Chapter 6

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Müde schnitt ich einige Portionen Gemüse für die Gruppe und briet etwas Hähnchenfleisch in der Pfanne an. Ich schaute hoch zur Uhr und ließ einen frustrierten Seufzer heraus. Wir hatten es gerade mal halb sechs und ich stand in der Küche und musste etwas zu essen für alle machen. Aber so sollte für die nächste Zeit wohl mein Leben aussehen. Auf dem Zettel, welchen ich gestern von einem der Manager bekommen hatte, stand drauf, dass meine Arbeit um fünf Uhr zu beginnen hatte. Außerdem stand noch drauf, was erlaubt für sie war und was nicht, damit sie mich nicht an der Nase herum führen konnten.

Ein kleiner Ton meines Handys ließ mich aufhorchen, zwei Nachrichten. Eine von einem der Manager und die andere von meinen Eltern. "Warte, was?" Nuschelte ich vor mich hin und lass mir die Nachricht meiner Mutter durch. "Wir wünschen Tae heute viel Erfolg! Taemin stell nichts an, was deinen Bruder blamieren oder in Schwierigkeiten kommen lassen könnte!" Lass ich vor und schloss den Chat wieder. "Ja Mom und Dad, mir geht es auch gut, danke der Nachfrage." Flüsterte ich zu mir selbst. Frustriert öffnete ich die andere Nachricht in welcher mein Plan für die gesamte Woche, fein säuberlich und gut dokumentiert, aufgelistet abzulesen war. "Wow, ich darf am Sonntag sogar mal um halb sieben aufstehen." Meinte ich sarkastisch begeistert und drehte mich um. Ich blieb geschockt stehen und schaute in zehn, auf mich gerichtete, Augenpaare. Beschämt ließ ich mein Handy in meine Tasche verschwinden und begrüßte die Jüngeren. "Guten Morgen, ich bin eure neue Assistentin Lee Taemin und ihr seid, wenn ich fragen darf?" Lächelte ich gespielt freundlich die Jungs an. "Hallo ich bin Renjun, die neben mir sind Jeno und Jaemin. Und die beiden, die sich gerade an dem Essen bedienen, sind unsere Kindsköpfe Chenle und Jisung." Berichtete mir einer der Jungs und gab mir seine Hand. Ich würde jetzt am liebsten zurück in mein altes Bett gehen und diese ganzen Idioten, samt meinem verächtlichen Bruder, ihrem eigenen Leben überlassen. Ich meine, komm schon. Frühstück machen? Als ob sie das nicht allein könnten.

Dabei musste ich mir allerdings eingestehen, dass sie eigentlich alle ganz nett zu sein schienen. Aber was dachte ich nur da? Sie hatten bestimmt alle, wie mein Bruder, einen aus ihrer Familie oder ihres Freundeskreises so wie mich zurückgelassen und vergessen. Sie waren doch alle gleich, diese Idole.

Ich bot ihnen etwas von dem Essen an und gab ihnen allen eine Flasche Wasser für die Schule mit. Danach verabschiedeten sich die fünf Jungs von mir, doch allein blieb ich nicht lang. Danach folgten auch schon die ersten der älteren und bedienten sich ebenfalls am Essen. "Guten Morgen Teamin," sagte Yuta schmunzelnd zu mir und griff nach dem ersten Teller. Ich nickte nur lächelnd und machte noch weitere Portionen für die Anderen. Die Jungs kamen alle nacheinander in die Küche, nahmen sich einen Teller und setzten sich an den Esstisch. Ich machte mich für diese Zeit kurz aus dem Staub und beäugte mich im Spiegle des Bads. Ich sah ein erschöpftes und verzweifeltes Mädchen, in einer Situation, wo sie eigentlich garnicht sein wollte, doch gezwungen wurde und es nun über sich ergehen ließ. "Wie bist du nur hier rein geraten?" Fragte ich zu meinem Spiegelbild gewandt und neigte mein Kopf zur Seite. Als ich langsam Schritte aus dem Flur hörte, raufte ich mich wieder zusammen und wusch mir nochmal mein Gesicht. Als die Tür hinter mir geöffnet wurde stand Jaehyun, gut gelaunt, im Türrahmen und wollte mich begrüßen. Doch ich lief einfach geradewegs an ihm vorbei und schminkte, in meinem Zimmer, das abgewaschene Make-up nach.

Raus wollte ich zwar nicht wieder, aber mein knurrender Magen stimmte mich um. In der Küche schluckte ich einen wütenden Seufzer hinunter, als ich die leere Pfanne erblickte. Also nahm ich mir den Rest Reis und aß ihn in der Küche. "Taemin, was machst du denn da? Komm zu uns!" Bevor ich darauf reagieren konnte, wurde ich schon von Ten zu den anderen an den Tisch gezogen und sorgte, für das Verstummen, des davor herrschenden Gelächters. Alle starrten mich an, was mir extrem unangenehm wurde. "Also...wo waren wir stehen geblieben?" Fing Taeyong an zu reden. Seine Stimme. Sie versetzte mich in Wehmut, als ob er schon immer das Sagen gehabt hätte. Doch dann fing Taeil weiter an zu erzählen und ich konnte in Ruhe meinen Reis essen. "Seid ihr schon gespannt?" Fragte er und alle fingen an zu nicken. "Ja, ich hoffe, ich bekomme eine tolle neue Haarfarbe! Aber hoffentlich nicht wieder so eine Kurzhaar Frisur, wie bei 7th sense." Plauderte Mark freudig vor sich hin. Ich beobachtete alle im Augenwinkel und blieb schlussendlich an Yuta hängen, da er mich immer mal wieder für kurze Momente anguckte. "Und du Yuta?" Der Junge, der mich fokussiert hatte, wurde von Taeil angestupst und so aus seinen Gedanken gerissen. Als er verwirrt nach dem Thema fragte, fingen alle an zu lachen, ausschließlich mir. Haechan wiederholte die Frage, zum Ablauf des heutigen Tages und was er sich davon versprach. Yuta zuckte mit den Schultern und stocherte in seinem Essen rum. "Ich bin eigentlich zufrieden mit meinen Haaren. Es kommt mir sowieso nicht aufs äußere an, sondern was dahinter steckt." Meinte er gelangweilt. Bei seinen Worten schaute ich auf und hielt inne.

Ich dachte immer, Idole achteten nur auf ihr Äußeres, grundsätzlich auf das Außenbild, doch er schien anders zu denken. An meinem Handy ging ein Alarm an und bescherte mir aller Aufmerksamkeit. Desinteressiert stand ich auf, machte ihn aus und schaute in die Runde. "Also dann. Unser Wagen müsste jetzt da sein, also kommt." Scheuchte ich und achtete darauf, dass alle zu den Autos gingen. Ich setzte mich zum Fahrer nach vorn und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren, weil die Jungs hinter mir unverschämt laut und aufgedreht waren. Außerdem nahmen sie gerade ein Video für ihren Kanal auf und sangen wie die Bekloppten zu ihren Liedern mit. Hingen denen diese Texte nicht schon bis zu den Ohren raus? Ich meine bei Auftritten, bei Fan Meetings und auch beim Tanzen. Immer die selben Lieder. Mich würde das ankotzen, doch wenn mein Bruder sich für dieses Leben entschieden hatte, dann sei es so.
Wir kamen bei einem angesehen Friseursalon an und huschten so schnell wie es ging in den Laden rein. Und schon jetzt hätte ich am liebsten wieder meinen Job gekündigt. Die Jungs gaben, nein, sie warfen mir ihre Jacken förmlich zu. Wohl mit der Annahme, dass ich sie aufhängen würde. Das tat ich dann auch einfach und setzte mich fürs Erste auf die Ledercouch in dem Salon. Die Zeit verging und die Jungs bekamen alle ihre neuen Frisuren. Zwei Stunden hatte es doch tatsächlich gedauert, ihnen ihren neuen Anstrich zu verpassen. Erbärmlich...

 Erbärmlich

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⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now