Chapter 16

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Das Rattern der Wagons wurde immer langsamer und war kurz davor zu stoppen. Mein Herz klopfte ungewollt schnell und ich schluckte mir den Kloß im Hals so gut es ging runter. "Das ist viel zu hoch," zitterte ich und umfasste noch mehr die Sicherheitsstangen vor mir. Meine Nägel rammten sich schon förmlich in den Schaumstoff hinein, welcher die darunter liegende Metallkonstruktion verdeckte. "Hast du etwa Angst?" Fragte mich mein Sitznachbar neckend und lehnte sich zu mir rüber. Ich riss mich zusammen und schaute hoch in den Himmel, dort wo ich die Tiefe unter uns nicht sehen konnte. "N-Nein." Meinte ich und kaufte es mir nicht einmal selbst ab. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. "Wie bin ich bloß hier reingeraten?" Fragte ich mich selbst, doch bekam prompt die Antwort auf meine Frage, von meinem Sitznachbar. "Du sagtest, dass es zu gefährlich sei und wir ohne Beaufsichtigung nicht drauf dürften. Jedoch gab es keine Aufsicht für uns und ich forderte dich damit heraus, dass du selbst dich nicht trauen würdest. Und jetzt sitzt du neben mir und fährst die steilste Achterbahn, die es hier gibt, mit drei Loopings zusammen mit mir hinunter nur, weil du nicht nachgeben wolltest." Erklärte der Ältere und grinste frech.

Die Wagons stoppten und wir wussten alle, was in den nächsten Sekunden passieren würde. Im Augenwinkel linste ich für einen kurzen Moment um meinen Sitz herum, doch drückte mich sofort wieder zurück in meinen Untersatz hinein. Es war tief, zu tief. "Scheiße." Flüsterte ich ängstlich vor mich hin und wusste nicht mehr, ob es an der Hitze lag oder doch an meiner leichten Höhenangst, dass ich diesen Schweißausbruch bekam. Ich wischte mir meine Handflächen blitzschnell an meiner Jeans ab, aus Angst, mich während der bevorstehenden Fahrt nicht richtig festhalten zu können. "Du kannst dich bei mir festhalten, wenn du zu viel Angst hast." Sagte die sanfte Stimme neben mir, doch noch bevor ich hätte antworten können, ertönte ein lautes Klicken. Es war der Ton der aushakenden Wagons und wir fielen in den freien Fall. "JAEHYUN!" War das letzte was ich noch sagte/schrie, bevor alles um mich herum mit lauten Schreien und einer sich drehenden Landschaft benebelt war.

Als ich meine Augen wieder öffnete betrachtete ich die Risse in dem weichen Material vor mir, die auf meine Nägel zurückzuführen waren. Allerdings umklammerten meine Hände, sowie Arme, nicht mehr die Stangen vor mir sondern etwas anderes. Ich schaute verwirrt hinauf und blickte in das lieblich lächelnde Gesicht von Jaehyun. Sofort löste ich mich von seinem muskulösen Arm und richtete peinlich berührt meine Frisur. "Lass uns gehen, ihr müsst gleich noch einpaar Fotos mit Fans machen. Da kommt es nicht so gut rüber, wenn du mit einem Mädchen, kuschelnd, in einem Wagon gefunden wirst." Sagte ich und stand auf. Ich hielt Jaehyun freundlicherweise meine Hand entgegen welche er auch dankend annahm. "Kuschelnd?" Hackte er Augenbrauen wackelnd nach, weshalb ich meine Augen verdrehte. "Du weißt, wie ich das gemeint habe." Fauchte ich ihn an und lief schonmal die Treppe zum Ausgang hinunter. "Ja. Doch später werden meine Fans so oder so mich mit meiner Model Freundin sehen und enttäuscht sein. Aber spätestens wenn sie unsere tumblr couple Pärchen Bilder sehen werden, würden sie es akzeptieren." Ich drehte mich, unten angekommen, zu ihm um und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Du bist ein Träumer," entgegnete ich ihm und setzte mein Weg fort. Er kam mir hinterher, drehte sich zu mir um und lief rückwärts vor mir her. "Lieber ein Träumer als ein Spießer!" Konterte er und streckte frech seine Zunge raus. "Du unverfrorener Bursche! Das macht man nicht!" Rief ich ihm zu und haute ihm lachend gegen den Arm.

Draußen angekommen war das Chaos los und ich brachte die Jungs zu ihrem Stand, welcher extra für die nächsten Tage hier aufgebaut wurde. Als die Autogramm-/ und Unterhaltungsstunde begann stellte ich mich an den Rand. Als ich dann aber mitbekam, dass die Security Männer eingetroffen waren, entfernte ich mich von der schreienden Menge und setzte mich auf den Rand eines Brunnens. Die Wärme der nachmittags Sonne schien auf meine blasse Haut und ich legte mein Kopf entspannend in den Nacken. Mein Hals, als auch mein Rücken schmerzten gewaltig von der unbequemen Liege, welche ich als mein Bett oder besser gesagt; als meine Schlafgelegenheit bezeichnen konnte. Wohl eher Holzbrett auf welchem ich schlafen musste, da die Managerin dieses Schreiparadieses meine Wenigkeit vergessen hatte, oder als unwichtig empfand. Aber das war ja nichts neues für mich.

Dazu kam auch noch, dass es in der Nacht bitter kalt in diesem Höllenraum wurde und ich zitternd einschlief. "Gegrüßt Holde Maid," erklang es plötzlich vor mir und ich drohte, vor Schreck, nach hinten zu kippen, in das kalte und von Münzen durchzogene Brunnenwasser. Doch sofort wurde ich bei der Hand gepackt, nach vorn gezogen und zwischen beschützerischen Armen festgehalten. "Das war knapp," sagte die erschrockene Stimme vor mir und ich schaute auf. Youngbin atmete leicht unkontrolliert, doch lächelte mich liebevoll an. Ich drückte mich von ihm weg und stand auf. "Ya! Was sollte das?! Wegen dir wäre ich fast in den Brunnen gefallen!" Zischte ich in seine Richtung und ließ mich auf eine Bank fallen, die auf das Wasser spritzende Kunstwerk ausgerichtet war. Der Junge setzte sich neben mich und lachte noch immer etwas belustig vor sich hin. "Ach komm schon Taemin. Wie du schon gesagt hast, du wärst nur fast in den Brunnen gefallen." Ich reagierte nicht auf ihn und drehte mein Kopf von ihm weg. Ein leises 'Tut mit Leid' ertönte neben mir und plötzlich tat er mir furchtbar Leid. "Musst du nicht arbeiten oder so?" Fragte ich nach einigen Minuten voller Stille und schaute zu dem Schwarzhaarigen hoch.

Ein Grinsen machte sich wieder auf seinen Lippen breit und er ließ seine verkrampfte Haltung fallen. "Meine Eltern arbeiten gerade, ich bin meistens Nachts am Stand und sorge für den nächsten Morgen vor." Ich nickte und starrte auf eine Familie vor uns. Die kleinen Kinder von ihnen lachten soviel und warfen einige Münzen in das Wasser, welches einem Glück bringen sollte. Dieses kleine Mädchen und der etwas größere Junge erinnerten mich an meine Kindheit. An mich und Taeyong damals, wie nahe wir uns doch standen. "Willst du auch?" Perplex drehte ich mein Kopf wieder zu dem Jungen neben mir um. Dieser hielt mir eine fünf Cent Münze vor die Nase und stand auf. Neugierig folgte ich ihm und beobachtete ihn dabei, wie er einen Augenblick lang überlegte und dann das Geldstück im Wasser untergehen ließ. "Hier," sagte er und streckte mir die Cent Münze zu. Fragend hob ich eine Augenbraue und nahm das Geld an, doch als ich es in meiner Tasche verschwinden lassen wollte, fing er an lauthals zu lachen. "Was ist?" Fragte ich überfordert und dachte, dass er gleich keine Luft mehr bekäme. Er wischte sich aus dem Augenwinkel kleine Tränen weg und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Sag nicht, dass du nicht wüsstest, was man damit macht?" Fragte er und deutete auf die Münze in meiner Hand. Ich atmete etwas frustriert aus und schaute wieder zu ihm auf. "Ich weiß, was man damit macht, doch...meine Eltern sagten immer, dass es sinnlos sei, sich etwas zu wünschen, erst recht, von einem Wunschbrunnen. Es wäre nur ein Aberglaube, den die unreifen Menschen verfolgen. Was man sich wünschte, sollte man sich selbst erarbeiten. Ich solle meine Zeit nicht mit sinnlosen Träumereien und surrealen Vorstellungen vergeuden, meinten sie."

Sein Grinsen verschwand und er nahm meine Hand in seine. Er drückte die Münze mit seiner Hand in meine Faust und lächelte lieb. "Deine Eltern sind aber nicht hier, also..werde ich für deinen ersten Wunsch sorgen." Flüsterte er und stellte sich hinter mich auf. Er umpackte mich mit einem Arm an meiner Taille und mit der anderen hielt Youngbin meine Faust fest. "Wünsch dir was," wisperte er an mein Ohr und ich schloss meine Augen. "Bereit?" Fragte er nach und ich nickte. "Bereit," antwortete ich ihm und gemeinsam warfen wir das Geld in den Brunnen hinein. Als ich meine Augen wieder öffnete schaute ich in die dunkel leuchtenden Pupillen des Jungen, welcher sich von hinten zu mir rüber beugte.

"Ähm stören wir?" Erklang es gereizt hinter uns und ich schaute in das misstrauische Gesicht von Taeyong. Neben ihm stand Yuta, der seine Arme vor der Brust verschränkt hatte und mich, vielleicht aber auch den Jungen neben mir, genervt/wütend ansah. "Musst du nicht arbeiten oder sowas?" Hackte Yuta Stirnrunzelnd nach und legte sein Kopf zur Seite. "Wir müssen weiter Taemin verabschiede dich von..deiner Begleitung." Verlangte mein Bruder und die Anderen, hinter ihm, drehten sich ebenso um. Youngbin löste sich schnell von mir und verbeugte sich entschuldigend vor meiner Person. "Dich trifft keine Schuld," flüsterte ich und machte mich ebenso auf den Weg.

Und als ich mich für ein letztes Mal umdrehte, sah ich ein Grinsen, ein breites nicht einschätzbares Grinsen in Youngbin's Gesicht. Der hatte wohl immer ein Grund um zu strahlen, doch es verunsicherte mich.

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⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now