//Kapitel 9//

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Der Mann dort war Chanyeol.



„Du hattest recht", meinte ich leise zu Chen, „ich wäre niemals hierher gekommen."

In mir zog sich alles zusammen. Mein Herz zersprang in tausende Einzelteile, zumindest fühlte es sich so an. Es schmerzte. Es schmerzte so schrecklich.
Nadeln, die sich in mein wichtigstes Organ bohrten.
Messer, die auf mich zuflogen und mich schließlich mit voller Wucht trafen.
Dunkelheit, die mich so plötzlich umhüllte und das ganze Licht wegdrückte.
Ich hätte zu ihm hingehen sollen. Ihn am Arm packen, wegziehen und ihn anschreien, eine Ohrfeige verpassen, ihm vor die Füße spucken sollen.
Jedoch konnte ich nicht.
Mein Körper konnte sich nicht bewegen. Nichts schien mehr zu funktionieren.
Taub, abgeschaltet, nutzlos.
Aber eigentlich war ich selber schuld.

Ich war schuld, dass Chanyeol mir fremd ging.

Hätte ich damals.. dieses Ding in mir abgetrieben, wäre er zurückgekommen, ich hätte immer noch meine tolle Figur und Chanyeol würde sich sein Vergnügen nicht bei anderen suchen.
Ich hätte alles mit mir machen lassen, nur, damit er glücklich war und zufrieden.
Wirklich alles.
Doch jetzt, jetzt war alles anders gekommen.
Ich wurde hässlich und hatte dieses... dieses Hindernis in mir.
Diese Barriere, diesen Keil, der uns entzweite.
Das, was Chanyeol dazu trieb mich zu betrügen.

Aber waren all seine Worte nur leere Versprechen?

War alles, was er gesagt hat erstunken und erlogen? Ich konnte das nicht glauben und ich wollte es auch nicht. Das Chanyeol so war, konnte ich mir nicht vorstellen.
Ich fand keine Erklärung, wieso er sich so verhielt.
Wieso er dort mit der Frau im Arm stand und nicht mit mir.
Wieso er sie küsste und nicht mich.
Wieso er mein Herz zerspringen ließ.

„Vielleicht.. sollten wir gehen", meinte Chen leise und reichte mir ein Taschentuch. Die Tränen, welche ich bis eben nicht bemerkt hatte, strömten unaufhörlich weiter aus meinen Augen. Unfähig etwas zu sagen, nickte ich einfach nur.
So sehr ich auch schreien wollte.
So sehr ich ihm eine rein hauen wollte.
So sehr ich dieser Frau sagen wollte, dass er vergeben war.
Ich konnte es nicht. Es war wie eine Mauer. Eine Mauer, die ich nicht durchdringen konnte.

Ich folgte schließlich Chen wieder raus aus dem Gebäude.
Jeder Schritt, jeder zaghafte Schritt war die reinste Qual.
Bei jedem Schritt konnte man förmlich die Scherben von meinem Herzen klirren hören.
Sie schlugen aufeinander, schnitten nur noch tiefer in das Fleisch.

„Es tut mir leid", hörte ich plötzlich Chen neben mit flüstern, als wir schließlich im Auto saßen. Verwirrt sah ich ihn mit roten Augen an. „Was?", fragte ich ihn leise, meine Stimme war rau. „Dass du es so erfahren musstest. Es war nicht wirklich einfühlsam von mir", meinte er, fuhr schließlich los. „Besser so als gar nicht", sagte ich monoton, starrte aus dem Fenster. Immer wieder kullerten mir die heißen Tränen über die Wange, konnte diese nicht stoppen.
„Trotzdem.. ich verstehe nicht, wieso er das tut. Ich kann mir da keinen Reim drauf machen. Er hätte es dir selber sagen sollen, oder ich hätte ihn darauf ansprechen sollen.. und egal, es tut mir leid", sagte er seufzend. „Für was entschuldigst du dich?", fragte ich und sah zu ihm rüber, „du hast rein gar nichts falsch gemacht. Wenn hier jemand was falsch macht, dann er." Schon wieder seufzte Chen. „Du hast ja recht..", murmelte er, blieb schließlich vor meinem kleinen Haus stehen. Chen schnallte sich ab, wollte gerade das Auto verlassen als ich nach seinem Arm griff. „Lass. Ich.. ich will jetzt einfach allein sein", sagte ich und lächelte ihm, so gut es eben ging, zu. „Um ehrlich zu sein, will ich dich nicht allein lassen", meinte er, schloss wieder die Autotüre und sah zu mir.

„Ich.. ich brauch aber kurz Zeit einfach für mich.. ich muss damit allein klarkommen. D-Du kannst mir schlecht helfen", gab ich leise zu, spielte mit meinen Fingern an dem Saum der Jacke rum. Laut atmete Chen aus. „Ich kann dich wirklich allein lassen?", hakte er nach, musterte mich von der Seite. „Ja.. bitte", flehte ich schon fast, brauchte einfach die Zeit für.
Zeit zum Nachdenken.
Zeit um zu überlegen, was ich tue, wenn Chanyeol am Abend nach Hause kommen würde.
Einfach Zeit.

➳overthinking kills your happiness || ஐ ChanyeolxBaekhyunWhere stories live. Discover now