Chapter 20

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Hitze, Wärme, loderndes Feuer. Ein weiterer Stoß in unsere Richtung und Doyoung schreckte zusammen. Faszinierte Kinderaugen leuchteten neben mir auf und ein leises 'wow' sagte ein kleiner Junge zwischen den jubelnden Leuten. Die Feuershow wurde immer größer und die Aktionen immer waghalsiger. Es ließ mich kalt, welch Ironie.

"Hopa!" Riefen die Artisten im Einklang als sie die kleine Zuschauerin in der Mitte der Bühne um Haaresbreite mit einer Fackel verfehlten. Ein Tippen an meiner Schulter war zu verspüren, ich reagierte jedoch nicht. Zwischen der ganzen sich anrempelnden und zehnquetschenden Menschenmenge war ein kleines Finger-Tippen wirklich nichts wofür ich mich großartig interessierten sollte. Schon wieder tippte ein Finger an meiner Haut herum, welche mein schulterloses Oberteil zum Vorschein brachte. Ich verdrehte meine Augen und schüttelte meine Schulter etwas, hoffentlich ließ diese Person ihre Finger nun bei sich. "Taemin," flüsterte eine männliche Stimme hinter mir und alles wurde dunkel im Publikum. Dann wurde es plötzlich ganz hell um mich und ich probierte die Person, welche gerade noch meinen Namen ausgesprochen hatte, zu erkennen. Doch dann schwenkte ich mein Kopf wieder auf die Feuerspuker vor mir und sah eine Hand. Einer der Männer streckte mir seine Hand entgegen und plötzlich wurde ich von ihm auf die Bühne gezogen. "Wir haben unsere Freiwillige gefunden!" Schrie der Typ in das Publikum hinein.

Laute Pfiffe und lauthals klatschende Leute tummelten sich um uns und ich blickte mich fragend nach den Jungs um, welche ich vergeblich suchte. "Doch für unsere nächste, spektakuläre Nummer, brauchen wir noch einen zweiten mutigen Freiwilligen!" Ertönte es durch die Kehle des breiter gebauten Mannes mit dem Mikrofon. Sofort sprangen die ersten Arme in die Höhe und ich machte einige Schritte nach hinten. "Wo willst du hin? Wir sind doch noch garnicht fertig." Meinte ein etwas zierlich gebauter Junge und schon hielt mich sein kräftiger Griff fest. Ich drehte mein Blick von ihm, wieder auf die jubelnde Menge vor uns und sah wie langsam eine mir fremde Person auch die Bühne betreten wollte. "Nein! Halt! Ich würde gerne freiwillig gehen!"

Der Kommentator, die Artisten, das Publikum und auch ich sahen zu dem, wild mit seinen Händen rumfuchtelnden, Unbekannten. Er drängelte sich durch die Menschenmasse und wir alle warteten bis er sich vorgekämpft hatte. "Ohhhh..einer unserer sonder Gäste wagt sich." Meinte der spuchtige Kommentator und baht ihn auf die Bühne. "Darf ich bitten, einen riesigen Applaus für unsere beiden Freiwilligen!" Rief er und schon wurde um mich und Taeyong alles umgebaut. Hinter uns erstreckte sich langsam eine riesige Zielscheibe und vor uns positionierten sich die Showkünstler. Die Artisten stellten uns Auge in Auge gegenüber und legten unsere Hände gegenseitig ineinander. "So..unsere talentierten Künstler werden nun probieren, den schwarzen Punkt zu treffen, ohne dabei unsere Wagemutigen zu verletzten!" Und schon spürte ich wie die erste lodernde Holzaxt zwischen uns beiden vorbei sauste. Ich zog meine Augenlider zu noch kleineren Schlitzen zusammen und fokussierte genau das Gesicht meines Gegenübers. Schweißperlen bildeten sich an seiner Stirn, seine Unterlippe schob sich unter seine obere Zahnreihe und der Griff um meine Hände verfestigte sich.

Das Taeyong Angst vor Feuer hatte war mir garnicht klar gewesen. Vielleicht lag es auch an der Gefahr, welche sich durch die schnellen Würfe anbahnte, doch das bezweifelte ich. Es lag an dem heißen Licht, dass sah ich in seinen Augen. Ich dachte, ich würde alles über ihn wissen, jedenfalls mehr als er über mich und das bezweifelte ich auch nicht. Ich wusste mehr über ihn, als er über mich, dass war uns beiden klar. Doch vermutlich dachte ich, dass er ein offenes Buch für mich sei. Abgesehen von der Tatsache, dass er mich damals urplötzlich ignorierte und verdrängte, meinte ich, alles über ihn zu wissen. Doch da täuschte ich mich, jedenfalls jetzt.

"Ein Applaus bitte für unsere mutigen Zuschauer!" Das laute Jubeln und Klatschen der Leute holte mich zurück aus meinen Gedanken. Ich zog meine Hände aus denen meines Bruders und huschte so schnell es ging von der Bühne. Suchend schaute er sich für einen Augenblick um, doch als er mich wieder gefunden hatte, folgte er meiner Spur. Die anderen Jungs saßen auf einigen Bänken an einer Blumenwiese. Seelenruhig schleckte jeder von ihnen an einer lecker aussehenden Eiskugel. Ich probierte mir das provozierend anbahnende Lippenlecken zu unterdrücken und wollte sofort mit dem Hinterfragen beginnen. Doch noch bevor ich meinen Mund öffnen- und einen ermahnenden Finger ihnen entgegen strecken konnte-, stand Yuta von seinem Platz auf und kam in unsere Richtung. "Hast du mich gerade nicht gehört?" Fragte er und sah mich abwartend an. Stirnrunzelnd schüttelte ich meinen Kopf und ließ meinen Blick langsam auf das Eis in seiner Hand wandern. "Hier Tae, ist grüner Tee, ich wollte keins." Redete er in die Richtung meines Begleiters und gab ihm die leckere Verführung. "Taemin? Ich wollte dich schon gerade etwas fragen," setzte er weiter an. "Allein," nuschelte er durch seine Zähne und deutete mit seinen Augen auf den älteren. Ich nickte verständlich und bat den Braunhaarigen mir zu folgen.

Yuta und ich liefen zu dem leeren Platz des Smoothie Standes und setzten uns auf einer der beleuchteten, doch menschenleeren, Sitzgelegenheiten. Ich atmete bedrückt aus. Er machte es mir nach. Stille herrschte zwischen uns, was die letzten Tage nicht anders war, doch nun, da wir uns so Auge in Auge gegenüber saßen, fiel mir diese beklemmende Stille erst richtig auf. "Also.." Fing er an und schnappte nach Luft. "Ich glaube, ich sollte mal ganz von vorn beginnen," fuhr er fort und faltete seine Hände auf dem Tisch. "Als ich mich damals übergab, wollte ich dich wirklich nicht ignorieren. Ich hatte einfach nur Angst, aus zwei einfachen Gründen. Erstens; Ich hatte Angst, dir wieder in die Augen zu schauen. Nachdem ich mich vor dir übergeben hatte und du mich so gesehen hattest, wollte und konnte ich dir einfach nicht mehr in die Augen schauen. Und zweitens; weil ich befürchtete, Mundgeruch zu haben und dich dadurch zu verschrecken." Erklärte er und legte eine Pause ein.

Ein kleines Schmunzeln zierte meine Mundwinkel, wegen seines Geständnisses. Ich hatte gedacht, dass er mir etwas erzählen wollte, wegen der Band oder nochmal da ansetzten wollte, wo ich ihn zuletzt gestoppt hatte. Vermutlich wollte er mir schon damals alles erklären und mir die Wahrheit schildern aber ich war zu verschlossen. Allgemein ihm und dem Rest gegenüber, doch der gesamte Tag damals hatte mich runtergezogen. Mein damaliges Zimmer, die verspätete, aber dennoch genauso erwartete, Gratulation meiner Eltern und insgesamt der Tag waren nicht für mich geschaffen gewesen. Er kratzte sich am Hinterkopf und presste bedrückt seine Zähne aufeinander, ein ungutes Zeichen.

Ich legte ihm besorgt meine Hand auf seine und suchte nach Augenkontakt. "Der Grund, warum ich dir das alles erzähle ist, dass ich nicht wollte, dass du denkst, dass ich dich nicht leiden könnte. Denn genau das ist es was ich nicht tue. Dich nicht leiden. Denn genau das Gegenteil ist der Fall, verstehst du? Ich kann dich leiden Taemin, mehr bewundern als leiden. Natürlich meine ich jetzt nicht, dass ich dich bewundere, was ich aber natürlich tue-..

Was ich probiere zu sagen ist, dass ich dich mehr leiden kann als nur leiden. Ich mag dich Taemin." Und seine Hand legte sich auf meine. Ich war unfähig, ihm eine Emotion darzulegen also verkrampfte ich in meiner Haltung. "Yuta.." Fing ich nach geraumer Zeit an zu reden und zog meine Hand unter seiner weg. "Hör zu, ich glaube, du vertust dich da." Meinte ich und stieß auf dickköpfiges Kopfschütteln meines Gegenübers. "Ich irre mich nicht, wirklich, Taemin ich habe mir das lange durch den Kopf gehen lassen und bin mir sehr sicher." Ich nickte stumm und wusste nicht zu antworten. Wie sollte man auch antworten, wenn man nicht so fühlte, wie die Person vor einem? Es waren zwar harte Worte, doch sie waren die Wahrheit und diese war nicht immer leicht.

"Yuta hör mir zu, ich glaube, nicht so zu empfinden wie du. Ich möchte dich nicht enttäuschen, doch ich glaube, so ist es wahrscheinlich. Du bist ein hübscher, talentierter, attraktiver junger Mann und-.." Dann wurde ich plötzlich unterbrochen. "Ich möchte, dass du dir sicher bist. Gib mir eine Chance, ja? Lass es mich bitte für die nächsten zwei Tage versuchen, versuchen dir zu beweisen-.." Dann unterbrach ich ihn und stand von meinem Platz auf. "Was zu beweisen? Das ich nichts für dich empfinde? Ich glaube, dass ich das am besten wüsste, meinst du nicht?" Er stand ebenfalls auf und griff nach meiner Hand. "Gibt mir diese eine Chance, bitte." Ich wiegte mein Kopf zur Seite und dachte darüber nach, einen kurzen Augenblick lang. Doch mein Unterbewusstsein sträubte sich regeros gegen diesen Gedanken, es schien mir nicht richtig zu sein, erst recht nicht nach alldem was ich bislang über ihn gedacht hatte und gehalten habe. "Taemin..du blutest schon wieder," seine Hand verließ meine und berührte meine Wange. Ich versteckte mein Gesicht und lief von ihm weg, so schnell es ging.


Wer jetzt glaubt, dass es sich zu einer Love Story entwickelt...weit gefehlt-~-

⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now