Kapitel 12

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Taehyung POV

Ungeduldig schaue ich auf die Ampel und warte darauf, dass sie von rot auf grün wechselt. Die Bar, in der Jungkook sich befindet, ist nicht mehr weit weg. Zwar weiß ich nicht, wie viel er getrunken hat, allerdings ist mir bewusst, dass er es getan hat. So wie er geschrieben hat, schreibt er nämlich nie. Dennoch muss ich für einen Augenblick schmunzeln. Man sagt ja, dass Alkohol die Zunge lockert und einem die Wahrheit aussprechen lässt.

Es ist nicht so, dass seine wirklichen Gedanken mich überraschen. Immerhin haben sein Körper und seine Blicke ausgereicht, um mir zu zeigen, dass auch er Interesse an mir hat. Die mündliche - oder in dem Fall schriftliche - Bestätigung war dennoch etwas anderes.

Als ich ankomme, parke ich das Auto und steige auch schon aus, wobei ich mich flüchtig in der Gegend umsehe. Heute scheinen nicht viele Menschen unterwegs zu sein, was an der Stelle wirklich erfreulich ist. So muss ich mich nicht durch irgendwelche Mengen zwängen.

Was allerdings nicht bedeutet, dass ich es für Jungkook nicht getan hätte.

Ich öffne die Tür der Bar und lasse meinen Blick durch diese schweifen, wobei ich nur ein Ziel habe. Es dauert nicht lange, da sehe ich dieses auch schon.

Er sitzt an der Bar und unterhält sich mit dem Barkeeper. Von hier aus kann ich nicht sagen, um was es sich bei diesem Gespräch handelt oder ob es auch nur ein Einseitiges ist. Der Barkeeper nickt zwar mehr, als das er spricht, allerdings bedeutet das auch nichts.

Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen und als ich näher an Jungkook bin, sehe ich ein Glas gefüllt mit Alkohol in seiner Hand, welches er dann auch in einem Zug austrinkt. Innerlich seufze ich, als ich mich neben ihn stelle und meine Hand auf seinem Rücken platziere. Das nun leere Glas stellt er ab, als er sich zu mir dreht und die Augenbrauen hochzieht.

„Tae, du bist gekommen!", bringt er lächelnd hervor, wobei man bereits heraushören kann, dass er etwas getrunken hat. Dann wendet er sich allerdings wieder dem Barkeeper zu. „Das ist er", flüstert er ihm zu, was ich jedoch ohne große Mühe verstehen kann, womit ich auch schon das Thema ihres vorherigen Gespräches kenne.

Offensichtlich ging es um mich.

Der Angesprochene lacht kurz etwas und nickt mir dann zur Begrüßung zu, was ich ihm aus reiner Höflichkeit gleich tue. „Jungkook, das hier hast du doch nicht nötig", gebe ich ruhig von mir, als ich mich zu seinem Ohr beuge. Meine Worte muss ja nicht jeder mithören, insbesondere dieser komische Kerl hinter der Theke nicht. Glücklicherweise wendet er sich aber auch einem anderen zu, sodass Jungkook und ich mehr oder weniger unter uns sind.

„Was meinst du? Möchtest du nicht etwas mit mir trinken?", fragt er mich unschuldig und möchte bereits seine Hand heben, um den Barkeeper wieder her zuwinken. Allerdings lege ich meine Hand auf seine und halte ihn davon ab. „Ich finde, du hast jetzt genug. Komm ich bringe dich hier weg."

Meine Hand lege ich auf den Barhocker, um ihn in meine Richtung drehen zu können, sodass er aufstehen kann. Das tut er zwar, allerdings legt er kurz darauf seine Arme um meinen Hals.

„Tae~ Ich möchte noch etwas mit dir unternehmen", gesteht er mir lallend und auch wenn seine Alkoholfahne direkt in meine Nase steigt, muss ich schmunzeln.

Ohne auf seine Worte einzugehen, lege ich meine Hände auf seine Arme und nehme diese von meinem Hals, ehe ich ihn sanft von mir drücke, was ihn schmollen lässt.

"Warte kurz."

Mit diesen Worten drehe ich mich wieder zur Bar, winke dem Typen dahinter mit einer Hand zu mir, während ich mit meiner freien Hand in meine Hosentasche greife und mein Portemonnaie hinausnehme. "Wie viel macht das?", frage ich ihn und deute auf das leere Glas von Jungkook. "Nun, das ist bereits das Vierte", informierte er mich, woraufhin ich ihn für einen Moment schon fast überrascht anschaue. Kurz drehe ich mich zu Jungkook, jedoch nur um festzustellen, dass er nicht mal mehr richtig stehen kann. Als ich mich wieder nach vorne drehe, nehme ich das leere Glas in die Hand und rieche einmal daran.

Es war von vorne rein klar, dass er sich nicht Bier in die Kehle geschüttet hat. Demnach ist es vollkommen normal, dass nur vier Gläser von dem Zeug nötig waren, um ihn in diesen Zustand zu versetzen.

Nachdem ich bezahle, wende ich mich wieder Jungkook zu. Auf dem Weg nach draußen stütze ich ihn, gehe auf das, was Jungkook die ganze Zeit von sich gibt, nicht wirklich ein. Da er etwas mehr getrunken hat als gedacht, bringe ich ihn nicht nach Hause, sondern fahre wieder zu mir.

„Wo sind wir hier?", fragt er mich, als ich ihm die Tür öffne, sodass er aussteigen kann. Er schaut sich einmal um, krallt sich dabei unbewusst im meinem Oberarm fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. „Du schläfst heute bei mir", erkläre ich ihm, ehe wir auch schon los gehen. Glücklicherweise hat er keine Widerworte, ansonsten wäre es anstrengender gewesen, als sowieso schon.

In meiner Wohnung angekommen, bringe ich ihn ins Schlafzimmer, sodass er sich auf mein Bett setzen kann. Danach verschwinde ich für einen Moment, um ihm bequeme Klamotten aus meinem Kleiderschrank holen zu können.

Als ich wieder zurück bin, lege ich die Klamotten aufs Bett. Jungkook steht jedoch plötzlich auf und wirft sich mir erneut an den Hals. „Ich habe dich vermisst", meint er plötzlich, was mich kurz lachen lässt. „Ich war doch nur eine Minute weg", erwidere ich, doch er schüttelt den Kopf daraufhin.

„Du hast mir eine Woche nicht geschrieben. Ich dachte, ich hätte es versaut", seine Hände finden sich in meinen Haaren wieder und wenn er jetzt nicht betrunken wäre, dann würde ich seine Nähe auch genießen. Er musterte nun mein Gesicht genau und zeichnete mit seinem Zeigefinger meine Kieferpartie nach.

„Du bist so schön...", murmelt er, was mich ein weiteres Mal schmunzeln lässt.

Meine Hände lege ich auf seine Seiten, als ich versuche ihn sanft von mir zu drücken. „Leg dich hin, Jungkook. Du musst schlafen", erkläre ich ihm, doch er schüttelt erneut den Kopf. „Ich möchte nicht", ist das Einzige, das er von sicht gibt, als er sich nach vorne beugt und mich plötzlich küsst. Allerdings erwidere ich nicht, selbst als er anfängt, seine Lippen zu bewegen.

Um ihn von mir lösen zu können, drücke ich ihn ein weiteres Mal von mir, was diesmal sogar funktioniert.

„Wieso möchtest du nicht?", fragt er mich mit einem traurigen Unterton und schaut mich auch dementsprechend an. Seine Arme lässt er hängen, als er seinen Blick auf den Boden richtet. „Du bist also doch sauer, stimmt's?"

Jungkook ist ein attraktiver Mann, schlau, talentiert, etwas schüchtern und unglaublich gut aussehend. Und wenn er betrunken ist, kann er anhänglich werden, was wiederum verdammt süß ist.

„Baby", ich lege meine Hand unter sein Kinn und drücke es hoch, sodass er mich direkt anschauen kann. „Ich bin nicht sauer. Du bist betrunken und ich möchte nicht, dass wir etwas tun, das du spätestens morgen früh wieder bereust."

Es herrscht eine kurze Stille, in der er mich mit großen Augen anschaut, weswegen er mal wieder so unglaublich unschuldig aussieht. „Zieh dich um, damit du dich hinlegen kannst. Du musst dich ausruhen", gebe ich dann von mir und beuge mich nach vorne, um die Klamotten in die Hand zu nehmen.

„Legst du dich wenigstens zu mir? Ich möchte nicht alleine sein...", bittet er mich, als er die Klamotten in die Hand nimmt und wieder zu mir aufblickt. Kurz schaue ich ihn an, wobei meine Mundwinkel unwillkürlich nach oben zucken, ehe ich ein „Natürlich" von mir gebe und zusätzlich nicke.

Er versucht daraufhin sich umzuziehen, wobei er jedoch einige Schwierigkeiten hat, weswegen ich ihm schließlich selbst dabei helfe. Seine Augen sind die ganze Zeit geschlossen, sodass ich denke, dass er sogar im stehen hätte einschlafen können.

Es dauert zwar eine Weile, aber letztendlich schaffen wir es doch noch und so legen wir uns auch schon ins Bett, wobei er sich sofort an mich schmiegt. Wenn er sich morgen an das alles erinnert, wird er vermutlich im Erdboden versinken wollen, aber aus irgendeinem Grund finde ich diese Tatsache süß.

„Dankeschön, Tae", höre ich ihn noch murmeln, als kurze Zeit später nur noch sein ruhiges und gleichmäßiges Atmen zu hören ist.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Starry Night || Vkook [Texting]Onde histórias criam vida. Descubra agora