieder gut, leicht, glücklich, schmerzfrei. „Ein Mittel gegen Tachykardie", erwiderte eine andere Stimme sanft. „Tachykardie?!", Chanyeol war schon wieder panisch. „Herzrasen." Eine Hand legte sich auf meine Rechte (an der Linken wurde mir dieses ominöse Medikament eingeflößt). Als ich seine Berührung spürte, riss ich meine Augen auf, was zum Glück jetzt endlich klappte. Ich zog meinen Arm von ihm weg, sah ihn geschockt an. So schnell wie möglich rutschte ich von ihm weg, merkte erst jetzt, dass ich auf einem Bett saß. Während ich floh, riss ich irgendwas aus meiner linken Hand. Der Zugang, der bis eben noch in meiner Hand steckte, lag auf dem Bett, hatte fast den Infusionständer umgerissen. „Herr Byun!" „Baekhyun!" Die Ärztin und Chanyeol. Beide waren aufgebracht. Mein Blick huschte zwischen beiden hin und her, bis er schließlich auf Chanyeol liegen blieb und diesen fixierte. „Geh weg", sagte ich leise. „Verlassen Sie das Zimmer, Herr Park", meinte die Ärztin, wandte sich zu Chanyeol. Dieser sah mich ungläubig an.
Traurig.
Verletzt.
Eigentlich war es eh schon zu spät. Er hatte diesen verdammten Bauch gesehen! Er wusste von diesem Alien. Das durfte nicht wahr sein. Nein! Daran war nur das Alien schuld! Es wäre alles gut gewesen, wenn es nicht da wäre!
Ich würde in Chanyeols Umarmung mich verlieren, aber so ging das nicht.
Ich konnte das nicht.
Langsam stand Chanyeol auf, sagte nichts. Nur dieses Glitzern in seinen Augen verriet mir, wie verletzt er war. „Es tut mir leid", flüsterte ich, doch die Türe wurde schon zugeknallt. „Ich bin Doktor Hilden, die zuständige Ärztin für Sie", sagte die Ärztin freundlich, reichte mir ihre Hand. Zögernd schüttelte ich sie. „Ich habe Ihnen  ein Mittel gegen Tachykardie, Herzrasen, gespritzt und bis eben waren Sie noch mit Berührungsmittel versorgt", meinte sie, während sie mir wieder den Zugang legte. „Sie sind wegen einem Schwächeanfall eingeliefert worden, welcher normalerweise mit ein paar Minuten Bewusstlosigkeit verbunden ist, jedoch waren sie mehr als zwanzig Minuten abwesend, weshalb ich Sie unter anderem gerne eine Nacht hier behalten würde." Etwas überfordert über so viele Informationen auf einmal, nickte ich. Die junge Ärztin klebte den Zugang noch fest und lächelte mich dann an. „Herr Park gab an ihr fester Freund zu sein, weshalb ich ihn notgedrungen mit ins Behandlungszimmer gelassen hatte, um mehr auch über Ihre Schwangerschaft zu erfahren. Er konnte jedoch auch nur sehr wenige Angaben machen. In welchem Monat sind Sie?", ratterte sie runter, schnipste einmal gegen den Infuionsbeutel, mit welchem ich verbunden war. „Sechster..", stotterte ich. Sie nickte: „Gut, ich würde gern einen Ultraschall machen, nur um sicher zu gehen, dass bei dem Zusammenbruch nichts passiert ist. Wäre das für Sie okay?" Dieses Mal nickte ich. „Gut. Sehr gut. Ich hole schnell das Gerät", sagte sie und war schon aus dem Zimmer verschwunden.

➳overthinking kills your happiness || ஐ ChanyeolxBaekhyunWhere stories live. Discover now