Chapter 1

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Ich lief mein selben Weg, die selbe Straße entlang und bekam die selben Fragen zugeworfen. Mit gesenktem Blick ging ich weiter und ließ mein Gesicht von meinen langen Haaren verdecken. Es war alles wie immer...

Ich schritt in unser Haus hinein und wurde von den selben alten Bildern bombardiert, welche hier sich ihren Platz teilten. Vielleicht waren ein oder zwei von mir dazwischen, doch was man hauptsächlich erblicken konnte war er. Mein großer Bruder. Der Stolz meiner Eltern. Lee Tae Yong.

Er war zwar schon seit langem ausgezogen, doch hier lebte er weiter. Ich lief durch unseren Flur und musterte wie schon üblich seine ganzen Preise, Siegerfotos oder einfach nur Kinderbilder. An unserer Tür wurde mal wieder ab und zu geklingelt, manchmal standen sogar Leute von meiner Schule vor ihr und wollten ein Bild mit ihm oder mit mir und meinen Eltern. Täglich bekam ich die selben Fragen an den Kopf geworfen, ich kannte sie schon auswendig.

"Omg Lee Tae Yong ist dein Bruder?!"
"Du kannst dich ja so glücklich schätzen!"
"Kannst du mir ein Foto oder Autogramm mitbringen?!"

Kopfschüttelnd betrat ich die Küche und griff nach einem Apfel, meine Eltern waren arbeiten, so wie sonst auch. Mein Bruder war ihr ganzer Stolz, täglich hörte ich mir ihre Schwärmereien von ihm an. Täglich musste ich ihre Sticheleien ertragen, warum ich mich nicht wie mein Bruder entwickelt hatte. 'Ich solle mir ein Vorbild an ihm nehmen'. Seufzend ging ich in unser großes Wohnzimmer und begutachtete mich in dem Spiegel der weißen Säule. Überlegend wiegte ich mein Kopf zur Seite und fuhr mich selbst, mit meinen Pupillen, auf und ab. Abgesehen von den großen Augen hatten wir wirklich nicht viel gemeinsam. Meine Haare waren viel dunkler als seine, mein Gesicht war etwas rundlicher und von der Statur war ich zierlicher gebaut. Obwohl, seitdem er ein Idol geworden war, und ebenfalls das Gesicht von NCT, hatte mein Bruder schon abgebaut, seine kleinen ründlichen Formungen waren komplett verschwunden. Man konnte sagen, dass ich mit ihm so gut wie nichts gemeinsam hatte.

Doch eine Sache gab es, wo sich die Bestätigung, dass wir verwand waren, widerspiegelte. Genauso wie er, hatte ich eine Leidenschaft zur Musik. Weder rappte ich noch konnte ich so gut tanzen wie er. Nein, das nicht. Doch ich hatte eine seidenweiche Stimme, welche ich aber niemandem offenbarte. Meine Eltern würden mich sofort in ein Entertainment stecken und mich zu einem Trainee werden lassen, das wollte ich nicht. Ebenso wollte ich keine bekannte Person werden, sowie mein Bruder. Doch einer kannte meine Stimme, Taeyong.
Ich konnte mich noch genau daran erinnern, Taeyong hatte immer Angst wenn es draußen Blitze. Es war eine kalte Sommernacht, wir  spielten damals noch in unserem alten Garten, unseres alten Hauses. Eine dunkle Wolke zog auf, plötzlich fing es an zu regnen, immer und immer stärker. Aus den Regentropfen wurden dicke Hagelkörner, unsere Eltern waren am arbeiten. Zu der Zeit sagten sie immer, dass sie nur soviel arbeiteten, um uns später ein besseres Leben zu ermöglichen. Taeyong zog mich ins Haus rein und wir verschlossen alle Türen und Fenster. Zusammen verkrochen wir uns in unserem gemeinsamen Zimmer und suchten nach den Taschenlampen. Wir krabbelten auf seine untere Matratze, unseres damaligen gemeinsamen Hochbettes. Er hatte den oberen Schlafplatz mir überlassen, da ich seine kleine Schwester sei und er so besser auf mich aufpassen könne. Mein großer Bruder nahm mich beschützend in den Arm und ich umklammerte fest die lichtspendende Taschenlampe. "Al-les..w-wird gut," stotterte er auf meinen Kopfansatz, doch zuckte dann selbst fest zusammen als ein greller Blitz am Himmel erschien. Der Ältere stand schnell auf und wollte die Jalousie runterziehen, er griff gerade an dem Gurtband, er wollte sie genau in dem Augenblick runterlassen, doch ein gewaltiger, heller Blitz schlug genau vor unserm Fenster ein. Es war der grellste den ich bislang gesehen hatte, so hell, dass er unser gesamtes Zimmer für einen kurzen Moment erhellte. Taeyong ließ das Band los und stolperte nach hinten auf den Boden, die Jalousie ratterte zur Hälfte der Fensterscheibe hinunter und hinterließ bis heute ein unangenehmes Geräusch in meinem Gedächtnis. Mein Bruder rannte schnell wieder zu mir auf die Bettdecke und presste vor Angst seine Augen zusammen. "Taeyongi, ich hab Angst," meinte ich mit zitternder Stimme. Mein Bruder streichelte mir behutsam über meine Haare und flüsterte: "ich auch." Ich schloss beängstigt meine Augen und summte eine Melodie vor mich hin. Nach einiger Zeit begann ich zu singen in einem flüsternden Ton. Taeyong löste sich langsam von mir und schaute mir geschockt in die Augen. Ich starrte ihn fragend mit meinen großen Kulleraugen an. "Taemini, du hast eine wundervolle Stimme, verliere sie bitte nie." Sprach er in einem lieben Ton und wuschelte mir daraufhin durch die Haare. Von da an sang ich immer wenn es gewitterte und wenn es mir mal nicht gut ging, rappte Taeyong mir eine Liedzeile vor. Es war immer die selbe und ich konnte sie noch wie aus dem Gedächtnis auswendig.

"Ich bin wieder da! Taemin, bist du Zuhause?" Laute Schritte schallten über den weißen Fliesenboden, welche nur von den mittelhohen Schuhabsätzen meiner Mutter kommen konnten. "Ja, ich bin gerade gekommen." Antwortete ich ihr und ging ihr entgegen. So wie meistens trug sie wieder ihren schwarzen Frauenanzug mit passenden Schuhen und Tasche, ihre Haare waren streng nach hinten gekämmt zu einem festen Zopf, abgerundet wurde das ganze mit ihrem roten Lippenstift. Doch eine Sache stieß etwas raus, doch war es kein ungewohnter Anblick. Sie brachte mal wieder eine Zeitschrift mit, in der es mit größter Wahrscheinlichkeit wieder um ihren Erstgeborenen ging. "Tae hat schon wieder eine Auszeichnung erhalten und einen Modelvertrag an Land gezogen." Unbeachtet lief sie an mir vorbei und durchblätterte die Zeitschrift. "NCT hat eine Auszeichnung erhalten und SM hat einen Modelvertrag für sie an Land gezogen, nicht Taeyong," nuschelte ich augenverdrehend vor mich hin. Ich begab mich wieder in die Küche und begann damit Reis auf zu kochen und Kimchi vorzubereiten.

Nach einer halben Stunde war alles angerichtet und ich und meine Mutter setzten uns zusammen an den Tisch zum Essen. Gerade als ich nach der Reisschale greifen wollte, schellte es jedoch an der Tür. "Ich geh schon, fang du schonmal an." Meinte meine Mutter und stand von ihrem Stuhl auf. Aus dem Flur vernahm ich eine weitere Person. Das Geklacker von meiner Mutter kam wieder näher, aber auch weitere Fußtritte. "Taemin, schau mal wer uns besucht!" Als ich mir ein Löffel Reis in den Mund schieben wollte brach ich abrupt ab. Neben meiner Mutter starrten mich die kalten, und in der vergangenen Zeit, wohl noch größer gewordenen Augen meines Bruder an. Ich erhob mich von meinem Platz und lief, ohne ihm weitere Aufmerksamkeit zu schenken, aus der Haustür hinaus. Nach all der Zeit kam er wieder, spazierte hier wie selbstverständlich herein und dachte, dass ich ihm all die vergangenen Jahre, in Demütigung und Erniedrigung verzieh?

 Nach all der Zeit kam er wieder, spazierte hier wie selbstverständlich herein und dachte, dass ich ihm all die vergangenen Jahre, in Demütigung und Erniedrigung verzieh?

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