s e v e n t y s e v e n

171 15 3
                                    

  Träge stand ich auf. Die Finals waren vorbei, und heute würde ich mit Jimin zusammenziehen. Den ganzen Freitag über hatte ich gepackt und alles zusammengeräumt. Als die Jungs am Abend vom Training kamen hatte Ravi mir sogar geholfen. Auch wenn unser Verhältnis immer noch angespannt war, tat es gut, dass wir unsere Streitereien für einen Abend einfach Mal vergaßen.
  Mein Umzug war vielleicht auch für uns eine neue Chance, aber wer wusste das schon genau. Leo dagegen benahm sich schräg. Ich wusste nicht genau woran es lag, aber ich vermutete, dass er mehr darunter litt, dass ich ging, als er zugeben wollte. Ihm war unrecht, dass er nicht mehr nach mir sehen konnte.

  Ich presste meine Lippen zusammen als ich langsam zu meinem Schreibtisch humpelte. Dort nahm ich meine Klamotten, die ich nicht eingepackt hatte und zog mich um. Als ich fertig war stopfte ich meinen Schlafanzug in meinen Koffer, den ich noch in meinem Zimmer hatte, dann lief ich ins Bad. Ich brauchte wieder länger als sonst, da ich auf meine verdammten Krücken verzichtet hatte.
  Im Dorm herrschte noch eine seltsame Stille. Nachdenklich machte ich mich daran meine Zähne zu putzen und setzte mich auf den Badewannen Rand. Mein verletztes Bein streckte ich von mir. Der Verband war wieder verrutscht und ich konnte die Narbe sehen. Es war kein schöner Anblick, und mir grauste es auch schon davor wieder die Schiene anzulegen. Die ganzen Schmerzen machten mir einfach auch zu schaffen. Ich wollte sie einfach nicht.
  "Hey", ertönte eine leise Stimme.
  Ich sah auf. Leo sah mich mit einem schwachen Lächeln an. Kurz schenkte ich ihm eines zurück -mit Zahnbürste im Mund.
  "Ist alles okay bei dir?", fragte Leo.
"Passt schon", ich nickte, stand auf und humpelte zum Waschbecken. "Bei dir?"
"Ich werde dich vermissen."
  Ich sah auf. Sein Blick war betroffen.
"Ich dich doch auch", gab ich mit einem Flüstern zurück. "Aber ich muss gehen. Es ist besser so. Für uns alle..."
"Bist du dir da auch wirklich sicher?"
"Ja... Du weißt doch wie es zwischen mir und meinem Bruder ist gerade... Und so leid es mir tut, aber ich kann nicht Tag ein, Tag aus hier leben. Vielleicht in einem Jahr wieder, aber im Moment... Ich kann einfach nicht. Irgendwann muss ich auch wieder schlafen und nicht panisch nachts im Bett sitzen, und davor Angst haben, dass etwas passiert."
"Du brauchst keine Angst zu haben, das weißt du."
"Ich habe sie aber..."
  Leo sah weg. Er versuchte verzweifelt mich hier zu behalten. Ich merkte ihm das an. Er sprach es nicht direkt aus, aber egal was er sagte, es ging in diese Richtung.
  "Leo... Es hat nichts mit dir zu tun...", ich legte meine Zahnbürste weg, trocknete mich kurz ab und sah ihn an.
"Indirekt schon. Ich bin nicht blöd June."
"Hab ich nie behauptet... Und es hat nichts mit dir zu tun..."
  Leo schwieg. Ich presste meine Lippen aufeinander und sah ihn betroffen an. Es tat mir weh ihn so zu sehen, aber ich konnte auch nichts sagen was die Situation besserte. Ich wusste überhaupt nicht mehr was ich sagen sollte. Es war wie es war, und durch diesen Unfall waren wir irgendwie auseinander gedriftet. Ich konnte nicht mehr sehen was wirklich in ihm vorging. Ich sah, dass er verletzt war, aber ich wusste nicht was ich dagegen tun konnte.
  "Leo?"
"Schon gut. Sag einfach nichts. Ich mache mir nur Sorgen."
"Jimin ist dabei."
"Jimin. Ich kenne sie nicht mal richtig und außerdem scheint sie mir nicht zu 100% verlässlich zu sein."
"Man kann sich die Dinge auch schlecht reden, Leo..."
"Ich rede sie nicht schlecht. Nur so sehe ich die Sache. Du rennst völlig planlos in etwas neues und weißt nicht einmal ob es klappen kann."
"Ich wusste auch vorher nicht ob es klappt was ich mir in den Kopf gesetzt hatte..."
  Leo schüttelte den Kopf. Mir war nach heulen zumute. Ich liebte ihn und er war so entfernt von mir. Er war meine Welt, und diese zerbrach Stück für Stück.
  "Leo?"
"Ist okay. Es tut mir leid... Ich sollte nicht so übertreiben... Ich... Keine Ahnung..."
  Immer noch sah er mich nicht an. Langsam lief ich zu ihm und nahm seine Hände in meine.
  "Leo, ich liebe dich, und das ich gehe hat damit nichts zu tun. Es wird sich nicht ändern."
  Langsam sah er schließlich auf.
  "Ich liebe dich auch, June. Das weißt du", gab er nur leise von sich.
  Sekunden später spürte ich seine Lippen auf meinen. Ich erwiderte den Kuss.
  "Ich geh Frühstück machen, okay?", er lächelte mich an.
"Sicher. Ich komme gleich."
  Nocheinmal küsste er mich kurz, dann war er weg. Ich schloss meine Augen für einen Moment und fühlte seinen Berührungen nach. Er war immer noch mein Leo. Niemand anders. Vielleicht ein bisschen besorgter, aber er war immer noch mein.

  Nach einigen Minuten humpelte ich schließlich mit den restlichen Sachen aus dem Bad und brachte sie in mein Zimmer. Es war so seltsam leer. Ohne meine Sachen darin war es so trostlos. Kurz sah ich mich noch um, dann unterdrückte​ ich mir eine Träne. Ich hatte so vieles hier erlebt. Bis zu dem Punkt an dem Ravi erfahren hatte, dass ich mit Leo zusammen war, hatte ich es hier perfekt gehabt. Alles was ich gebraucht hatte war da. Ich war mir nicht sicher, ob es nicht doch ganz anders ausgegangen wäre, wenn ich mich in Hongbin verliebt hätte. Ravi schien mir mit dieser Vorstellung besser klar gekommen zu sein, als mit der Beziehung zu Leo.
  Aber ich hatte mich nicht in Hongbin verliebt. Ich hatte mich in Leo verliebt.
  Auch wenn es Hongbin war, der mir meinen ersten Kuss gegeben hatte... Es war auch Hongbin für den ich etwas fühlen wollte. Ich hatte ihn einfach um meinen Preis verlieren wollen...
  Jetzt wollte ich weder ihn noch Leo verlieren. Und mit Ravi wollte ich endlich wieder normal umgehen können. Ich vermisste meinen Bruder. Ich vermisste die Zeit vor all dem Chaos. Vor all meinen Gefühlen... Dennoch waren sie es wert gewesen...

  Ich holte tief Luft, nahm meine Krücken in eine Hand und zog meinen Koffer ungeschickt hinter mir her.
  Jetzt musste ich nach vorne schauen. Ich musste stark sein.
  Ein letzter Blick, dann schloss ich die Tür hinter mir. All mein Schmerz und all die Freude die ich hier erlebt hatte musste hier bleiben. Ich musste es wagen.
  Einen Neustart.

Hello meine liebsten Kekse 💕
Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel. :3 Vielen Dank für all eure Unterstützung und vor allem für die vielen Kommentare in letzter Zeit. :3
Wuhu. Und natürlich auch Danke, dass diese FF noch platziert ist. 💮

Seufz... Mir fehlen die Worte. 💕
xoxo eure Luna 💕

Error (VIXX)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang