Kapitel 11

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Jongin pov.

Sobald ich das Zimmer verließ, kam mir schon mein Boss in Gefolgschaft von drei weiteren Männern hinein. Seufzend sah ich ihnen durch die offene Tür zu, wie sich zwei über den schlafenden Kyungsoo beugten und ihm eine Haube aufsetzten, die wie die eines EEGs aussah. Mich ignorierten sie einfach, auch als sie an mir vorbei wieder das Zimmer verließen und in das Nebenzimmer gingen, um dort ihre Arbeit zu verrichten. Die Tür vor mir fiel leise ins Schloss und versperrte mir so den Blick auf Kyungsoo. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter, weshalb ich mich erschrocken zu meinem Boss drehte. "Du kannst nach Hause gehen", sagte er. Dass er Kyungsoo nun hatte, schien ihm ziemlich gute Laune zu bereiten. "Passt schon, ich bleibe hier." Immerhin hatte ich ihm gesagt, dass ich von Zeit zu Zeit nach ihm sehen würde, also würde ich ganz sicher nicht nach Hause fahren.

Ja, ich hatte ihn ausgeliefert, also war es auch meine Schuld, dass er nun hier war. Trotzdem war ich besorgt, dass sie irgendwann etwas mit ihm anstellen könnten, was ihm Schmerzen bereiten könnte. Keine Ahnung, was ich bei so einem eintretenden Fall machen sollte, aber mir würde dazu schon dann etwas einfallen. Immer noch in Gedanken machte ich mich auf den Weg zu der nächsten Kaffeemaschine, um mir eine Tasse zu machen. Das würde eine lange Nacht werden. In Kyungsoos Zimmer war natürlich auch eine Kamera, weshalb ich mich in den Raum setzte und ihn über den Bildschirm beobachtete. Man konnte wegen den Dunkelheit nur seine Umrisse sehen. Was er wohl gerade träumte? Diese Sachen waren streng geheim, auch für mich. Nur mein Boss und seine engeren Vertrauten wussten, was Kyungsoo auch in Zukunft noch träumen würde.

Um ehrlich zu sein, ich wusste nicht ob seine Gabe ein Fluch oder Segen war. Immerhin war er nur wegen dem hier überhaupt gelandet. Am liebsten wüsste ich viel mehr darüber, doch ich war ja nur ein einfacher Handlanger. Dabei hatte ich auch eine wichtige Aufgabe, immerhin habe ich ihn zu ihnen gebracht. Innerlich war ich hin und hergerissen- ich mochte Kyungsoo. Doch dann dachte ich wieder an meine Arbeit und das grausame Gefühl der Macht durchströmte mich. Wenn Mister X sein Ziel erreicht hatte, würde bestimmt auch für seine Helfer etwas herausspringen. Frustriert biss ich mir auf der Lippe herum, sah wieder auf die sich gleichmäßig bewegenden Umrisse seines Oberkörpers. Oder sollte ich doch allem den Rücken kehren, mich heraushalten und mein Leben wie davor weiterleben? Dann müsste ich mir jetzt nicht die ganze Nacht Gedanken machen, was falsch und richtig ist. Verdammt, ich war verwirrt. Ich sollte kein schlechtes Gewissen und Mitleid haben..

Leicht gab ich mir selbst eine Ohrfeige und trank einen Schluck Kaffee, um auf andere Gedanken zu kommen, verließ dafür letztendlich auch den Raum mit den Bildschirmen. Die ganze Nacht tigerte ich in dem gesamten Gebäude herum, ging immer wieder an die frische Luft oder machte mir einen neuen Kaffee. Zwischenzeitlich hatte ich es mir auf einem Sessel gemütlich gemacht, auf dem ich um ungefähr fünf Uhr morgens für zwei Stunden eingenickt war. Erst als immer mehr Leute kamen, wachte ich mit dem wachsenden Lärmpegel auf. Erst einmal streckte ich mich, bis meine Gelenke knackten und machte mich dann wieder auf den Weg zu dem Raum. Die drei Stühle vor den vier Bildschirmen waren alle besetzt, weshalb ich mich einfach an die Wand lehnte. Kyungsoo war wach, hatte auch nicht mehr die Haube auf und sah sichtlich verwirrt aus. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen... was ich letztendlich auch tat. "Guten Morgen", begrüßte ich ihn und lächelte leicht, als ich seinen Raum betrat. "Morgen", erwiderte der Kleinere, der nach wie vor auf seinem Bett saß. "Du siehst müde aus. Kaffee?", bot er mir an, mit einem Blick auf das Tablett mit Essen vor ihm. "Nein danke, ich hab in der Nacht schon bestimmt drei Liter getrunken", wank ich ab. Dass man ihm Kaffee gab? Immerhin hielt ihn das vom Schlafen ab. Aber es war ja auch erst morgens.

Um mir nicht noch mehr unnötige Gedanken darüber zu machen, setzte ich mich auf einen Stuhl und sah zu ihm. "Wie hast du geschlafen?" Kyungsoo seufzte leise bei meiner Frage, zuckte dann nur mit seinen Schultern. "Zuhause würde ich besser schlafen." Nun war ich an der Reihe zu seufzen und wollte gerade etwas darauf erwidern, als mein Boss den Raum betrat. "Jongin du kannst gehen, man braucht dich woanders." Mit einem falschen Lächeln sagte er mir nett, dass ich mich verpissen sollte. Ich nickte nur, stand dann auf und lächelte Kyungsoo zu, ehe ich den Raum verließ. Vielleicht sollte ich ihn doch nicht mehr besuchen? Dann würde dieses bedrückende Gefühl des Schuldbewusstseins nicht ständig sich in mir verbreiten. Am Liebsten hätte ich, dass alles wie am Anfang war, als ich ihn gerade erst kennengelernt hatte. Ohne Mitleid, Schuldbewusst und Sorge um den Kleineren. Himmel, ich bräuchte wirklich eine Runde Schlaf. Da ich wusste, dass man mich nirgendswo brauchte, ging ich zu meinem Auto und fuhr nach Hause. Was Kyungsoo wohl geträumt hatte? Naja, früher oder später würde ich es schon noch mitbekommen. Das tat ich sogar schon nach zwei weiteren Stunden, in denen ich gerade geschlafen hatte, als in den Nachrichten kam, dass genau vor dem Gebäude in dem Kyungsoo war, jemand ein Auto in die Luft gesprengt hatte. Immerhin wusste ich zumindest, dass sie erst einen Testversuch mit ihm machen wollten, ob es denn überhaupt klappte, seine Träume zu kontrollieren. Sollte das wirklich die Folge eines Traums sein, hatte es wohl offensichtlich geklappt.
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Kapitel von jiminslostearring

Wenn Träume wahr werden (Kaisoo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt