Kapitel 64

4.6K 383 181
                                    

Jungkook Pov

Eine ganze Weile schaue ich ihn einfach nur an, wobei ich versuche seinem Gesicht irgendetwas zu entnehmen. Allerdings ist das Chaos in meinem Kopf, welches einzig und allein durch einen einzigen Flügelschlag ausgelöst wurde, nicht zu bändigen. Er schaut mich direkt an und auch, wenn er die Worte vor einigen Sekunden ausgesprochen hat, hallen sie immer noch in meinen Ohren, als würde er sie genau in diesem Moment aussprechen. Ich möchte ihm glauben, wirklich, weil ich mir in den letzten Monaten nichts so sehr gewünscht habe, wie das er meine Gefühle erwidert. Aber genau aus diesem Grund erscheint mir das Ganze hier so surreal. Entweder ich träume, oder er sagt es nur, um mich dazu zu bekommen, nicht zu diesem Treffen zu gehen.

Und auch wenn ich Taehyung nicht für so einen Menschen halte, habe ich das Gefühl mir bleibt nichts anderes übrig, als mich an diese Vermutung festzuhalten. Ich will nicht verletzt werden, nicht nochmal. Ja, ich weiß, dass Tae nicht mit Minjia geschlafen hat, aber ich habe es für eine Zeit lang gedacht und diese Tage waren verdammt schwierig für mich gewesen. Der Gedanke daran, dass Tae meine Gefühle nicht erwidert, ist schmerzvoll. Aber der Gedanke daran, dass er es nur sagt, um mir das zu geben, was ich hören möchte, ist um einiges schmerzvoller.

Es ist einfach viel zu schön, um wahr zu sein.

„Du glaubst mir immer noch nicht", stellt Tae fest, als seine Hände sich langsam von meinem Gesicht entfernen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und wende meinen Blick ab, indem ich meinen Kopf zur Seite drehe und meine Beine zur Seite lege, sodass ich ihm den Rücken zuwende und meine Füße den Boden berühren. Mein ganzer Körper ist angespannt. „Du musst das nicht sagen. Bitte, Tae, tu das nicht, wenn du es nicht so meinst", wiederhole ich mich und schüttel zusätzlich den Kopf.

Ich bin nicht nur verwirrt, mein Herz spielt auch verrückt. Was, wenn er doch die Wahrheit sagt? Wenn er meine Liebe wirklich erwidert?

Ein weiteres Mal schüttele ich den Kopf, als mir diese Gedanken kommen. Er hat mir doch selbst gesagt, dass er keine richtige Beziehung möchte, wie kann es also sein, dass
es plötzlich nicht mehr so ist? Das verstehe ich einfach nicht, es möchte nicht in meinen Kopf. Vielleicht ist es auch einfach ein
Schutzmechanismus, den ich aufbaue aufgrund der Angst, die ich empfinde. Angst, weil Taehyung der einzige Mensch ist, der mich so sehr verletzen könnte, dass ich wahrscheinlich nicht in der Lage wäre, wieder aufstehen zu können.

Vom ganzen Nachdenken habe ich gar nicht gemerkt, wie Tae vom Bett aufgestanden und um dieses gegangen ist. Mein Blick gilt dem Boden, als er sich schließlich direkt vor mich hinkniet und seine Hände auf meine Oberschenkel legt. Mein Körper ist verkrampft, nicht, weil ich seine Berührungen nicht mag, sondern viel mehr, aufgrund des komischen Gefühls, welches sich in mir staut.

„Jungkook." Er macht sich etwas größer und streicht nun sanft über meine Oberschenkel, auf welche ich inzwischen auch schaue. „Schau mich an, Jungkook", fordert er mich mit gedämpfter Stimme auf, woraufhin ich zögernd meinen Blick hebe und das tue, was er von mir verlangt. Sein Ausdruck ist so weich und dennoch merke ich ihm an, dass er in diesem Augenblick ernst ist.

„Erinnerst du dich noch an daran, wie ich zu dir meinte, dass du etwas Besonderes bist?", beginnt er nun und auch, wenn ich keine Antwort gebe, spricht er weiter. „Du hast mir von Anfang an etwas bedeutet, Jungkook. Du hast von Anfang an Gefühle in mir ausgelöst, die ich vorher nicht kannte. Sie haben sich mit der Zeit entwickelt, ich habe nur viel zu lange gebraucht, um sie endlich zu verstehen. Du hast mir bisher nie das Gefühl gegeben oder mich auf irgendeiner Art und Weise dazu gezwungen, diese Worte auszusprechen." Seine eine Hand wandert nun zu meiner Wange, über welche er streichelt, ehe sie zu meinem Nacken fährt. „Ich habe dich schon viel zu oft verletzt, Jungkook, das weiß ich. Rückgängig machen kann ich es leider nicht, aber aus meinen Fehlern habe ich gelernt." Die ganz Zeit über schaut er mir direkt in die Augen, wobei seine Stimme so unfassbar ruhig klingt. „Wie könnte ich dir also sagen, dass ich dich liebe, wenn ich es nicht so meinen würde? Das würde dich nur noch mehr verletzen, als das es dich glücklich macht, das weiß ich doch", sagt er nun, wobei sein Griff an meinem Nacken etwas fester wird, allerdings tut er mir keineswegs weh. Viel eher gibt er mit damit ein gutes Gefühl.

Nun nimmt er seine Hand jedoch von meinem Nacken und nimmt meine eigene, ehe er diese auf die Stelle über seinem Herz platziert. „Es schlägt nur wegen dir so schnell, Jungkook. Ich liebe dich so sehr. Das tue ich wirklich." Als er diese Worte ein weiteres Mal ausspricht, setzt mein Herz ein Schlag aus. Er klingt schon fast verzweifelt, fast so, als hätte er Angst, dass ich ihm wieder nicht glaube.

Die ganze Zeit über halten wir Augenkontakt und als ich realisiere, was hier gerade passiert, überkommt mich eine Gänsehaut. Seine Augen funkeln und unterstreichen nochmal das, was er gerade gesagt hat und als ich mir dessen bewusst werde, beiße ich mir auf die Unterlippe und kralle mich mit meiner Hand, welche ohnehin auf seine Brust liegt, in sein Oberteil.

Meine Gefühle drohen mich zu übermannen und es kostet mich sehr viel Selbstbeherrschung, nicht sofort in Tränen auszubrechen und dennoch kann ich es nicht verhindern, dass meine Augen sich langsam mit mit diesen füllen. Sie gelten nicht der Trauer, ganz im Gegenteil sogar. Es fühlt sich an, als wäre einer meiner größten Träume wahr geworden, so habe ich mich nicht einmal gefühlt, als ich meinem tatsächlichen Traum als Künstler näher gekommen bin. Es ist kein Vergleich. Das hier fühlt sich nämlich um einiges schöner an.

„Jungkook...", murmelte Taehyung, als er seine Hände wieder auf meine Oberschenkel legt. Diesmal jedoch nur, um sie auseinander zu drücken, sich zwischen diesen zu platzieren und mich in eine Umarmung zu ziehen. „Hör bitte auf zu weinen", haucht er, woraufhin auch ich meine Arme um ihn lege und mein Gesicht in seiner Schulter vergrabe. „Ich weine nicht...", presse ich hervor, was definitiv eine Lüge ist, und drücke ihn etwas doller, wobei ich immer noch darauf achte, ihn nicht zu fest zu drücken.

Er muss daraufhin etwas lachen, es ist nicht laut und ich habe auch nicht das Gefühl, er lacht mich aus. Stattdessen streicht er über meinen Rücken und platziert einen federleichten Kuss auf meinen Nacken. „Du bist so süß", haucht er kurz danach gegen diesen, ehe er einen weiteren Kuss dort platziert.

Wir bleiben einige Sekunden in dieser Position, bis ich es schaffe, mich etwas zu beruhigen. Es dauert auch etwas, bis ich mich wieder sicher genug fühle, um zu sprechen, ohne, dass ich das Gefühl habe, sofort in Tränen ausbrechen und schluchzen zu müssen.

„Ich liebe dich auch, Tae...", murmele ich schließlich, woraufhin ich mich etwas von ihm drücke, sodass ich ihn ansehen kann. Ohne länger darüber nachzudenken, lege ich meine Lippen auf seine und schließe die Augen, woraufhin die gesammelten Tränen über meine Wangen laufen. Wir haben uns bereits so oft geküsst und es war jedes Mal schön, aber so besonders, wie in diesem Moment, hat es sich noch nie angefühlt. Als er den Druck erwidert und anfängt, seine Lippen gegen meine zu bewegen, mit dem Wissen, dass ich ihn liebe und er mich auch, fahren ganze Blitze durch meinen Körper.

Ohne sich zu lösen, drückt er mich nach hinten, erhebt sich etwas und legt sich schließlich zwischen meine Beine, welche ich anwinkle, als ich zusätzlich etwas nach oben rutsche, sodass ich nun komplett auf dem Bett liegen kann.

Erst jetzt löst er den Kuss und schaut mich an, was ich ihm gleich tue. Er hebt die Hand und streicht mit seinem Daumen die Tränen weg, die es geschafft haben, meine Augen zu verlassen. Wir schauen uns an und selbst, wenn keiner von uns etwas sagt, wissen wir genau, was der jeweils andere denkt. Wir müssen nichts sagen, nicht in diesem Moment.

Stattdessen senkt er seine Lippen wieder auf meine und verwickelt mich in einen gefühlvollen, sanften und ruhigen Kuss, in welchem soviel Liebe steckt, dass ich dahin schmelzen könnte. Meine Hand legt sich auf seinen Hinterkopf und vergräbt sich in seinen Haaren, an welchen ich sanft ziehe.

Noch nie war ich glücklicher darüber, dass Taehyung damals auf meiner Vernissage erschienen ist und ich ihn somit kennenlernen durfte

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.


Noch nie war ich glücklicher darüber, dass Taehyung damals auf meiner Vernissage erschienen ist und ich ihn somit kennenlernen durfte.

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Starry Night || Vkook [Texting]Where stories live. Discover now