⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nct

Chapter 22

"nanana nanana
eoseo ppalli pihae right Cherry Bomb
nanana nanana
eoseo ppalli pihae right Cherry Bomb..."

Die letzten Zeilen ertönten durch die riesigen Bassboxen und ich schaute von meinem Handy auf. Direkt vor mir, die Jungs welche die Choreo durchgingen. Ich hielt mir schützend eine Hand vor meine Augen, um mich von den letzten blendenden Dämmerungsstrahlen zu schützen. Ping. Mein Blick senkte sich und ich laß mir die soeben zugestellte Nachricht von einem der Manager durch, welcher für den baldigen und auch zunächst letzten Auftritt der Jungs zuständig war. Die Tage wurden kürzer und die Zeit immer länger. Nur noch einpaar Tage und wir würden wieder kehrt machen.

"I'm the biggest hit
I'm the biggest hit on this stage."

"Wuh, gute Arbeit Jungs." Sprach mein Bruder und klatsche einmal laut in seine Hände. "Wah..ich bin so erledigt." Schniefte WinWin und setzte sich an den Rand der hier aufgebauten Bühne. "Jetzt einfach duschen, das wär's doch oder?" Meinte Jaehyun, welcher sich einfach auf sein Po fallen ließ und sich wie bei einem Schneeengel auf dem schwarzen Untergrund ausbreitete. "Ja.." Sagten alle erschöpft und holten tief Luft. "Ich hol mir was am Smoothie Stand, wollt ihr auch was?" Sagte plötzlich Taeyong und bekam sofort weitere Bestellungen von Taeil, Jaehyun und Mark zugeworfen. Ich legte die Decke, welche ich mir zuvor auf meine Beine gelegt hatte, beiseite, stopfte mein Handy in meine Hosentasche und band mir meine Haare zu einem lockeren Zopf. "Warte Taeyong! Ich helfe dir beim Tragen!" Rief ich ihm hinterher und band mir noch währenddessen meinen Pferdeschwanz zu Ende.

Erstaunt weiteten sich seine Augen nach meiner Aussage, doch Einwände gab es keine. Also liefen wir still zu dem, in der Ferne stehenden, hellblauen Stand. "Danke fürs tragen-helfen," murmelte der Ältere leise vor sich hin ohne auch nur einmal seinen Blick mir zu zuwenden. Ich verdrehte meine Augen, zog abwartend eine Augenbraue hoch und musterte mein mittlerweile 23 jährigen Bruder. Er war groß geworden, sehr groß und schlank. Vielleicht etwas blass, aber das lag bei uns in der Familie. "Hab ich was im Gesicht oder warum guckst du so?" Fragte er. Ich hatte ganz vergessen, dass er mich in der Zeit immer mehr fokussierte. Sofort drehte ich mein Kopf wieder von ihm weg und schüttelte diesen wortlos. Da war es schon wieder, dieses Gefühl, diese Wehmut. Wieso konnte ich ihm nie die kalte Schulter zeigen? Oder ihm mal die Meinung geigen? Das letztens war eine einmalige Ausnahme, von der ich wünschte, öfters was zu sehen. Doch so war ich nicht zu ihm, noch nie.

Ich räusperte mich und kam auf den Grund zurück, weshalb ich ihm eigentlich hinterher gelaufen war und mich zum Tragen anbot. "Changu meinte, dass es gut wäre, wenn du Cure performen würdest." Ein stummes Nicken kam von meinem gegenüber und er wandte sich mir zu. "Warum nicht? Sag ihm, dass ich es machen werde." Antwortete er mir und ich tat wie er vorschlug. Wiedermals folgte ich seinen Worten ohne Widerrede, ich hasste es. Plötzlich legte er seine Hand auf meine Schulter und blieb stehen. Vor Schreck, von seiner unerwarteten Berührung, zuckte ich kurz zusammen, versteifte mich, verlor für einen Moment jegliche Kraft in meinen Muskeln. Dies hatte zur Folge, dass mein Handy Bekanntschaft mit dem Steinboden machte und wir beide unsere Köpfe senkten. "Alles gut?" Fragte er verwirrt und entfernte langsam wieder seine Hand von mir. "Mhm, ja..alles gut." Antwortete ich ihm und bückte mich nach meinem Smartphone, welches nun von einem langen Kratzer und drei weitere kleinen Rissen auf dem Display geziert wurde.

Nach dieser Feststellung hob ich es rasch auf und hielt es mit der, unversehrten, Rückseite dem älteren entgegen. "Wieso bleibst du stehen?" Fragte ich schnell, um weiterer, ins Detail führender Konversation mit meinem Bruder, aus dem Weg gehen zu können. Was auch funktionierte. "Wer soll singen? Yoo Young Jin ist doch garnicht hier." Ich war ratlos und antwortete ihm nicht, noch nicht einmal eine Reaktion konnte ich ihm darlegen. Schlussendlich rang ich mich zu einem einfachen Schulterzucken durch und biss mir auf meine Unterlippe. "Taemin?" Quengelte er verzweifelt und legte sein Kopf zur Seite. "Was? Ich kann ja wohl schlecht Yoo Young Jin in so kurzer Zeit hierher bestellen." Rechtfertigte ich mich und überkreuzte meine Arme vor meiner Brust. Er schaute überlegend durch die Gegend bis er sich aufrecht hinstellte und mich in sein Blickfeld nahm. "Das zwar nicht, aber du könntest doch einfach singen," äußerte er seine wohl soeben beschlossene Idee und Lösung des Problems.

Entgeistert, von seiner darauffolgenden Freude, schüttelte ich ungläubig meinen Kopf und fuhr mir durch meine lockere Frisur. "N-Nein..w-wie kommst du zu der Annahme, d-dass ich das machen könnte?" Stotterte ich in seine Richtung und spürte, wie sich mein Haargummi aus meinen Haaren verabschiedete. Der Ältere bückte sich nach diesem und musterte meine verunsicherte und schwache Haltung. Langsam nahm er wieder seine normale Haltung an und veränderte seine Gesichtszüge, von begeistert zu einfühlsam. "Denkst du, ich hätte deine tolle Stimme vergessen? Taemin ich weiß, dass du dieses Talent in dir trägst, gib dir ein' Ruck, ja?" Sagte er und hielt mir das kleine schwarze Gummi hin. Ich machte meine Hände zu Fäusten, stellte mich aufrecht hin und schaute in sein Gesicht. "Nein, du hast mich in den letzten Jahren doch garnicht gesehen, woher willst du überhaupt wissen, dass meine Stimme noch die selbe ist?" Fragte ich selbstbewusst, doch im Laufe meines Kommentars wurde meine Stimme brüchig und unsicher. "Frag lieber Taeil oder einen der anderen, ich bin nicht dafür geeignet...komm, die Anderen warten." Meinte ich, schnappte ihm das Haargummi aus der Hand und setzte unseren Weg fort.

Stumpfe Schritte folgten meinen, bis er mich wieder eingeholt hatte. "Wahrscheinlich hast du recht," nuschelte er gerade noch so verständlich vor sich hin und ich nickte abwiegend. Als wir ankamen und von Youngbin's breitem Lächeln begrüßt wurden, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Taeyong gab seine Bestellungen auf, drehte sich zu mir und nahm die darauffolgenden Getränke entgegen. Gerade als wir uns umdrehten, um wieder zu den Jungs zu stoßen, rief Youngbin noch einmal nach mir und ich verkrampfte. "Taemin warte! Ich möchte dir noch eben was erzählen, ginge das?" Hackte er nach und schaute zu meinem Bruder. Um keinen Verdacht zu wecken, nickte ich dem Schwarzhaarigen mit einem aufgezwungenen Lächeln zu und kam ihm entgegen. "Aber nicht solang...wir müssen-..die Anderen warten Taemin." Erklang es monoton vom Pinkhaarigen, welcher misstrauisch eine Augenbraue anhob. Als ich hinterm Stand von den Kang's angekommen war, wurde ich auch schon von Youngbin an die Wand gedrängt. Er packte mich zwar nicht an doch allein schon die Andeutungen, einer Annäherung von ihm, ließen mich zurücktaumeln.

"Ich habe lange überlegt, wie ich meine neu errungene Kontrolle über dich ausnutzen könnte. Aber da ich weiß, dass ihr nicht mehr lange hier sein werdet und sich deshalb ein längerer und zeitaufwändiger Leidensweg nicht lohnen würde, hab ich mich für einen kurzen und schmerzlosen Prozess entschieden." Meinte er rau und schmunzelte siegessicher vor sich hin. Obwohl ich Respekt vor ihm besaß raufte ich mich zusammen und stemmte mich von der Wand zu ihm vor. "Fang an," sagte ich und zog meine Augenbrauen in die Höhe. "Ich weiß, dass du alle Passwörter und Zugangsdaten über ihre Kanäle in Kenntnis setzten kannst und vielleicht sogar schon weißt. Du wirst ein Video auf YouTube-..nein noch besser einen Livestream auf VLIVE machen. In diesem wirst du dich allen Leuten vorstellen, wer du bist, woher du kommst und vor allem wer dein Bruder ist." Sein schelmisches Gesicht wurde zu einer Genugtuung seiner selbst und man konnte ihm genau ansehen, wie sehr er diesen Moment genoss. "Ok, aber was hast du davon?" Hackte ich unüberlegt nach. Ein Lachen schallte seine Kehle hinauf und er legte seine Hand auf meine Schulter. Ich schluckte das anwidernde Gefühl, seine Finger von mir zunehmen, hinunter und hielt diesem stand. "Das war doch noch nicht alles Schätzelein." Murmelte er vor sich hin und schaute zu mir hinunter. "Du wirst allen Leuten deinen Leidensweg schildern und Taeyong samt NCT in das schlechteste Licht rücken das es gibt." Hing er hinten dran.

Ich schob seine Hand von meiner Schulter und packte nach seinem Handgelenk. "Was hast du davon? Was hast du bitte davon, wenn ich Tae und den anderen Leid zuführe?! Damit schadest du noch nicht einmal mir, womöglich verliere ich meinen Job, doch das würde ich überstehen. Vertrau mir, das macht mir nichts." Zischte ich in seine Richtung und übte die gesamte sich anstauende Wut auf seinen Arm aus. Er riss sich von mir los und prangerte mich mit seinem Finger an. "Oh doch, damit schade ich-..nein, damit schadest du dir, dass kannst du mir glauben. Du wirst von deinen Eltern und allen ungläubigen Fans verachtet, damit kann ich mich zufrieden geben, doch ich helfe dir doch auch. Du kannst dich an deinem Bruder rächen, also ist es eine win win Situation." Ich schubste in mit aller Kraft von mir und trat einige Schritte von ihm weg. "Und was ist, wenn ich mich garnicht an ihm rächen will?! Wenn ich Taeyong und den anderen keinen Schaden zuführen möchte?" Erklang es von mir und ich verschwand von dem Stand. Ich prallte geradewegs gegen eine harte Brust und schaute auf. Braune Augen trafen auf noch dunklere.