Chapter 10

8K 412 34
                                    

Der Wecker ging an, ich schlug meine Augen auf und schaltete dieses unerträgliche Geräusch aus. Ich richtete mich auf und atmete tief ein. "Eins..zwei...drei," begann ich auf zu zählen. Das hatte ich mir die letzten Tage so vorgenommen. Es beruhigte mich und half mir einen klaren Kopf zu finden. Seitdem ich umgefallen war, wurde mir klar, dass ich mich zu sehr damit beschäftigt hatte, es allen Anderen recht zu machen. Ich hatte schon wieder diesen Druck mehr als 100% zu geben, den mir meine Eltern immer eingeflößt hatten. Nie gut genug zu sein, ihnen nicht zu reichen, nicht die Tochter zu sein, die sie sich wünschten. Ich probierte immer besser zu sein als wie ich es schon war. Immer besser zu sein als die Anderen, sie Stolz zu machen. Doch ich war nie gut genug für sie, nie so wie sie es wollten, niemals so wie Taeyong.

Anziehen, ins Bad gehen, Zähne putzen, Augenringe weg-schminken, rausgehen. Doch vor der Tür stoppte ich. Meine Hand lag auf dem Türhänqel und ich atmete noch einmal tief ein. "Eins..zwei...drei," und ich ging raus. Ich bereitete mich körperlich und seelisch schon auf die ganze Arbeit, auf diese Idole und alles andere vor. Doch so kam es dann doch nicht. Vor der Küche stoppte ich, denn ich hörte Gemurmel. Mit einer einfachen aber dennoch schnellen Handbewegung machte ich die Tür auf und wünschte mir, dass ich es vielleicht doch etwas dezenter gemacht hätte.
Denn nun lagen alle Augen auf mir und ich machte vorsichtig die Tür wieder hinter mir zu. In der Küche standen Mark, Doyoung, Haechan, Jaehyun und Yuta. "Und was wird das wenn's fertig ist?" Fragte ich verwirrt nach und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. "Wir wollen doch, dass du dich nicht sofort wieder in die Arbeit stürzt und dachten uns, dass wir dir etwas unter die Arme greifen." Meinte Jaehyun optimistisch und lief mit einer Schüssel voll Salat an mir vorbei, jedoch griff ich sie ihm aus der Hand. Das störte ihn nicht, jedenfalls kam es mir so vor, denn er ging einfach weiter und schnitt an den Tomaten herum. Kopfschüttelnd stellte ich die Schüssel beiseite, drängte Doyoung vom Herd und nahm Jaehyun das Messer aus der Hand. Dieses rammte ich mit voller Wucht in die Holzplatte, welche das Schneidebrett war und drehte mich zu den Jungs um.

"Nein, ich brauche keine Hilfe. Weder von euch noch von sonst wem. Ich bin nur umgekippt, nicht ins Koma gefallen. Jungs ihr braucht euren Schlaf, ihr müsst ausgeruht und fit sein." Erklärte ich ihnen und traf alles genau auf den Punkt. Ich hätte natürlich auch einfach sagen können, dass ich nicht mit unfähigen und tollpatschigen Idioten mein Arbeitsplatz teilen wollte und auf ihre Gesellschaft mehr als nur verzichten konnte. Jedoch vermutete ich Mal, dass dies nicht gut angekommen wäre. "Taemin du gehörst aber jetzt zu uns." Erklang plötzlich Jaehyun neben mir. "Und wir sind eine Familie, wir lassen niemanden hängen." Fuhr Doyoung fort. Dann kam auch noch Haechan auf mich zugelaufen. "Außerdem Noo-..ähm Taemin, würden wir dich doch nicht mit dieser ganzen Arbeit allein lassen." Ich nickte ihm einsehend entgehen. "Wir lassen dich nicht im Stich. Du bist jetzt eine von uns Taemin." Lächelte mir Yuta zu und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich wollte ihnen Recht geben, doch da kam es schon wieder, dieses Gefühl. Sofort fing ich an mein Kopf zu schütteln und löste mich von Yuta's Hand. "Nett gemeint Jungs aber nein. Ab morgen werdet ihr wieder nach eurem Zeitplan aufstehen, haben wir uns da verstanden?" Fragte ich sie und lief immer weiter rückwärts. Plötzlich knallte ich gegen etwas hartes und sah in riesige mir vertraute Augen. Hinter mir stand Taeyong der eine ganze Ladung Besteck bei sich trug. Er starrte mich irritiert an, doch ich schlug mir alle Gedanken wieder schnell aus dem Kopf. "Das gilt auch für dich. Morgen werdet ihr so aufstehen wie auch schon die ganze Zeit bevor ich kam. Das müsstest du ja am besten im Gefühl haben."

Den letzten Satz flüsterte ich mehr zu ihm hin und verließ daraufhin die Küche. Ich setzte mich auf die Innentreppe im Flur und vernahm nach einiger Zeit die Geräusche des bratenden Fettes in der Pfanne und das Geklimper des Bestecks. Bedeutete; Sie machten weiter. "Eins..zwei..-," die Tür hinter mir ging kurz auf, was ich daran ausmachte, dass die Geräusche für einen Moment lauter und dann wieder leiser wurden. Raus kam Jaehyun, der aber zu meinem Erstaunen nicht an mir vorbei lief, sondern sich neben mich hinsetzte. Ich fuhr mir kraftlos durchs Haar und mich verließ ein lauter Seufzer. "Entschuldige bitte." Sagte ich kleinlaut. Er schaute mich überrascht an und zog seine Augenbrauen zusammen. "Wofür?" Hackte er nach. "Du hattest dich doch gefreut, dass ich bei euch einziehe, weil es mit mir 'Spaß machen würde'. Sieht man, macht ja sehr viel Spaß." Antwortete ich ihm mit sarkastischem Unterton. Er zupfte an seinem viel zu großen Pulli rum und schaute wieder nach vorn. "Weißt du, ich kann dich verstehen. Als ich das erste Mal in den Dorm kam, hab ich mich auch ziemlich verschlossen. Ich habe lange gebraucht, um mich vor allen zu öffnen." Ich drehte mein Kopf zu ihm und traf auf seine dunkeln braunen Augen. "Wirklich?" Fragte ich ihn. "Ja. Vielleicht hätte es noch länger gedauert bis ich mich geöffnet hätte, wenn Taeyong nicht gewesen wäre." Mein Atmen stockte und ich wollte mein Blick von ihm nehmen, schaffte es jedoch nicht. "T-Taeyong?" Mein Sitznachbar nickte und drehte sich wieder von mir weg, was es mir ermöglichte, auch meinen Blick wieder abzuwenden. "Genau. Bei ihm hab ich als erstes Vertrauen geschöpft. Er hat mir vieles beigebracht und auch viel von ihm selbst erzählt."

"Von ihm selbst?" Wieder nickte mein gegenüber und wendete sein Blick zurück zu mir. "Von seiner Familie, seinem Wohnort und seiner Kindheit. Wusstest du, dass seine Schwester genauso heißt wie du?" Fragte er lachend. Ich nickte wie in Zeitlupe,"ja das hatte ich mitbekommen." Antwortete ich. Er lächelte mich an doch machte dann ein erschrockenes Gesicht. Er näherte sich meinem Gesicht mit seiner Hand, weshalb ich mich etwas nach hinten lehnte. Plötzlich strich er über meine Oberlippe und hatte Blut am Daumen. Er kramte in seiner Tasche herum und hielt mir ein Taschentuch entgegen. "Hier, du blutest schon wieder." Ich nahm es wortlos an und tupfte an meiner Nase etwas herum solange bis es stoppte. "Ich glaube, wir sollten mal wieder zu den Anderen. Ihr habt nachher noch einpaar Stimmtests und dürft nicht zu spät kommen."

"

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now