Kapitel 14

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Jongin pov

"Fuck fuck fuck", fluchte ich immer wieder als ich das ganze Blut und das Erbrochene sah. Kyungsoo war in meinen Armen ohnmächtig geworden, was mich innerlich komplett in Panik versetzte. Erst als ich laut nach Hilfe schrie - wieso war gerade kein Idiot an den Kameras? - kamen zwei Männer in das Zimmer gestürmt und ich wurde einfach hinausgeschoben.

Vor der geschlossenen Tür, die mir die Sicht auf Kyungsoo verwehrte, tigerte ich Nervös auf und ab. Meine Gedanken und Sorgen drehten sich im Kreis und ich hatte das Gefühl, selbst vor Aufregung kotzen zu müssen. Es war ungewohnt. Noch nie war ich in solch einer riesigen Besorgnis über jemanden gewesen. Noch nie hatte ich so oft an jemanden gedacht, und noch nie hatte ich es so sehr wie jetzt bereut, den Kleineren an diese Organisation hier ausgeliefert zu haben. Ob er wusste? Ahnen tat er es bestimmt, dass ich tief mit drinnen steckte.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als jemand die Tür öffnete. Sofort stürzte ich dafür zu Kyungsoo, achtete nicht mehr auf die zwei Männer, die mich erst aufhalten wollten. Das Erbrochene war vom Boden aufgewischt worden und das Bett frisch bezogen. Kyungsoo sah aus als wäre er tot. Leichenblass im Gesicht, doch sein schmaler Körper hob und senkte sich bei jedem Atemzug.

"Es tut mir so leid", flüsterte ich, als ich mich zu ihm an den Bett Rand setzte und sanft über die Decke strich. Nur der obere Teil seines Gesichtes lag frei, der Rest war unter der Decke.
"So schrecklich leid." Fest biss ich mir auf die Unterlippe, bis ich Blut schmeckten konnte. "Ich wollte das alles doch nicht", murmelte ich weiter. Natürlich wusste ich dass er mich nicht hören konnte, aber es ihm ins Gesicht sagen konnte ich auch nicht. "Weißt du, als ich dich kennengelernt habe, dachte ich mir an meinen Job. Hast du eine Ahnung wie viel Geld ich dafür bekommen habe? Und jetzt bereue ich nichts mehr als das." Ich schloss meine Augen und legte den Kopf in den Nacken. "Ah, was mach ich hier eigentlich?" Seufzend stand ich auf und strich durch seine braunen Haare. "Schlaf gut, Soo." Und mit diesen Worten verließ ich dann das Zimmer, nur um schon wieder von meinem Boss abgefangen zu werden.

"Jongin, wir müssen reden", fing er mit neutraler Mine an. Innerlich konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen, da es so Klang, wie wenn jemand Schluss machen würde.
Schnell, er war schon losgegangen, folgte ich ihm in sein Büro.
"Ich komme gleich zur Sache", fing er an, als er sich auf seinen großen Schreibtischstuhl setzte. "Du bist nicht mehr für Kyungsoo zuständig. Nur eine Hand voll von Leuten wird mit im zutun haben, da ich das Risiko verhindern möchte, dass jemand ihm hilft hier beispielsweise herausgekommen. Das hier ist keine Anschuldigung Jongin, doch bei dir besteht das größte Risiko, weshalb ich den Kontakt von euch beiden nun unterbinden werde."

Fassungslos hörte ich ihm zu, wir er mir mit ruhiger Stimme erklärte, dass ich mich von ihm fernhalten sollte. "Aber, aber", stammelte ich leise und strich mir durch die Haare, sah ihn dann verwirrt an.
"Ich versichere Ihnen, dass ich nichts machen werde, aber bitte lassen Sie mich zu ihm", bat ich einfach und sah ihn flehend an.

Kyungsoo hatte doch nur mich hier! Hastig schüttelte ich meinen Kopf und stand auf. "Das können sie nicht machen."
"Und wie ich kann, Jongin. Also hälst du dich freiwillig von ihm fern, oder es wird nicht gut für deinen kleinen Freund weitergehen", brauste er auf. Die Stimmung war schlagartig anders, davor hatte er noch ruhig gesprochen und jetzt triefte seine Stimme nur so vor Wut und Kälte. 

Schwer schluckte ich und wusste schon, dass ich keinen Chance hatte. Der Mann vor mir war nicht umsonst der Boss. Und natürlich merkte er sofort, dass er gewonnen hatte und grinste wieder. "Na siehst du, ist doch gar nicht so schwer. Und jetzt geh, ich habe noch zu tun." Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und verließ mit großen Schritten das Arbeitszimmer.

Noch auf dem Flur ließ ich mich auf den Boden sinken und lehnte meinen Hinterkopf an die kalte Wand. Was sollte ich jetzt machen? Immerhin konnte ich Kyungsoo doch nicht alleine lassen. Er war mir mehr ans Herz gewachsen als eigentlich geplant. Vermutlich würde er auch in ein neues Zimmer kommen, von welchem dann nur die ausgewählten Leute Bescheid wussten. Also nicht ich.

Erst Stunden später betrat ich wieder den Flur, bei welchem Kyungsoos jetziges Zimmer lag. Noch ein paar Minuten stand ich schweigend vor der Tür und atmete tief durch, ging dann zu ihm in das Zimmer. Ein paar Schläuche waren an ihm, um ihm vermutlich wieder mit Blut zu versorgen und wieder aufzupäppeln.

Sofort keimte in mir wieder die Besorgnis und mein schlechtes Gewissen auf. Das alles war meine Schuld.

Erst als ich mich wieder an die Bettkante setzte, bemerkte ich, dass Kyungsoo seine Augen offen hatte. "Wie geht's dir?", fragte ich sanft und hob leicht meine Mundwinkel. "Ich weiß nicht", antwortete er mir mit leiser Stimme und sah sich müde in dem Zimmer um. "Wieso bist du hier?"
"Darf ich nicht nach dir sehen?", schmunzelte ich, wurde aber gleich wieder ernster. "Ich bin hier um mich zu verabschieden, Soo. Ich darf nicht mehr bei dir sein, also werden wir uns ab jetzt nicht mehr sehen. Versprich mir, auf dich aufzupassen, okay?" Keine Ahnung wie er das machen sollte, aber nun gut.

Kyungsoo sah mich aus seinen großen Augen an, die, wenn überhaupt möglich, noch größer wurden als ich seine Wange - fast schon eher seinen Mundwinkel - küsste und aufstand. "Bis dann, du solltest noch ein bisschen mehr schlafen." Mit einem letzten Lächeln drehte ich ihm den Rücken zu und ging, ehe er noch etwas sagen konnte. Und noch als die Tür hinter mir in das Schloss fiel versprach ich ihm innerlich, dass ich ihn hier herausbringen würde.
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Kapitel von jiminslostearring

Wenn Träume wahr werden (Kaisoo FF)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant