Prolog

1.4K 81 1
                                    

Ein durchdringender Schrei hallte durch das Bootshaus, als sie sich neben ihn kniete und verzweifelt ihre Hand auf seine offene Wunde drückte. Leise sprach das Mädchen zu dem vor ihr sterbenden Mann, während ihre Kleidung langsam von Blut durchtränkt wurde. Der Mann bewegte sich nicht mehr, auch wenn sie immer noch seinen rauen Atem in ihrem Gesicht spürte. Mit der einen Hand an der Wunde, zückte sie mit der Anderen ihren Zauberstab und lies das Blut mit leisem Gemurmel wieder in seinen Körper zurück fließen. Schluckend und zitternd am ganzen Körper, nahm sie langsam eine Hand von seiner noch blutenden Wunde und versuchte den metallischen Geschmack, der mittlerweile ihre Sinne trübte, weitgehend zu ignorieren. "Sie dürfen nicht sterben!", flüsterte sie leise vor sich hin und wiederholte die Worte wie die eines Mantras. Das Blut war jetzt fast gänzlich in seinen Körper zurück geflossen, auch wenn der Herzschlag des Mannes nur noch langsam zuckte.

"Sie dürfen nicht sterben, verdammt!", wiederholte das Mädchen - nun etwas lauter - und verzweifelt sah sie sich um. Der Wind heulte an die Fenster des Bootshauses und ließ das Mädchen erneut erschauern.

"Sieh...mich...an...", hallte die Stimme des Mannes in ihrem Kopf, als sie die letzten Minuten Revue passieren ließ. Sie biss die Zähne fest zusammen, atmete tief durch - was sie zugleich bereute, da der Gestank von Blut sie fast dazu brachte, sich zu übergeben - und presste ihre Hände auf seinen Brustkorb.

"Eins, zwei, drei, vier...", keuchte sie und stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf den sterbenden Mann, dessen Herzschlag nicht mehr zu spüren war.

"Sie war zu spät gekommen.", schoss es ihr durch den Kopf, doch sie verbat sich jeglichen Gedanken daran. Wieder presste sie ihre Hände auf seinen Brustkorb, hielt plötzlich inne und presste ihre Lippen auf seinen Mund. Heftig ausatmend versuchte das Mädchen den Mann wiederzubeleben, minutenlang. Sie wiederholte die Prozedur mehrmals und versuchte einen Herzschlag zu erahnen, doch auch nachdem ihr schon schwindelig wurde und sich schwarze Pünktchen vor ihren Augen auftaten, hielt sie nicht inne.

Plötzlich hustete der Mann und sein Herz klopfte schnell, zu schnell. Er schaute sich verzweifelt um und erblickte dabei das Mädchen, das über ihm gebeugt auf dem Boden kniete und ihn mit leicht panischen Augen anstarrte. Seine Augen weiteten sich als er sie erkannte, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, sprang das Mädchen blitzschnell auf und verschwand.


AlpträumeWhere stories live. Discover now