25. Leidenschaft

1.4K 50 10
                                    

       

„Ist alles okay?", fragte Hermine, als sie ins Wohnzimmer trat und seinen Blick im düsteren Schein der Lampen suchte. Snape saß, mit dem Rücken zu ihr, auf seinem Sofa, mit einem Buch in der linken Hand und einem Whiskey in der rechten Hand. Als Hermine den Raum betrat, hob der alte Tränkemeister seinen Kopf und fragte sich im Stillen, was für ein Glück er doch hatte. Sie war mit wenigen Schritten bei ihm, lautlos, wie eine Katze, während er sein Buch zur Seite legte und sie mit einem interessierten Blick forcierte.

„Natürlich.", sagte er mit rauer Stimme. Ihre Mundwinkel zuckten, doch sogleich wurde ihr Gesichtsausdruck ernst.

„Bist du aufgeregt?"

Snape legte seinen Kopf leicht schräg und zog eine Augenbraue hoch.

„Severus!", mahnte sie streng, doch auch wenn er mit jeder Faser seines Körpers versuchte, die Nervosität vor seinem Prozess am nächsten Morgen zu überspielen, spürte Hermine, dass er unruhig wurde.

Bevor sie sich jedoch neben ihn aufs Sofa setzen konnte, stellte er sein Glas Whiskey auf den kleinen, gläsernen Couchtisch und umfasste zärtlich ihre Hand. Langsam, unter stetigem Augenkontakt, zog er sie zu sich heran und ließ sie auf seinen Schoß fallen. Kopfschüttelnd grinste sie ihn an. Er schob einige braune Strähnchen aus ihrem Gesicht und küsste sanft ihren Mund.

„Mir geht es gut.", hauchte er leise, küsste ihren Hals und pustete sanft in ihr Ohr, was sie zum Zittern brachte. Er liebte das berauschende Gefühl, Hermine in den Arm nehmen zu können und ihren entrückten Gesichtsausdruck zu betrachten, wenn sie mit geschlossenen Augen in seiner Halsbeuge einschlief. Die starke Welle von Glückseligkeit, setzte in ihm Angst frei, die er nicht unterdrücken konnte. Eine komplett andere Angst, die er vorher nicht gekannt hatte, oder von der er dachte, sie nie wieder spüren zu können. Verlustangst.

Er hatte Angst, sie gehen zu lassen und sei es nur für wenige Stunden. Wenn sie nicht in seiner Nähe war, wurde er von Minute zu Minute unruhiger, was ihn wiederum ärgerte. Es fühlte sich wie eine Droge an, doch er hatte keinerlei Kraft oder Wille, gegen diese betörende Droge anzukommen. Er wollte sie. Immer.

„Sev!", schüttelte Hermine erbarmungslos ihren Kopf. „Bitte sei ehrlich zu mir!"

Es widerstrebte ihm, ihr zu sagen, dass er Angst hatte. Angst, vor einer möglichen Verurteilung, auch wenn alles für ihn sprach. Es ärgerte ihn, dass er dieser Anhörung überhaupt beiwohnen musste, egal zu welchem Zweck sie diente. Seiner Meinung nach, war es nur eine Farce. Eine Farce für die Zauberwelt, um deutlich zu machen, wie schrecklich die Herrschaft unter Voldemort war und wie strikt das Ministerium nach Todessern fahndete. Potter würde für ihn aussagen, genau wie McGonagall und auch Hermine. Letzteres, war wochenlang ein Thema gewesen, bei dem sich Snape nicht wohl gefühlt hatte. Er wollte nicht, dass sie für ihn aussagte. Er wollte nicht, dass sie dem Zauberministerium vorgeführt wurde. Dass sie Mittelpunkt einer Farce wurde. Doch ihre Sturheit hatte ihn schließlich einwilligen lassen. Wenn sie sich etwas vornahm und fest davon überzeugt war, dass es richtig sei, dann setzte sie es durch. Und auch, wenn sie deshalb oft gestritten hatten, liebte er sie für diese Eigenschaft.

Hermine nahm sein Gesicht in ihre Hände und schaute ihm tief in die Augen. Ihre Bernsteine forcierten ihn prüfend, als er sie dichter zu sich heran zog und sein Gesicht in ihren Haaren verbarg. Ihr Duft löste in ihm tiefe Gefühle für dieses Mädchen aus, dass er erst jetzt wirklich kennenlernen durfte.

„Lass uns ins Bett gehen.", brummte Snape, auch wenn ein leichtes Grinsen seine Lippen umspielte. Er wollte nicht mehr über seine Gefühle reden. Er hasste es. Und sie wusste das.

Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, stand er auf und trug Hermine in sein angrenzendes Schlafzimmer. Mit gespielter Empörung, ließ sie sich auf seinem Bett absetzen und wedelte entrüstet mit ihrem Finger.

AlpträumeWhere stories live. Discover now