//Kapitel 19//

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Er war die Person, an die ich mich immer lehnen konnte, egal was passierte.

Langsam ließ er mich wieder los, drückte mir einen kurzen Kuss auf die Stirn. „Ich geh mich jetzt richten und danach arbeiten", murmelte er, strich dabei sanft über meine Wange und sah mich an.
Jede Geste von ihm war so unglaublich perfekt, ließ mich fast wie auf Seidenkissen fühlen. Obwohl seine Hände leicht rau waren, störte es mich kein bisschen. Ich drückte mich seiner Berührung entgegen, schob langsam meine Unterlippe vor und sah ihn mit großen Augen an. „Geh nicht", murmelte ich, krallte mich an seinem Rücken in sein Shirt, „ich lass dich nicht gehen." Schelmisch fing ich an zu grinsen. „Dann verdiene ich aber kein Geld", meinte er, stupste mir mit seinem Finger gegen die Nase, „lass mich los.." „Nö." Ich hielt weiter dagegen, drückte mich näher an ihn. „Chanyeeeol", flüsterte ich, stellte mich auf Zehenspitzen, „küss mich wenigstens.." „Nö." „Doooch", gab ich zurück, blinzelte ein paar Mal mit meinen Augen. „Mh.. was krieg ich dafür, wenn ich das mache?", fragte Chanyeol und zog eine Augenbraue hoch. „Keinen Tritt gegen das Schienbein", nuschelte ich, fing danach an unschuldig zu lächeln. „Also das Angebot hört sich doch eigentlich gar nicht schlecht an", murmelte er, lachte leise und beugte sich dann zu mir runter, schloss seine Augen und kurz darauf spürte ich auch schon seine Lippen auf meinen.
Seine Hände lagen mittlerweile auf der unteren Hälfte meines Rückens, drückten mich näher an ihn.
Lang wurde uns das Glück jedoch nicht gegönnt.
Nahyun fing an zu weinen, schrie fast schon und zappelte mit ihren Ärmchen. Chanyeol und ich lösten uns sofort voneinander. Seufzend lief ich zu Nahyun, nahm diese auf meinen Arm. „Du hast uns beim Knutschen gestört", murmelte ich und wiegte das kleine Baby etwas hin und her. Sie beruhigte sich jedoch nicht.
„Du kriegst das hin", meinte Chanyeol, lief dann nach oben, um sich wahrscheinlich umzuziehen.

Ich bekam es nicht hin. Chanyeol verließ zehn Minuten später das Haus und Nahyun schrie immer noch... und schrie.. und wollte gar nicht mehr aufhören. Verzweifelt wog ich sie hin und her, gab ihr ein Fläschchen, spielte etwas mit ihr, streichelte vorsichtig ihren Bauch. Hatte sie vielleicht Bauchschmerzen? Das hatten Babys ja oft..

Nach geschlagenen zweieinhalb Stunden konnte ich das Weinen nicht mehr hören. Vor Frust liefen mir schon die Tränen die Wangen hinab. „Nahyun, hör auf zu weinen", bat ich leise, wiegte uns beide auf und ab. „Bitte.." Ich hatte Kopfschmerzen, mir war immer noch schlecht von heute Mittag. War es normal? Dass Babys so lange schrieen? Ich hatte keine Ahnung.
Ich griff nach meinem Handy, wählte Chanyeols Nummer. Lange Sekunden wartete ich, ehe seine Mailbox dran ging. Na super. Ich beschloss Chanyeol auf den Anrufbeantworter zu sprechen und als seine Stimme durch den Hörer erklang, wurde Nahyuns Weinen leiser. Sie fing an an meinen Haaren zu ziehen, jammerte nur noch, ehe das Piepssignal ertönte.
Doch ich schaffte es nicht. Ich brachte keinen einzigen Ton raus.
Nahyun war wirklich nur auf Chanyeol fokussiert, jetzt hatte ich den Beweis. „Komm nach Hause", flüsterte ich mit brüchiger Stimme ins Telefon, legte danach auf. Nahyun schien wieder kurz vorm Weinen, weshalb ich Chanyeols Nummer nochmals anrief und den Anrufbeantworter laut abspielte.
Langsam schleppte ich mich in das Kinderzimmer von Nahyun, legte sie in ihr Bettchen. Mein Handy verfrachtete ich neben sie, spielte ein Lied ab, welches Chanyeol einmal aufgenommen hatte. In seiner Freizeit machte er sowas.. hin und wieder. Langsam schien sich das kleine Mädchen wieder zu beruhigen, schlief kurz darauf auch schon ein.
Vorsichtig schlurfte ich zurück ins Wohnzimmer, ließ mich immer noch stumm weinend auf das Sofa fallen und zog meine Beine an.
Ich war ein grauenvoller Vater, nie würde ich gut genug für Nahyun sein.
Ich war immer die zweite Wahl, immer schlechter.
Immer schlechter als Chanyeol.

Ich drückte meine Hände aufs Gesicht, schniefte vor mich hin. In letzter Zeit war ich so oft schwach, weinte so oft, fühlte mich viel zu oft so schrecklich niedergeschlagen. Eigentlich wollte ich noch gar kein Kind, ich war überhaupt nicht bereit dafür, was sich jetzt mal wieder deutlich zeigte.
Ich bekam es einfach nicht hin, mit den einfachsten Aufgaben war ich überfordert.
Zu was war ich denn eigentlich noch fähig?
Gefühlt zu nichts mehr.





➳overthinking kills your happiness || ஐ ChanyeolxBaekhyunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt