Kapitel 17

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Jongin pov

Tage verstrichen, und ich hatte Kyungsoo kein einziges Mal gesehen. Ich vermisste ihn mehr als ich zugeben würde. Seine Stimme, seine weichen Haare, seine vollen Lippen. Vielleicht mochte ich ihn auch mehr als ich zugeben würde, aber das war ein anderes Thema.

In letzter Zeit war ich eigentlich nur in der Organisation gewesen oder bei mir zu Hause, um nachzudenken. Im Moment war ich auch wieder zu Hause, doch in einer halben Stunde musste ich wieder dorthin, da ich Nachtschicht hatte. Doch jetzt, da ich wusste, dass ich Kyungsoo eh nicht sehen würde, wollte ich einfach nur alleine in meinem Bett bleiben und irgendwelche Serien suchten, um mich abzulenken. Wieso war das alles so unfair? Obwohl, ich hatte uns ja in dieses ganze Schlamassel gebracht. Wieso musste ich ihn nur dort hin bringen? Ich hätte einfach ihn in mein Auto packen und so weit weg wie möglich fahren sollen. Nur wir beide, ohne diese ganzen Probleme. Wenn er einen Albtraum hätte, würde ich ihn an mich drücken und über seine Seiten streichen, bis er sich beruhigt hätte und wieder eingeschlafen war. Würde er krank sein, könnte ich mich um ihn pflegen und jeden Abend mit ihn in meinen Armen einschlafen. Wieso musste ich mir das verbocken?

Frustriert fing ich an, mich anzuziehen und mich auf eine Nacht voller weiteren Beschuldigungen vorzubereiten. Hätte ich gewusst wie sie enden würde, hätte ich mich einfach krank gemeldet.

Im Auto hörte ich nicht mal- wie sonst eigentlich immer- Musik, sondern hing nur meinen Gedanken nach, bis ich angekommen war und seufzend Ausstieg. Sonst wäre ich ja zu Kyungsoo gegangen, aber ich wusste ja nicht wo er war. Und meinen Versuch, in dem Gebäude mich umzusehen, war auch gescheitert. Ich merkte, dass mein Boss mir gegenüber immer skeptischer wurde, also würde es mich nicht wundern, würde er mich doch auf einmal feuern, um das Risiko, Kyungsoo zu verlieren, zu verringern.

Als ich das Gebäude betrat, hatte ich das Gefühl, mich noch schlechter zu fühlen. Kyungsoo, ich würde dich hier noch raus bringen und was gut machen was ich angestellt hatte.
Also musste ich aufpassen, um ja nicht gefeuert zu werden.

"Jongin, gut dass du da bist, du musst heute mit dem Boss zu jemanden fahren", gab mir jemand Bescheid. Keine Ahnung wer, hier arbeiteten zu viele. Ich würde mit dem Boss zu jemanden fahren? Wieso genau ich? Nach einer Stunde bekam ich dann Bescheid, wann wir fahren würde. Wieso genau ich?

"Du fragst dich bestimmt warum ich dich ausgewählt habe?", sagte mein Boss, als wir nebeneinander auf den Rücksitzen eines seiner Autos saßen. Der Fahrer zeigte keine Reaktion, sah einfach nur stumm auf die Straße und brachte uns näher an unser Ziel.

Als Antwort nickte ich nur, sah dann von vorne zu meiner linken Seite.
"Du kannst dir bestimmt denken, dass mein Vertrauen in dich immer weiter verloren gegangen ist, Jongin. Also will ich dir zeigen was passiert, wenn jemand mein Vertrauen nicht mehr hat." Ein böses Lächeln schlich sich auf die Lippen von ihm, was mich schwer schlucken ließ. Wieso ahnte ich überhaupt nichts Gutes?
"Was passiert denn?", fragte ich, worauf er gleich gar nicht reagierte. Ich würde es früher oder später eh noch sehen.

Ich stieg gleichzeitig mit ihm aus, der Fahrer blieb sitzen uns sah immer noch regungslos auf die Straße, obwohl wir gar nicht mehr fuhren. Gruseliger Kerl, aber er hatte vermutlich gelernt, nichts zu machen.
Nachdem mein Name schon ungeduldig gesagt wurde, beeilte ich mich, meinem Boss in das Hochhaus zu folgen und sah mich um. Was taten wir hier? Es war ein Wohnhaus, und vom Erdgeschoss konnte man schon erkennen, dass hier nur reiche Leute wohnen konnten. An der Tür stand ein Sicherheitsmann, der aber ohne mit der Wimper zu zucken uns weiter gehen ließ.

Die nächsten Minuten verliefen schweigend, da ich immer noch überlegte, was wir hier machten. Im obersten Stockwerk stiegen wir aus und gingen immer noch schweigend zu einer Tür, die nur angelehnt war. Von innen konnte man Stimmen hören, die wohl über etwas diskutierten.

"Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr", beschwerte sich einer der beiden Männer, als wir den Raum betraten. Der zweite war auf einem Stuhl gefesselt und sah einerseits wütend, andererseits panisch zwischen uns her. Was lief hier?

Ein überraschter Schrei verließ meine Kehle, als mein Boss eine Waffe auspackte und auf den Kopf des einen Mannes zielte und ohne zu zögern abdrückte. Das alles war innerhalb ein paar Sekunden passiert, schneller als ich hätte reagieren können. Geschockt sah ich auf den toten Mann in dem Stuhl vor mir und schluckte die Galle hinunter, die mir hochgekommen war.

"Und genau das passiert, Jongin, wenn ich jemanden nicht mehr traue. Willst du das?"

Eine halbe Stunde später waren wir wieder in der Organisation angekommen. Mein Gesicht zierte immer noch ein Ausdruck des Schreckens, ständig wiederholte sich h vor meinem inneren Auge, wie dem Mann von einem auf die andere Sekunde das Leben genommen wurde. Einfach so, durch eine einfache Bewegung eines Fingers.

Ich lief meinem Boss wortlos nach, folgte ihm in einen relativ dunklen Raum.

"Jongin?", hörte ich die Stimme, die ich seit Tagen wieder hören wollte. Sofort vergaß ich den Mord und rief Kyungsoos Namen, der wohl auch hier im Raum war. Endlich war ich wieder bei ihm. Ehe ich zu ihm stürzen konnte, er stand hinter zwei Männern, die ihn wohl bewachten, wurde ich grob an der Schulter gepackt und wieder umgedreht.
"Denk an meine Worte", erlangen die harschen Worte. Natürlich, die Vertrauenssache.

"Jedoch habe ich diese Nacht noch eine Aufgabe für dich. Wenn du wirklich deine Treue beweisen willst, dann töte diesen Mann." Geschockt sah ich in das kalte Gesicht meines Vorgesetzten, spürte wie er mir kaltes Metall in die Hand drückte, hörte, wie ich die Tür öffnete und ein Mann in den Raum zu uns geschubst wurde.

Kyungsoo kreischte ein hohes "nein!", als er wohl realisierte was das hieß. Ich sollte diesen Mann vor mir töten. Ich hatte ihn schon öfters auf den Gängen gesehen, er war immer freundlich gewesen. Und ihn solte ich umbringen, um meine Treue zeigen?

Minuten lang herrschte Stille, bis auf das leise Schluchzen von Kyungsoo. Es tat mir so leid. Doch ich musste es machen, wenn ich Kyungsoo hier herausbringen wollte. Selbst wenn er mich danach hasste- und ich mich selbst auch- Kyungsoo war mir wichtiger als dieser Mann. Wenn noch mich recht entsinnte, wurde er hier festgehalten um hier zu arbeiten, da er mal irgendwann irgendetwas angestellt hatte.

Aber das war doch keine Entschuldigung ihn umzubringen verdammt! In mir herrschte ein verwitterter Kampf. Es war mir sogar egal, dass ich sterben würde, würde ich es nicht machen, doch Kyungsoo würde sein ganzes Leben lang hier eingesperrt sein und es würden nich weit mehr Menschen sterben.

Stumm liefen mir Tränen über die Wange, als ich die Waffe langsam anhob. Kyungsoo schrie lauter meinen Namen, dass ich aufhören sollte.

"Es tut mir leid", flüsterte ich und drückte auf den Abzug.
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Kapitel von jiminslostearring

Wenn Träume wahr werden (Kaisoo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt