Chapter 9

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Ich atmete tief ein und wieder aus, merkte wie sich meine Brust hob und senkte, fühlte mich wohl. Meine Hände gewannen langsam wieder an Gefühl und ich spürte einen weichen und angenehmen Stoff zwischen meinen Fingern. Ich wollte meine Augen nicht öffnen, da ich wusste, wie die Realität aussah. Mein Bruder war zurück in mein Leben getreten, ich arbeitete für Idole und meine Eltern hatten sich kein Stück verändert. Doch als ich mich daran zurück erinnern wollte, was zuvor geschehen war, tauchte einzig und allein eine schwarze Wolke in meinem Kopf auf.

Ich merkte, wie meine Füße langsam anfingen zu kribbeln und ich immer mehr an Kontrolle über meinen Körper zurück gewann. Ich hörte, wie sich etwas auf den weichen Stoff legte und sich meiner Hand näherte. Also überwand ich meinen Schatten und brachte meine Lider dazu sich zu öffnen. Im ersten Moment sah ich nichts, außer verschwommene Formen die mich umzingelten. Nachdem ich einpaar mal blinzelte, wünschte ich mich einfach zurück in die Dunkelheit, von eben, und dieses wohlige Gefühl, welches sie mit sich trug. Doch nun war ich wach und konnte meine Tat nicht mehr rückgängig machen.

"Taemin..du bist wach." Jaehyun saß genau neben mir und schaute mir erleichtert in die Augen. Ich spürte plötzlich etwas warmes um meine Hand herum und senkte mein Blick zu dieser. Es lagen schlanke weiche Finger auf meinen, die einem besorgten Yuta gehörten.
Er hatte dieses erleichterte und aufbauende Lächeln auf seinen Lippen was ich vom ersten Moment an bei ihm sah. Dieses Lächeln. "Wo sind die anderen?" Hauchte ich mit meiner schwachen Stimme. "Die warten draußen," erklärte mir der Braunhaarige schnell.

"Was ist passiert?" Fragte ich die Beiden. Sie tauschten überlegende Blicke aus woraufhin Yuta dem blonden zunickte und er daraufhin begann. "Ich bin dir hinterher gelaufen, nachdem du weggerannt bist. Als ich vor unserem Badezimmer ankam und gerade anklopfen wollte, hörte ich ein stumpfen Knall. Also ging ich ohne weiters rein und sah dich am Boden liegen. Dein Gesicht, deine Hände sowie auch deine Hose waren voller Blut. Ich rief nach den Jungs und sofort kamen Johnny und Taeyong angerannt. Wir wollten einen Krankenwagen rufen, doch Taeyong warnte uns, vor den Konsequenzen. Wir hatten Glück denn Doyoung kam ebenfalls hinzu und er war Ersthelfer und wusste sofort, was zutun war. Also haben Johnny und ich dich auf das nächst beste Bett getragen. Schlussendlich haben wir vier uns dann um dich gekümmert." Jaehyun legte eine Pause ein, wahrscheinlich, um zu sehen, ob ich alles richtig verstanden- und er mich nicht mit Informationen überhäuft- hatte.

Als Zeichen, dass ich seiner Erklärung folgen konnte, nickte ich und drehte mein Kopf zu Yuta. Dieser hatte seine Hand noch immer auf meiner und sein Blick auf mich gerichtet. Er bemerkte wohl nicht, was er da tat, vielleicht machte er es unterbewusst. Jedenfalls empfand ich es als nicht richtig und zog meine Hand unter seiner weg. Er zuckte für einen kurzen Moment zusammen und hob seine Hand von meinen Fingerspitzen, welche noch unter seiner Hand lagen.

Und als ich mir Jaehyun's Erzählung nochmals durch den Kopf laufen ließ, fühlte ich mich wieder so leer und ungewollt an diesem Ort. Ich war seine kleine Schwester. Ich war zusammengebrochen. Doch Taeyong interessierte dies nicht, noch weniger als es seine Band Mitglieder interessierte. Nein. Er hatte natürlich nur einmal wieder seine Karriere im Kopf und es war ihm egal. Meine Gesundheit war ihm egal. Das ich zusammengebrochen war und Nasenbluten gehabt hatte war ihm egal. Ich war ihm egal.

Dann kam auf einmal dieses Tuch auf mich zu, woraufhin ich komplett überfordert und auch erschrocken hoch schaute. Und erst jetzt bemerkte ich Johnny, der die ganze Zeit an meiner anderen Seite stand und mir gerade wahrscheinlich noch den Rest meines angetrockneten Blutes aus dem Gesicht wegwischen wollte. Ich nahm ihm das Tuch langsam und noch immer geschwächt aus der Hand und übernahm die Reinigung meines Gesichts selbst weiter. Ich ließ mein Blick nochmal umherschweifen, ob ich nun auch alle in diesem Raum bemerkt hatte und war mir nun sicher, dass wir genau vier Personen waren. Und dann fiel es mir erst auf. Beim Durchschweifen des Raumes sah ich den drei Jungs genau in ihre Gesichter. Sah in ihre Augen, in alle sechs Augen, die mich mit soviel Erleichterung betrachteten.

Sie waren erleichtert, darüber, dass es mir wieder gut ging. Sie hatten sich um mich gesorgt, sich Gedanken um mich gemacht und mir geholfen. Ein Hauch von Wehmut durchlief mein Körper und ich fühlte mich plötzlich so schlecht. Ich dachte, sie seien alle schlechte Menschen. Aber vielleicht irrte ich mich, vielleicht waren sie gute Menschen, vielleicht. "Danke Jun-.." Meine Worte gingen jedoch unter als plötzlich pinke Haare in den Raum traten. Aller Aufmerksamkeit lag sofort wieder auf ihm, auch meine. "Taemin, du bist wieder wach." Gut erkannt Bruder...
"Ein Glück, ich dachte schon, dass es etwas schlimmes sei." Sagte er in einem erleichterten Ton. Ich stemmte mich mit meinen Armen, und aller Kraft die ich aufbringen konnte, nach vorne um, um Jaehyun vorbei zu schauen und suchte den Blickkontakt zum älteren. Den ich auch fand. "Dann ist ja gut, dass du dich wieder besser fühlst." Brachte ich mit der best zu verstehendsten Stimme raus, welche ich hinbekam.

Ich ließ mich wieder zurückfallen, schloss meine Augen und lachte in mich hinein. Ja, ich lachte. Nicht, weil ich die ganze Szene amüsant fand oder, weil ich mein Bruder als belustigend empfand. Nein. Ich lachte, über meine eigene Dummheit. Wie konnte ich auch nur für einen Moment lang denken, dass sie sich um mich sorgten? Das sie sich um das Wohlergehen anderer Menschen Gedanken machten? Und dann war ich meinem Bruder doch dankbar. Dankbar darüber, dass er mich unterbrochen hatte, dass meine Worte bei seinem Auftauchen verschluckt wurden. Denn Danken, wollte ich ihnen nicht mehr, nie wieder.

 Denn Danken, wollte ich ihnen nicht mehr, nie wieder

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⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now