|Special Chapter 28|

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Nervös kaute ich auf meinen Fingernägeln herum, welche sich zwischen meine Zahnreihen geschoben hatten. Mit meiner anderen Hand umpackte ich mein anderes Armgelenk. Alle Stimmen um mich herum waren nur mehr verschwommen und ich schaute einzig und allein auf den flimmernden Bildschirm vor mir. Mein Herzschlag wurde immer lauter, stieg mir bereits in den Kopf, setzte sich in ihm fest, drönte. Mit meinen Händen hielt ich mir ruckartig meine Ohren zu, presste meine Augen zusammen und runzelte meine Stirn. Es schmerzte.

"Taemin," erklang es geschockt, dennoch schwummrig, hinter mir und ich merkte, wie sich eine zarte Hand auf meinen Rücken legte. Von rechts schob sich ein Glas Wasser vor mein Blickfeld. Dankend nahm ich es an, trank einen Schluck und stellte es wieder beiseite. "Es wird toll, sei nicht so aufgeregt, ok?" Meinte die feine Stimme neben mir und ich hob mein Blick auf das Mädchen. "Woher willst du das wissen Solji?" Gab ich ihr zurück und löste mich aus ihrem Griff. Keine Antwort. "Eben, du kannst es nicht wissen, niemand von uns kann das." Seufzte ich und drehte mich wieder dem Bildschirm, des hier im Raum angebrachten Fernsehers, zu. Das Mädchen mit den mittlerweile Blond gefärbten Haar stellte sich neben mich hin und betrachtete das Geschehen ebenso. Still, ruhig, konzentriert, keiner sagte ein Wort, niemand von uns beiden wollte die Situation noch unangenehmer machen als sie es von Anfang an schon war.

Dann ertönten auch schon die ersten Schreie aus dem Publikum und langsam erhellten sich die Scheinwerfer auf der Bühne. Eine Gestalt kam zum Vorschein, dunkle Sachen, schwarz, mit einpaar Accessoires, so stand er dort.
Mein Bruder. Taeyong.
Die ersten Klänge des Basses ertönten, Melodie spielte ein und er begann, allein. Die Anderen waren nicht da, wo sie genau waren wusste ich selbst nicht, jedenfalls nicht bei dem älteren. Alles lief perfekt, die ganzen 3:19min, ohne einen Patzer, wie ich es nicht anders von ihm erwartet hätte. Doch mein Bangen war damit noch nicht beendet, noch weitere zwei Lieder musste ich über meinen angespannten Körper ergehen lassen bis ich Gewissheit hätte. Meine Augen wanderten zu der grauen Wanduhr neben mir, die Zeiger machten den Anschein, angehalten worden zu sein, doch natürlich war es nicht der Fall.

Schritt für Schritt bewegten sie sich, zwar langsam, doch war mir das lieber als zu schnell. "Taemin, pass auf." Das zierliche Mädchen zog an meinem Pullover, sofort richtete sich mein Blick auf das Programm und von der Uhr ab. "Platz Nummer eins..belegt..."
Ich hielt Inne und dann war alles schon so schnell passiert. "Taeyong!" Meinte Taeil, welcher dieses Mal als Moderator von Mnet interagierte. Wenigstens wusste ich nun, wo er war. Ich nahm es erst ganz langsam auf, seinen Sieg, seines ersten Auftritts, mit unserem Song. Das aufgewecktere Mädchen neben mir zog mich jedoch zurück in die Realität, als sie laut vor Freude in ihre Hände klatschte und an meinem Arm rumzog. "Ihr habt gewonnen!" Kreischte sie mit einem riesigen und nicht zu übersehenden Lächeln im Gesicht. Realisierend nickte ich und horchte wieder auf, als seine Stimme erklang.

"Ich möchte mich bei all unseren Fans bedanken, für eure ganze liebe Unterstützung. Genauso möchte ich mich nochmals bei Lee Taemin bedanken, welche 'Mistake' zusammen mit mir geschrieben- und aufgenommen hat. Dankeschön!" Rief er und mir kippte meine Kinnlade eine Etage hinunter, als er diese Worte aussprach. Er hatte erwähnt, dass ich ihm geholfen hatte, dass ich die weibliche Stimme in diesem Song war, er hatte mich erwähnt. "Komm wir müssen los!" Sagte die Ältere und hielt mir mein Handy hin.

Unsere hektischen Schritte schallten über den Boden meines Hauses. Wie immer war es leer, wie immer arbeiteten meine Eltern und waren nicht hier. Auch dieses Mal nicht. Manchmal fragte ich mich, was ich getan hätte, wenn Taeyong damals nicht gekommen wäre. Hätte ich gekündigt? Wäre ich ausgezogen? Hätte ich diesen Gedanken von damals, einfach abzuhauen, alles hinter mir zu lassen und neu zu beginnen, durchgesetzt? Wer weiß, jedenfalls kam es nie so weit. Denn ich behielt meinen Job, arbeitete weiter für die Jungs und wohnte mittlerweile in meiner eigenen Wohnung, in dem selben Haus wie die Jungs. Das Entertainment meinte, dass ich so immer ein Auge auf alles haben könnte, immer zur Stelle wäre und trotzdem von allem abschalten könnte. Und das konnte ich auch. War ich in meinen eigenen vier Wänden lebte ich mein Leben, keins was mir Vorgesetzte wurde, oder eins hinter einer Fassade, hinter einem Kartenhaus. Ich war ich selbst.

⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now