Chapter 5

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Der Weg zu ihrem Dorm verlief recht gut. Ich unterhielt mich die meiste Zeit mit Jaehyun und Ten, die beobachtenden Blicke meines Bruders mal ausgelassen. Ich weiß Taeyong, du achtest einfach nur darauf, dass ich deinen Schwindel nicht mit einem dummen und unüberlegten Satz auffliegen lasse. Ich weiß, was du denkst. "Willkommen in unserm Domizil Taemin!" Sagte Mark mit einer abwiegenden Handbewegung und machte die Tür auf. Ich nickte kurz und folgte dann Doyoung in die recht beschauliche Wohnung. Sie lag in der Nähe des SM Gebäudes und hatte eine tolle Aussicht auf die Stadt. Woher ich das wusste? Ich konnte alles von dem riesigen Fenster des Wohnzimmers betrachten. Ihre Wohnung war sehr groß, modern und vor allem sauber. Ich schaute mich im Wohnzimmer um und hörte, wie mir die Jungs skeptisch folgten. "Und, wie findest du sie?" Fragte mich Jaehyun der sich kurzerhand neben mich stellte. "Naja, etwas dunkel aber recht passabel." Lächelte ich ihm entgegen und schaute dann zur Stadt hinaus. "Wir kommen immer erst abends nach Hause und dann sind die jüngeren schon am schlafen. Deshalb machen wir das Licht nicht an, wir wollen sie nicht wecken." Antwortete mir der Ältere und betrachtete dann ebenso die leuchtenden Häusermassen. Doyoung machte eine kleine Lampe im Wohnzimmer an, welche zwar schwach, aber genügend Helligkeit spendete.
Zusammen setzten wir uns auf die beiden Couchen und unterhielten uns noch einwenig. Während wir unsere Schuhe auszogen, stand Taeyong plötzlich auf und räumte sie in den Flur. Ich schaute ihm etwas verwirrt hinterher doch erinnerte mich dann wieder. Er war schon immer ein Ordnungsfanatiker gewesen.

Ich schätze, da war er gerade mal acht Jahre alt, als diese Sauberkeitsphobie entstand. Es begann in kleinen Schritten. Wenn wir zum Beispiel vom Wald nach Hause kamen, zog er vor der Tür seine Schuhe aus und verlangte dies ebenso von mir. Eigentlich sehr gut erzogen, jedoch wurden wir nicht dazu gezwungen und ich glaubte ebenfalls nicht, dass ein normaler achtjähriger an Schmutz im Haus nachdachte. Aber es wurde immer offensichtlicher. Er ging plötzlich täglich duschen, wusch sich ständig die Hände und oftmals mehr als viermal am Tag die Zähne. Es stellte sich schließlich heraus, dass er tatsächlich eine Phobie hatte aber diese noch unter Kontrolle halten konnte. Anscheinend ist das heute nicht anders, manche Dinge ändern sich wohl nie.

Ein weiterer Junge kam in den Raum herein und schaute mich wortlos an. Ten erklärte schnell, wer ich war und weshalb ich hier nun saß. Also, er erzählte, die Version meines Bruders. Der mir fremde lief zur offenen Küche hinüber und griff nach einigen Zetteln, die auf der Theke lagen. Er hielt sie mir mit einem sanften Lächeln entgegen und setzte sich gegenüber von mir hin. "Die wurden heute für eine Lee Taemin abgegeben." Erklärte er uns. Taeyong schielte auf meine Blätter rüber, weshalb ich sie zu mir hochzog. Es war mein Plan für die Woche und eine Erklärung, was ich genau in meinem Job zutun hatte und was nicht. Ich legte die Zettel umgedreht auf den kleinen Glastisch vor uns und lächelte unbesorgt in die Runde. Die Anderen unterhielten sich noch etwas bis ich dann gähnte. "Seid mir nicht böse, aber ich glaube, ich lege mich jetzt hin." Erklärte ich und stand auf. Jaehyun meinte daraufhin, dass er mir mein Zimmer zeigen wolle, doch der mir noch immer Fremde stand plötzlich ebenfalls auf und erklärte, dass er das schon übernehme. Mir war es gleich also sagte ich, den Anderen gute Nacht und schleppte mit dem Jungen mein Gepäck in das Gästezimmer. Es war einfach aber schön ausgestattet. "Danke für deine Hilfe." Murmelte ich und setzte mich auf das Bett. "Keine Ursache." Er schleppte meinen Koffer und eine Tasche rein als ich ihm dann den Platz neben mir anbot. Zögernd ließ er sich auf die Matratze nieder und schaute zu Boden. Ich kicherte bei seinem unsicheren Anblick, woraufhin er beschämt zur Seite schaute. "Hey, kein Grund sich zu schämen nur, weil man schüchtern ist." Lachte ich leise und stupste ihn mit meiner Schulter an. "Ich weiß, dass klingt jetzt ziemlich unhöflich jedoch ich habe deinen Namen gerade garnicht richtig mitbekommen." Gab ich kleinlaut von mir, woraufhin er anfing zu lachen. "Ist nicht schlimm. Mein Name ist Yuta." Antwortete er. Ich zeigte ihm mit einer Handbewegung, dass er seinen Namen vervollständigen sollte, was er dann, von mir belustig, machte. "Ich heiße Yuta Nakamoto." Ich ließ mich nach hinten fallen und sagte seinen Namen Silbe für Silbe auf. "Yu-ta  Na-ka-mo-to...weißt du was? Das ist ein schöner Name, japanisch nicht wah?" Er drehte mir seinen Kopf zu und nickte geschmeichelt. "Ich habe nie gesagt, dass ich meinen Namen nicht mögen würde." Meinte er lachend und musterte mich einmal. Ich boxte ihm gespielt böse gegen seine Schulter, woraufhin er sich gespielt leidens an diese packte. Danach ließ er sich ebenfalls nach hinten fallen und betrachtete mit mir zusammen die Decke des Zimmers. Alles schien so leer, für diesen Moment, wie die letzten Jahre es auch alle waren. Seit er weg war. "Vocal oder Rap?" Fragte ich durch die Stille woraufhin er mich verwirrt anstarrte. Er hatte so große Augen.

"Ich meine in der Gruppe. Bist du Vocal oder Rap?" Er schaute wieder hoch und streckte sich ausgiebig. "Beides." Meinte er kurz und knapp.
"Beides?" Hackte ich neugierig nach. "Ja, beides. Aber ich liebe es zu Tanzen und Fußball zu spielen." Meinte er und wir beide richteten uns wieder auf. "Fußball? Das hab ich früher immer mit meinem Bruder gespielt, ich habe ständig verloren." Gestand ich beschämt, doch hielt dann Inne. Ich hatte gerade Taeyong erwähnt, wenn auch nur insgeheim. Trotzdem, ich hatte ihn erwähnt. "Wenn wir mal Zeit haben, können wir ja eine Runde kicken, aber du siehst sehr müde aus. Lass uns morgen weiter reden, schlaf gut und war schön dich kennenzulernen." Er legte mir kurz eine Hand auf die Schulter und verschwand dann. Ein Schauer fuhr meinen Rücken hinunter, wie ein Blitz. Hoffentlich erwähnte er bloß nicht, vor den Anderen, meinen Bruder, den ich ja eigentlich garnicht haben sollte.
Aber dennoch hatte.

 Aber dennoch hatte

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⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now