Kapitel 5

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Sein Blick sagte mehr, als er je sprechen könnte.
*

Ünals Stimme. Instinktiv bekam ich weiche Knie. Kalter Schweiß sammelte sich an meinem Nacken, als ich ihn mitten im Laden stehen sah. Sein Blick jedoch war ganz wo anders.

«Was zur Hölle geht hier vor sich?» fragte er leise, viel zu bedrohlich. Sein Gesicht war nicht wieder zu erkennen. Was auch immer zwischen Toprak und Ünal geschehen war nachdem ich abgehauen bin, es hatte Spuren hinterlassen. Ünals Nase blutete und auch seine Augenbraue war aufgeplatzt.

Ich drehte meinen Kopf und sah Toprak neben mir, wie er Ünals direkten Blick erwiederte und ruhig da stand. Was genau- nein, Wie genau hat er das geschafft? dachte ich mir.

Mit erhobenen Händen ging Roland auf Ünal zu, um ihn zu beruhigen und sagte «Junger Mann, kein Grund-»

«Sei still» sagte er und schob Roland aus dem Weg. Er kam direkt auf mich zu und sah abwechselnd zu mir und dann zu Toprak.

«Du» warnte er mich «kommst jetzt sofort mit.»
«Nein» fauchte ich zurück.
«Komm jetzt»
«Nein!»
«Sie hat nein gesagt» meinte Roland, der dicht hinter Ünal stand.

Ünal schloss die Augen und atmete tief ein. Ich wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Meine Angst überkam mich immer mehr und zog mir die Luft zum Atmen davon.

«Ich habe gehört, was sie gesagt hat. Sie wird jetzt kommen.»
«Nein, Ünal» entgegnete ich, ruhiger, als vorher «Du wirst jetzt gehen.»

Er musterte mich von oben nach unten und trat einen Schritt vor. Mit seinem Kopf deutete er auf Toprak, der immer noch geduldig neben mir stand.

«Also betrügst du mich wirklich mit ihm?»
«Du glaubst mir sowieso nicht» Meine Stimme zitterte und ich spürte die Tränen kommen. «Ünal, was für eine Antwort erwartest du von mir? Ich habe dir doch-»

«Zwing mich nicht, hier laut zu werden» warnte er und kam einen Schritt näher, woraufhin ich einen Schritt zurück setzte. Plötzlich spürte ich keinen Boden unter meinem Fuß und bemerkte, dass direkt hinter mir die Treppe zum Keller war. Ich verlor das Gleichgewicht und innerhalb dieser Sekunde, fiel ich nach hinten.

Bevor ich überhaupt schreien konnte, packten mich feste Hände an den Hüften. Ich knallte gegen Topraks Körper und wir fielen mit einem dumpfen Knall zu Boden.

Im Gegensatz zu ihm, landete ich relativ weich in seinen Armen. Ich spürte seinen schnellen Atem an meinem Hals und fühlte, wie sich sein Brustkorb auf und ab bewegte. Für eine viel zu kurze Sekunde, empfand ich eine merkwürdige Ruhe. Durch den Sturz schwebte nun Staub um uns herum und außer seinem Atem, war nichts zu hören, doch die Realität holte mich schnell ein.

Auf brutale Weise wurde ich an der Jacke gepackt und hoch gerissen. Ünal warf mich auf seine Schulter und hob meine Beine fest, so dass ich nicht zuschlagen konnte.

«Lass mich runter!» brüllte ich lauthals und versuchte zu atmen. Die Tränen waren längst zurück und ich konnte nichts dagegen tun. Ich flehte regelrecht «Bitte, Ünal, hör endlich auf!»
«Halt deine Fresse» warnte er und drückte meine Beine noch fester.

«Hey!» schrie Roland, aber ich konnte ihn nicht sehen «Sie sagt, dass sie runter will!»
«Ich höre, was sie sagt, verdammt nochmal!» schrie Ünal zurück und schubste Roland zur Seite. Der alte Mann konnte sich nicht halten und knallte gegen die Arbeitsplatte. Ich hörte Krach, aber konnte durch meine Haare nichts sehen, also schlug ich gegen Ünals Rücken, so fest ich konnte.

Sprechende HändeWhere stories live. Discover now