26. Verhandlung

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Als Hermine und Snape mit McGonagall in der Eingangshalle des Ministeriums apparierten, wurden sie sofort von einigen Auroren in ein Hinterzimmer begleitet. In der Halle war schon die Hölle los. Es schien, als wären etliche Zauberer und Hexen an diesem Montagmorgen nach London appariert, um die Verurteilung des undurchsichtigen Ex-Todessers Severus Snape mitanzusehen. Journalisten warteten in der Halle, stürmten auf das Trio zu, als sie apparierten und wurden von Ministeriumsangestellten zurückgewiesen.

Die Drei wurden durch eine eiserne Tür geführt, in der Harry mit seiner Frau auf einem Stuhl saß und aufsprang, als er sie erblickte.

„Hermine!", rief er erleichtert, stürmte auf sie zu und drückte sie fest an sich. Harry Potter trug ein weißes Hemd, eine graue Hose und ein schwarzes Businesssakko. Seine widerspenstigen Haare hatte Ginny ihm mühselig nach hinten gegelt, seinen drei Tage Bart hatte er rasiert. Er sah unglaublich verjüngt aus, ein kompletter Gegensatz zu dem sonstigen Familienvater, Ehemann und Leiter der Aurorenzentrale.

„Harry!", begrüßte Hermine ihn, erwiderte seine Umarmung und nahm dann die hochschwangere Ginny in den Arm. „Wow, wann ist es soweit?"

„In einer Woche.", grunzte sie glücklich, was ihren Mann dazu veranlasste, ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn zu drücken.

Lächelnd nestelte sie an ihrem schwarzen Blazer. Die beiden mürrischen, breiten Auroren, verließen den Raum und positionierten sich vor der Tür.

„Mr. Snape.", nickte Harry ihm kühl zu, um dann McGonagall in die Arme zu schließen. Snape kniff leicht seine Augen zusammen und stellte sich in eine Ecke. Man sah ihm an, dass er diese Verhandlung als überaus unsinnig empfand. Doch auch, wenn seine emotionslose Maske keine Emotionen in ihm widerspiegelte, war Hermine die einzige die wusste, wie er sich tatsächlich fühlte. Während Harry und McGonagall einige Punkte der Verhandlung durchgingen, gesellte sie sich zu ihm und griff unauffällig nach seiner Hand. Er drückte sie kurz, ließ sie sogleich aber wieder los. Seine Mimik schien undurchdringlich. Seit heute Morgen hatte er fast kein Wort mit ihr gesprochen, nichts gegessen und jede ihrer Bemühungen ihn aufzumuntern, ignoriert. Sie wusste, dass er es nicht böse meinte, doch sie hatte Schwierigkeiten damit zurecht zu kommen.

„Harry, weißt du, wer die Anhörung leitet?", fragte Hermine nervös, als dieser das Gespräch mit McGonagall beendet hatte.

Sein Gesichtsausdruck wurde ein wenig düsterer.

„Thomas McFarlane, neuer Leiter des Zaubergamots.", erklärte er missmutig. „Ein wirklich ekelhafter Kerl."

„Ja, ich kenne ihn.", murmelte sie unruhig. „Wie wird die Verhandlung denn ablaufen?"

Sie wusste, wie eine Verhandlung im Gerichtssaal ablief. Sie hatte es schon etliche Male erlebt, als sie hier gearbeitet hatte. Doch sie wollte die Situation ein wenig auflockern und Snape die Angst nehmen, die ihm doch augenscheinlich ziemlich zusetzte. Auch wenn niemand, der ihn nicht besser kannte, merken würde, dass er nervös war, so spürte sie das aufgebrachte Aufblitzen in seinen schwarzen Augen, wenn er sie kurz ansah, ohne ein Wort mit ihr zu sprechen. Am liebsten würde sie ihn einfach in den Arm nehmen, doch das wäre ihm sicherlich unangenehm. Ihr war auch nicht ganz klar, wieso Snape so nervös war, schließlich sprach wirklich alles für seine Unschuld. Selbst wenn das Gericht ihn, aus irgendwelchen Umständen, verurteilen würde, würde Harry Einspruch erheben. Er würde nicht nach Askaban geschickt werden, Das würde auch sie nicht zulassen. Alle standen hinter ihm und doch verhielt er sich merkwürdig angespannt – zumindest für seine Verhältnisse.

Harry erklärte den Anwesenden kurz, was passieren würde, wenn die Anhörung startete und wie das Gericht die Verhandlung leitete.

„Es wird schon alles gut gehen!", beruhigte McGonagall Hermine lächelnd, die wenige Meter weiter in der Mitte des Raums stand und ihr freundlich zulächelte. Die Beziehung zu Minerva war in den letzten Wochen noch intensiver geworden, als zuvor. Sie freute sich sowohl für Hermine, als auch für Snape, der durch die Beziehung wirklich deutlich annehmbarer geworden war. Und das Schöne an ihrer Freude war, das sie zu hundert Prozent ehrlich gemeint war.

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