Chapter 14

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Das Geräusch des Reißverschlusses, welcher durch die Naht ratterte, erklang in meinem Zimmer. Es hatte verdammt lange gedauert diesen Koffer zu zubekommen und ich streckte erstmal mein Hohlkreuz durch. Ich stand mühsam wieder auf und lief zu der kleinen Kommode hin, die ich als mein eigen bezeichnen konnte. Nach und nach schob ich die leeren und kahlen Schubladen zu. "Hast du alles?" Fragte mich Haechan mit einem traurigen Unterton in seiner Stimme. Als ob diese Trauer nicht existieren würde, nickte ich ihm zu und hievte meinen Koffer vom Boden. Ich griff nach der voll bepackten Tasche, welche auf meinem Bett verweilte und nahm sie samt meinem Koffer mit raus.

Als ich draußen ankam, nahmen mir Doyoung und Taeil sofort die schweren Lasten ab und beförderten sie in den schwarzen Van. Ich drehte mich nochmal kurz zum Dorm hin und empfand etwas was ich noch nie verspürte hatte. Oder doch, ja, ich kannte dieses Gefühl. Das Selbe verspürte ich damals als wir unser kleines Haus verließen, in welchem ich aufgewachsen war und lieben lernte, woraufhin wir in das modernere und teurere Haus in Seoul's Stadtmitte umzogen. Dieses Gefühl, es ähnelte Heimweh, obwohl ich noch nicht einmal losgefahren war.

Aber ich verstand nicht, warum ich dieses Gefühl empfand. Lag es an meinem Bruder, den ich immer mehr begann zu leiden, obwohl ich mir doch fest vorgenommen hatte, genau das nicht zu tun? Oder an den Jungs, die mir immer wieder das Gefühl gaben zu ihnen zu gehören, ein Teil ihrer Familie zu sein? Und selbst wenn dies der Fall war, lag es an allen? Oder nur an bestimmten von ihnen? Vielleicht sogar auch nur an vereinzelten oder einem einzigen?

"Taemin komm, wir hängen sonst hinterm Zeitplan!" Rief mir einer der Manager hinterher und plötzlich standen Haechan und Mark in der Tür des Dorm's. "Bis in drei Wochen Noona!" Rief der lila gefärbte und wollte sich sogleich bei mir entschuldigen, doch ich winkte ihm mit einem belustigen Schmunzeln hinterher. Doch dieses Schmunzeln ließ ich sofort wieder verschwinden und wandte mich von den jüngeren ab.

Ich öffnete die Vordertür des Wagens und schaute überraschst in das Gesicht von WinWin. Frustriert schlug ich die Tür wieder zu und ahnte was sich mir anbahnte. "Hinten haben wir noch Platz für dich," sagte Jaehyun. Dieser stieg hinten ein und ein lauter Seufzer verließ meinen Mund. Meine Vermutung bestätigte sich und mich erwartete nun eine eintägige Fahrt mit dieses Chaoten. Das Schlimme daran, ich mittendrin.

Vor zwei Tagen kamen die Produktionsleiter der NCT Videos zu mir und schlugen mir ein neues Projekt vor. Es hieß 'Amusement Park NCT' und wie der Name schon sagte, ging es in einen Freizeitpark. Drei Wochen lang filmen, hochladen und ein Auge auf die Jungs behalten, erklärten sie mir. Ich war mir unschlüssig, ob ich das hätte tun sollen, aber dann schlugen mir die Manager ein Bonus vor und auf den Briefumschlag vor mir wurde eine ganze Hand voll Geld mehr drauf gehauen. Nachdem ich das ganze Geld vor mir liegen sah knickte ich ein und unterschrieb alle wichtigen und nötigen Papiere.

Klar plagte mich mein Gewissen, da ich mich plötzlich mit meinen Eltern verglich. Ich hasste sie für ihre Geldgier und das Bedürfnis, oder besser gesagt das Verlangen, immer mehr haben zu wollen. Aber dann kam mir in den Sinn, dass wenn ich genug gesparrt hätte, ich nicht mehr abhängig von ihnen war und mich von diesem Job erlösen könnte. Mit diesem Vorsatz kam ich auch wieder mit meinem Gewissen in Einklang und entspannte meine Nerven.

Die Tür neben mir wurde zugezogen und Taeyong stieß als letzter zu unserer Gruppe. Insgesamt waren wir acht, plus minus die ganzen Manager und Stylistin. Doyoung, Taeil, Yuta, Taeyong, WinWin, Jaehyun, Mark und ich waren aus dem Dorm mit bei dem Projekt dabei. Es war eine neu Eröffnung eines Freizeitparks, wofür wir als 'Marketing Strategie' eingeladenen wurden und dort drei Wochen ohne Bezahlung 'wohnen' durften.

Ich ließ mich zurückfallen und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Neben mir machte es mir Yuta nach und schloss müde seine Augen. Die nächsten Tage würden anstrengend werden, das wussten wir alle, doch probierten das Beste draus zu machen.

Meine Augen öffneten sich langsam und erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war und das die frühe Morgensonne verschwunden und die Abenddämmerung am Horizont zusehen war. Als ich mein Blick vom Fenster drehte und in die Runde guckte, bemerkte ich, wie alle mich mit ihren Augen anstarrten. Beschämt senkte ich mein Blick wieder und ließ meine geröteten Wangen von meinen Haaren verdecken. Dabei fielen meine Kopfhörer aus meinen Ohren und ein 'Guten Morgen' erklang neben mir. Angesäuert schaute ich zu Yuta hoch, dieser grinste jedoch nur und stupste mich mit seinem Ellenbogen am Arm an. Er ließ sein Kopf in seinen Nacken fallen und atmete scharf Luft in seinen Brustkorb ein. Im Augenwinkel beobachtete ich sein ungewohntes Verhalten und sah wie er seine Hände unauffällig verkrampfte. Irgendwie kam mir das Geschehen kurios vor, weshalb ich seine äußerst helle Hautfarbe begutachtete.

"Stop." Sagte ich monoton und alle brachen mitten in ihren Unterhaltungen ab. "Was?" Fragte der Fahrer verwirrt und fokussierte mich im Rückspiegel. Ich verdrehte genervt meine Augen und Yuta schaute ebenso irritiert aber auch erledigt zu mir. "Anhalten sofort, wir legen eine Pause ein." Befahl ich und alle, abgesehen von Yuta, tauschten fragwürdige Blicke aus. "Wieso?" Hackte unser Chauffeur mit einem ablehnenden Unterton nach. Ich stieß einen gereizten Seufzer aus und stemmte mich mit meinen Armen nach vorne. "Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, der junge Mann neben mir ist blass wie eine Leiche und wenn Sie die Hinterlassenschaften seines Magens freiwillig wegmachen wollen und mit dem darauffolgenden Geruch in Ihrem Wagen leben können fahren Sie ruhig weiter. Jedoch bezweifle ich das, also legen wir jetzt eine Pause ein! Oder sind Sie da anderer Meinung, huh?"

Noch immer starrten alle in unsere Richtung, entweder wegen der plötzlichen Erkenntnis, dass es dem Jungen neben mir dreckig ging, oder da sie von meinem, nicht zu widerlegenden, Prolog etwas geplättet waren. "Natürlich Frau Lee. Wir werden an der nächsten Raststätte anhalten, verzeihen Sie meine Neugierde." Brachte der Fahrer nur noch wehmütig raus und richtete sein Blick wieder zur Straße.
Wir hielten wie besprochen an und ich zog Yuta prompt hinter mir zu einer Bank hin, damit er sich dort hinsetzten konnte. Er atmete tief ein und wieder aus, ich betrachtete ihn dabei und musste mir selbst eingestehen, dass er wirklich makellos aussah. "Danke Taemin, die Anderen hätten es nicht bemerkt." Flüsterte er und kleine Schweißperlen funkelten an seiner Stirn in der Dämmerung auf. Ich legte ihm meine Hand auf seine Schulter und lächelte beruhigend in seine Richtung. "Du musst mir nicht danken, aber warum hattest du nichts gesagt? Dann hätten wir schon früher Rast machen können?" Meine Hand wanderte von seiner Schulter auf seine Wange und dann zu seiner Stirn. Ich wischte zwar durch seinen Schweiß und es schien ihm auch unangenehm zu sein, doch das war mir egal. Seine Haut glühte förmlich und so langsam machte ich mir wirklich Sorgen um ihn.

"Ich wollte euch nicht zur Last fallen und dachte, dass wir, wenn ich nichts sage, schneller am Ziel ankämen." Seine Stimme wurde mit jedem Mal brüchiger und ich immer besorgter. "Yuta, das ist totaler Schwachsinn, wenn es dir schlecht geht, geht es dir eben schlecht. Da kannst du nichts dran ändern, sag das nächste Mal einfach vorher Bescheid ja?" Mein gegenüber lachte mühsam fröhlich und drehte sein Kopf in meine Richtung. "Taemin?" Ich schaute auf und sah das etwas mit ihm nicht stimmte. "Huh?" Sagte ich. "Kann ich dich etwas fragen?" Er packte sich nervös an den Kopf . "Klar-..YUTA!" Begann ich doch plötzlich übergab er sich auf der Wiese neben uns und ich erschrak, fing mich jedoch recht schnell wieder. Gerade als ich meine Hand auf seinen Rücken legte stand er panisch auf und rannte zu den Toiletten. Hektisch lief ich ihm hinterher und wartete auf den Japaner. Nach einiger Zeit wagte er es wieder hinaus zu treten und noch blasser aber mit einem kleinen Lächeln kam er auf mich zu. "Yuta! Da bist du ja wieder, gehts dir besser?" Fragte ich besorgt und kam auf ihn zu. Er nickte stumm und wir liefen weiter. "Kannst du weiter fahren oder glaubst du, dass es noch nicht geht?" Hackte ich weiter nach und wieder kam nur ein Nicken zurück. "Sicher? Ich glaube, wir sollten noch etwas warten, du bist noch so blass." Der Braunhaarige schüttelte engstirnig sein Kopf und zog mich an meinem Arm hinter ihm her zum Van. "Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?" Fragte ich während wir uns wieder setzten und er nickte erneut.

Ich fühlte mich so komisch, irgendwie schlecht oder besser gesagt unwohl. Wieso redete er nicht mehr mit mir? Wieso ging er jeglichen Kontakt mit mir aus dem Weg? Hatte ich etwas falsch gemacht, etwas falsches gesagt? Ich verkrampfte meine Hände und presste meine Zahnreihen aufeinander. Wieso machte ich mir Gedanken darüber, ob ich etwas falsch gemacht hätte? Wenn dann lag es an ihm. Ich hatte mir nur Sorgen um ihn gemacht und nichts verwerfliches getan! Diesen Fehler würde ich nicht nochmal begehen.

Vermutungen oder Kritik?
Spoiler! Es wird spannend;)

⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now