18. Emotionen

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Würde mich wirklich über ein Review freuen! :)

LG

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Also kurz vorab, um ein paar ungeklärte Fragen zu beantworten.

1. In Hogwarts können sowohl Hermine, als auch Severus, wieder zaubern, da die Schutzzauber auf den Ländereien eine direkte Verbindung zum Ministerium verhindern.

2. Der, oder die, Schulleiter/in von Hogwarts hat die Kontrolle über den Aufenthalt jeglicher Besucher, Schüler und Lehrer. Sprich, wenn das Ministerium die Auslieferung von einer Person innerhalb der Mauern von Hogwarts fordert, dann hat, in diesem Falle, Minerva McGonagall das letzte Wort. Gleichzustellen mit dem Asylgesetz in einer Kirche.

3. Aufgrund von Harrys und Kingsleys Besuch und der bevorstehenden Anhörung von Snape, wurde sowohl die Jagd auf Hermine, als auch auf Severus, eingestellt. Zumindest die Jagd der Auroren. *zwinker*


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Hermine faltete ihre Hände in ihrem Schoß und starrte mit einem traurigen Blick auf den Boden. Wie hatte sie nur denken können, dass Snape sich verändert hatte? Er war immer noch derselbe furchteinflößende, zurückgezogene, verbitterte Professor, der niemanden an sich heran ließ. Niemanden.


Wie hatte sie sich nur einbilden können, dass er sie an sich heranlassen würde? Wie naiv war sie bitte gewesen?

Seufzend hob sie ihren Kopf und schaute in McGonagalls ungeduldiges Gesicht.

„Wo ist Severus denn nur?", schüttelte die alte Schulleiterin gereizt ihren Kopf, die grau-melierten Haare zu einem Dutt aufgesteckt und ihre halbmondförmige Brille langsam von der Nase rutschend.

Hermine zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern. Vielleicht würde er ja gar nicht auftauchen. Vielleicht war das auch besser so.

„Hermine, meine Liebe, ist alles in Ordnung?", riss McGonagall sie plötzlich aus ihrer Lethargie und erschrocken begegnete sie ihrem besorgten Blick.

„W-was? Ja.", stotterte sie irritiert. „Er müsste ja bald kommen."

Misstrauisch verengte McGonagall ihre Augen zu Schlitzen, doch bevor sie Hermine weiterhin befragen konnte, klopfte es unwirsch an der Tür.

„Herein, Severus!", rief sie ein wenig ungehalten und schwang mit der Hand durch die Luft. Die Tür wurde, noch bevor Snape die Klinke berühren konnte, aufgestoßen, was ihr einen ziemlich verärgerten Blick einbrachte.

„Minerva, ich glaube dass ich im Stande bin, die Türe selbst zu öffnen.", begrüßte er sie trocken und blieb mitten im Raum stehen, den Blick skeptisch umherstreifend. „Nettes Büro."

Er betrachtete die aufgeräumten Bücherregale, die in Albus Zeit wesentlich unordentlicher gewesen waren, den riesigen Teppich, der unter dem Schreibtisch der neuen Schulleitern lag und versuchte vehement den Blick zu den Gemälden der ehemaligen Schulleiter zu verhindern.

„Setz dich, Severus.", schnaubte McGonagall, deutete mit ihrer Hand auf den Stuhl neben Hermine, die sich bis jetzt nicht gerührt hatte und schüttelte entnervt ihren Kopf. „Du bist spät dran!"

Snapes Augenbrauen suchten schon wieder den Weg nach oben. Zögerlich setzte er sich auf den Stuhl, lehnte sich zurück und kreuzte seine Beine übereinander.

„Es durfte mich ja auch niemand sehen, Minerva.", beantwortete er ihren wütenden Blick, der mehr sagte, als tausend Worte.

„Jaja, Severus. Ist gut! Nun lasst uns bitte anfangen, in einer Stunde habe ich einen Termin bei Kingsley."

Ihre nervöse, hektische Art, machte auch Hermine ein wenig unruhig. Seit wann war die Schulleiterin so aufgelöst?

„Viel zu tun, Minerva?", bemerkte Snape trocken, wurde jedoch von ihrem ermahnenden Blick unterbrochen.

Tief ein und ausatmend, so als müsste sie sich zusammenreißen, wandte sie ihren Kopf nun Hermine zu.

„Hermine, bitte beginne doch von vorne. Deine Erzählung wird wohl ein wenig detaillierter ausfallen, als die von Severus es je könnte."

Ihr zorniger Blick huschte kurz zu dem besagten Täter, was dieser nur mit einem erneuten augenbrauenhochziehen quittierte.

Hermine zögerte kurz – Snape und sie hatten nicht darüber gesprochen, was sie McGonagall erzählen wollten. Wie auch? Wenn sie an die Bilder von eben dachte, war das auch selbstverständlich. Obwohl die Bilder von eben alles andere als selbstverständlich waren...

„Also...", seufzte Hermine leise, den Blick stur in McGonagalls Gesicht geheftet, um Snape keinerlei Beachtung schenken zu können. „Mr. Snape ist..."

„Stopp!", unterbrach McGonagall sie. „Mr. Snape?"

Irritiert schüttelte Hermine ihren Kopf. Verdammt! Sie hatte an den Disput zwischen ihr und Snape gedacht, an seine kalte, distanzierte Stimme, die ihr weismachte, ihn zu siezen.
Auch wenn Hermine vehement versuchte ihren Kopf nicht zu Snape umzudrehen, so spürte sie seinen brennenden, kalten Blick auf ihrem Gesicht, der ihr klar machen sollte, dass sie sich gefälligst zusammenreißen musste! Und er hatte Recht.

„Natürlich.", atmete sie hörbar aus. „Das ist einfach eine alte Angewohnheit."

Sie zwang sich zu einem Lächeln und bedachte Snape mit einem entschuldigenden Blick, um ihre Worte zu unterstreichen. Die Leere, die sie in seinen Augen sah, ließ sie erschrecken. Da war nichts mehr, keine Emotion, kein Gefühl, nichts. Nur eine kalte, undurchdringbare Maske.

„Oh ja, meine Liebe! Das kann ich mir gut vorstellen!", stimmte McGonagall ihr nickend zu. „Aber deine Schulzeit ist längst vorbei! Also fahr fort!"

„Du weißt ja, was laut dem Tagespropheten im Bootshaus vor 6 Jahren passiert ist. Nur entspricht das nicht der ganzen Wahrheit.", fing sie erneut an zu erzählen. „Nun ja, vor 6 Jahren habe ich
Severus...also..."

Stockend knetete Hermine ihre Hände in ihrem Schoß. Wieso hatte sie plötzlich solche Schwierigkeiten, McGonagall die Wahrheit zu erzählen? Lag es an der Tatsache, dass sie sie all die Jahre angelogen hatte oder einfach nur daran, dass Snape sie so abwartend ansah?

McGonagall jedoch schwieg bedächtig.

„Also...", begann Hermine erneut, doch die Worte wollten einfach nicht über ihre Lippen kommen. Sie hatte ihn gerettet. Mehr musste sie nicht sagen. Sie hatte ihn gerettet, obwohl er nicht gerettet werden wollte. Sie hatte keine heroische Tat getan, nein, sie hatte ihm eine Bürde aufgelastet, die er einfach nur ablegen wollte. Sein Leben.

„Sie hat mir das Leben gerettet.", beendete Snape tonlos ihren Satz, während Hermine unsicher auf ihre Füße starrte und sich zusammenreißen musste, ihm nicht in die Augen zu schauen, zu weh hätte die Kälte in seinem Blick ihr getan.

„Du hast...Severus das Leben gerettet?", rief McGonagall überrascht und schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber wieso hast du nie etwas gesagt?"

Unruhig biss Hermine sich auf die Lippe und versuchte dem enttäuschten Blick ihrer ehemaligen Professorin auszuweichen.

„Es tut mir leid, Minerva. Ich konnte einfach nicht...darüber sprechen.", hauchte sie schmerzerfüllt und schüttelte sich, als ihr all die Alpträume in den Sinn kamen, die sie Nacht für Nacht heimgesucht hatten. All die schrecklichen Gefühle und Emotionen, die ihr Leben so beeinflusst hatten. Und es noch taten.

Snape starrte Hermine mit einem undefinierbaren Blick. Sie drehte ihren Kopf herum, erwiderte seinen Blick und versuchte zu ergründen, was er über sie denken musste. Sie starrten sich einfach nur an, ohne wirklich zu erkennen, was der jeweils andere fühlte.

„Beim Barte des Merlin! Dass ich das nochmal erleben darf!", rief McGonagall plötzlich und sowohl Hermine, als auch Snape, rissen ihre Köpfe herum, um sie mit einem verwirrten Blick zu betrachten.

„Was darfst du nochmal erleben, Minerva?", fragte Snape kühl und verzog missmutig sein Gesicht.
Hermine schüttelte nur verständnislos den Kopf. Wurde McGonagall nun verrückt?

„Du magst sie, Severus!", sagte sie begeistert und lächelte Hermine zu. „Dass ich das nochmal erleben darf!"

Snapes Brauen suchten wieder das Weite und seine Augen hafteten mit einem mörderischen Blick auf seiner ehemaligen Kollegin, da er die Erkenntnis ihrerseits anscheinend mit weniger Freude teilte.
Doch er schwieg.

Sein Schweigen erstaunte Hermine. Hieß das etwa, dass er sie tatsächlich mochte?

„Unglaublich! Professor Snape findet seine Schülerin sympathisch!", bohrte McGonagall weiter, während sie seinen wütenden Blick ignorierte. „Wirklich unfassbar!"

„Ehemalige Schülerin, Minerva. Und ich bin Hermine auf ewig dankbar. Sie hat mir mein Leben gerettet.", entgegnete er zornig, da ihm das Gehabe der alten Schulleiterin anscheinend missfiel. „Und jetzt lass Hermine weitersprechen, das ist doch wirklich kindisch!"

Grinsend nickte sie ihm zu, kam jedoch nicht umhin, ihm nochmal einen anerkennenden Blick zuzuwerfen, dass er nur mit einem entnervten Augenrollen quittierte.

Hermine starrte Snape fassungslos an.

„Gut, erzähl weiter, Hermine.", sagte McGonagall überzeugt und ihr Ton riss sie aus ihren Gedanken.
Sie holte tief Luft, um dann fortzufahren.

„Severus ist also vor wenigen Wochen bei mir zuhause aufgetaucht und...", erklärte sie weiter, doch alles in ihr blockierte ihren Mund, weiterzusprechen. Was war nur mit ihr los? Snape machte sie nervös, die Bilder von eben wollten nicht mehr aus ihrem Kopf verschwinden. Er mochte sie also, aber er mochte sie auch nicht? Wieso hat er sie dann abgewiesen? Wieso war er immer so ungerecht zu ihr?

„Hermine?", hakte McGonagall besorgt nach und bedachte sie mit einem irritierten Blick. Unsicher schüttelte Hermine ihren Kopf.

„Ich..."

Sie musste hier raus. Das war zu viel. Diese Spannung, diese Erwartung von McGonagall, Snapes Blick auf ihrem Gesicht – sie musste hier raus!

„Es tut mir leid.", stieß Hermine hervor, sprang auf und lief aus dem Büro ihrer ehemaligen Professorin. Der Wasserspeier fuhr langsam nach oben, viel zu langsam für ihren Geschmack.

Der steinerne Phönix schaute sie schon fast ein wenig vorwurfsvoll an - auch wenn sie in ihrer jetzigen Verfassung stark bezweifelte, dass er sie überhaupt mit irgendeiner Emotion ansehen konnte - als sie hektisch auf das auftauchende Plateau stieg und herunterfuhr.

Nervös ging Hermine mit schnellen Schritten durch den dunklen Korridor, wobei sie immer wieder versuchte zu verdrängen, was sowohl McGonagall, als auch Snape, jetzt von ihr denken mussten. Aber sie hielt diesem Druck einfach nicht stand! Dieses Gefühlschaos in ihrem Inneren nahm ihr fast den Atem, so sehr musste sie sich anstrengen nicht aufzuschreien. Diese plötzlichen, auftretenden Emotionen, die sie in seiner Gegenwart verspürte, von Wut, über Freude, bis hin zu einem heftigen Verlangen nach körperlicher Nähe, kam ihr so absurd, fremd und doch vertraut vor, dass sie ihren Kopf am liebsten gegen die Wand geschlagen hätte! Wieso konnte sie die Bilder nicht verdrängen, wie er sie küsste, wie er mit seiner Handfläche über ihre Wange strich...und dabei waren diese Probleme bei Weitem nicht ihre Schlimmsten! Ihr komplettes Leben war auf den Kopf gestellt, sie wusste nicht mehr wo es begann und wo es endete. Diese ganzen verwirrenden Gefühle ließen keinen Platz mehr für ihre sonst so durchdachten, intelligenten Gedanken, die alles abwogen und ihr in fast allen Situationen den richtigen Weg aufzeigten. Es war, als ob Hermine sich plötzlich neu kennenlernte – als ob etwas in ihr, das sie zuvor nie gekannt hatte, plötzlich empor stieg und ihr ganzes Bewusstsein ausfüllte, mit unbekannten und irrationalen Emotionen.

Und doch sollte sie sich neutral und teilnahmslos in seiner Gegenwart verhalten? Wie? Es war einfach zu viel auf einmal!

Keuchend ließ sie sich an die kalte, raue Mauer fallen, wohlwissend, dass sie mitten auf dem Korridor stand und jeder vorbeigehende Schüler eine ziemlich aufgelöste Heldin vorfinden würde, die vor 6 Jahren mit Harry Potter und Ronald Weasley zusammen die Zauberwelt gerettet hatte.

Schnaubend schüttelte sie ihren Kopf. So gerne sie Harry auch mochte und ihn als guten Freund wertschätzte, er war nicht der Held, der gefeiert werden sollte! Nein!

Snape war derjenige, der sein ganzes Leben lang auf sein eigenes Leben verzichtet hatte, nur um Harry zu schützen, ihm zu helfen und dabei hatte er seinen eigenen Tod in Kauf genommen. Es war so ungerecht! So unfair!

Wütend trat Hermine mit einem Fuß gegen die kalte Steinmauer, bereute es jedoch sofort, da ein unsäglicher Schmerz durch ihr Bein zuckte. Wieso war sie plötzlich so zornig? Es war zum Verrücktwerden!

Er machte sie verrückt! Als er vor wenigen Tagen in ihrem Wohnzimmer aufgetaucht war, hatte sie so sehr gehofft, dass seine Antworten ihren Schmerz und die darauffolgenden Alpträume lindern würden! Sie hatte so sehr gehofft, dass sie nun endlich wieder ‚leben' könnte, dass diese schrecklichen Gefühle, diese ständig währende Angst, endlich verschwinden würde. Doch sie hatte sich getäuscht. Es war nur schlimmer geworden.

Plötzlich traten Tränen in ihre Augen. Wieso konnte sie diese Dinge nicht einfach hinter sich lassen? Schluchzend sank sie an der rauen Wand hinunter, den Kopf zwischen ihren Knien geklemmt, die Haare wie eine Schutzmauer davor hängend, so als ob sie diese Geste unsichtbar machen würde.
Wann hörte dieser Alptraum endlich auf? Die scharfen Worte von Snape hallten in ihrem Kopf wieder.

„Sie hätten mich einfach sterben lassen sollen! Ich wollte nicht mehr leben! Das war mein Schicksal! SIE HÄTTEN MICH STERBEN LASSEN SOLLEN, HERMINE!"

Zitternd vor Wut, schüttelte sich die junge Hexe. Er wollte sterben? Dann sollte er eben sterben! Sie ließ sich nicht mehr behandeln wie eine Schülerin, die er herumkommandieren konnte. Nein! Sie war eine erwachsene Frau, eine Frau, die sich nicht so behandeln ließ!

Voller Zorn raffte sich die junge Hexe auf, fest entschlossen, ihren Gedanken sofort in die Tat umzusetzen. Es war nicht mehr ihre Aufgabe! Er ließ sich nicht von ihr helfen! Sie würde wieder nach Hause apparieren, nach London, in ihre Wohnung, in ihr Leben. Sie würde ihr Leben neu sortieren und ihre Probleme lösen.

Energisch wischte Hermine sich einige Tränen aus ihrem Gesicht und ging in Richtung ihres Zimmers.

Es war mittlerweile kurz nach 21 Uhr. Hermine hatte gar nicht bemerkt, wie lange sie auf dem kalten Steinboden gesessen hatte.

Kein Schüler war auf den Gängen zu sehen, da das Regelwerk von Hogwarts das „Herumstreunen" von Schülern nach 21 Uhr streng untersagte.

Erleichtert, wenigstens niemandem zu begegnen, lief sie zu ihrem Zimmer, der sich im Westflügel befand. Völlig außer Atem zückte sie ihren Zauberstab, öffnete die Tür und schnappte sich etliche Bücher und Pergamentrollen, die aufgeschlagen im ganzen Zimmer vorzufinden waren. Die letzten Stunden hatte sie damit verbracht, sich über den vermeintlichen Horkrux in Snape zu informieren, hatte Fakten und fiktive Phantasien miteinander verbunden, versucht Parallelen zu entdecken und alles aufgeschrieben, was Harry ihr und Ron vor sechs Jahren über Voldemorts Horkruxe erzählt hatte.

Vielleicht würden diese Aufzeichnungen Snape irgendwie helfen, sie würde sie Snape vor die Wohnungstür legen. Auch wenn sie wenige Anhaltspunkte gefunden hatte, so war sich die junge Hexe zu 99 Prozent sicher, dass Snape ein ungewollter Horkrux war.

Sie schnappte sich ihre kleine Handtasche, rollte die Pergamentrollen zusammen, klemmte sie unter ihren linken Arm und riss die Tür auf.

Erschrocken stießHermine einen spitzen Schrei aus, als Snape, mit erhobener Hand und grade imBegriff zu klopfen, zum Vorschein kam.

AlpträumeWhere stories live. Discover now